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DONNERSTAG-ABEND-VERANSTALTUNGEN
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05. Juli 2018 | 19:30 Uhr I Eintritt frei
GALERIEGESPRÃCH mit Prof. Dietmar Petzold
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02. August 2018 | 19:30 Uhr I Eintritt frei
GALERIEGESPRÃCH mit Prof. Gerhard Schwarz und Steffen Christoffel
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Rede zur Ausstellungseröffnung von Prof. Dietmar Petzold
Liebe Freunde der Kunst von Dietmar Petzold, lieber Herr Prof. Petzold und liebe Frau Petzold, sehr verehrte Damen und Herren,
es ist mir eine besondere Freude und Ehre heute die Personalausstellung eines halleschen Künstlers in unserer Galerie eröffnen zu dürfen, der seit mehr als fünfzig Jahren auf das Engste mit der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle verbunden ist. Hier hat Dietmar Petzold selbst studiert und hier war er von 1970 an aktiv in der Lehre für künstlerische Grundlagen und Naturstudium tätig. Bis heute ist der 2005 emeritierte Professor als freischaffender Grafiker tätig. Nur das Rauchen hat er zwischenzeitlich aufgegeben. Dietmar Petzold engagiert sich für die Pflege des künstlerischen Erbes von Karl Erich Müller und wer ihn kennt weiÃ, dass er nicht einzig selbst als Autor Freude an schönen Büchern hat. Besonders hat es ihm die seit 1912 bestehende Buchreihe der Insel-Bücherei aus Leipzig angetan, welche er über Jahrzehnte sammelte.
âDiese Ecke bitte nicht wegwerfen!â soll der Professor die Arbeiter gebeten haben, welche sich gerade daran machten den alten Linoleum-FuÃboden im Aktsaal am Neuwerk zu entsorgen. Es war jener Bodenbereich, der jenseits jahrelanger Nutzung gut erhalten blieb und so in seinen Eigenschaften, mit fester Juteunterlage für künstlerische Arbeit bestens geeignet schien. Recht so, wie wir heute erleben dürfen. Denn ein groÃer Teil jener Linolschnitte, welche wir hier sehen, sind Kinder dieser FuÃbodenecke, die in einem Saal geboren wurden, der viele junge Menschen, wie der Meister selbst, sich zu Künstlern entwickeln sah.
Ãhnlich dem Holzschnitt ist der Linolschnitt, wie wir wissen, ein Hochdruckverfahren. Aus der Linoleumplatte wird das Negativ herausgearbeitet, wobei mit speziellen Messern in jede Richtung geschnitten werden kann. WeiÃlinienschnitte sind ebenso möglich wie Flächen- oder Schwarzlinienschnitte. Nachvollziehbar ist dieses übrigens wunderbar an der hier ausgelegten originalen Druckplatte von Dietmar Petzold zur Grafik unter dem sinnreichen Titel âDer Teufel steckt im Detailâ. Farbigkeit erreicht man z.B. durch Mehrfachdrucke. Dietmar Petzold coloriert seine Blätter nicht selten von Hand nachträglich. So entstehen auch in der Serie Unikate. Bekannte expressionistische Künstler wendeten diese Technik an. Henri Matisse oder Pablo Picasso sieht sich Dietmar Petzold offensichtlich verbunden, würdigt auf seine sehr persönliche Weise deren Werk mit Technik und Zitat.
âFigurationâ von 1987 und âErinnerung an einen Königâ aus dem Jahr 1988 sind die ältesten heute gezeigten Linolschnitte. Ungeahnte Symbolkraft sollte das jüngste grafische Blatt mit dem Titel âGuterhoffnungâ, welches 2017/18 entstand, erhalten. Das Schiff erreicht, vom Leuchtturm gewiesen und von hoher und bewegter See kommend, endlich den Hafen und wird nun bald für neue Fahrten bereit sein. So überwand Dietmar Petzold die ihn bald nach Fertigstellung des Blattes ereilende schwere Krankheit. Nach glücklich verlaufenem Genesungsprozess sind wir besonders dankbar Sie, lieber Herr Prof. Petzold, heute hier in unserer Mitte anzutreffen.
Die aktuelle Ausstellung will nicht das weitaus umfassendere Werk Prof. Petzolds repräsentieren, sondern befasst sich im Schwerpunkt mit Linolschnitten. Zusätzlich wird eine Auswahl an Collagen wie auch Aquatinten und Radierungen gezeigt.
Es ist eine Freude die Werke im Detail zu betrachten. Verweilen Sie so unbedingt zur näheren Betrachtung vor der Grafik âLandschaft mit Vorspielâ, einer Radierung aus dem Jahr 1980, hier als Sonderdruck zweier nahezu vergriffenen Auflagen zu sehen. Für Dietmar Petzold galt diese Arbeit damals als Debüt zu der grafischen Technik der Ãtzradierung. Es sind die phantasievollen Fabel- und Mischwesen, welche unsere Blicke auf sich ziehen, bevor wir zentral im mittleren Hintergrund die Marktkirche und den Roten Turm von Halle, eingerahmt von üppig wachsender Natur, wahrnehmen. Im Unterholz tummelt sich allerlei Kleingetier. Die feinen Grade der Druckplatte sind sauber gesetzt und mit Farbe ausgerieben, da rutscht nichts ins Schwarz oder Grau weg, jeder Strich sitzt brillant und wird zum Genuss, formt das kalkulierte Gesamterlebnis auch aus dem Detail heraus.
Wir erleben beeindruckt den Zyklus âBlack Boxâ, aus welchem fünf Grafiken ausgewählt wurden. In akribischer Feinarbeit erreichte es der Künstler Grauwerte sehr fein zu differenzieren und Konturen plastisch herauszuarbeiten. Thematisch legt sich der Künstler insgesamt nicht fest. Er bringt zur Ansicht was ihn und uns bewegt. Groà ist der Spielraum für persönliche Interpretation. So zeigt Prof. Dietmar Petzold die Stadt, in der wir leben, wie sie war oder wie sie sein könnte nicht als Veduten. âHallesche Gutbürgerâ erfahren Beachtung, auch Georg Friedrich Händel, der die Stadt in jungen Jahren verlieÃ, um weltweit nachhaltig von sich reden und vor allem hören zu machen.
Mit dem Kartonschnitt âDom VIâ aus dem Jahr 1998 nutzt Dietmar Petzold die dritte Dimension, um die tektonischen Merkmale sakraler Architekturformen und die darin eingebetteten figuralen Elemente herauszuarbeiten. Die drei übereinandergelegten sauber ausgeschnittenen und eingefärbten Kartonagen wirken wie ein grafisches Diorama (wohl auch wegen dieser ungewöhnlichen anmutenden Widersprüchlichkeit) eindrucksvoll auf den Betrachter.
Aufmerksam machen möchte ich sie zudem auf ein gezeichnetes Selbstporträt des Künstlers, welches im Jahr 1983 entstand. Als Hintergrund nutzte er einen Plakatandruck zur damaligen Ausstellung seines langjährigen Künstlerkollegen Prof. Willi Sitte. Aus damaliger, wie heutiger Sicht, für mich Zeichen sicher gegenseitiger Wertschätzung, auf der Basis respektvoller Auseinandersetzung, mit persönlicher und zweifelsfrei auch zeitgeschichtlicher Bedeutung.
Sehr verehrte Damen und Herren. Viele von Ihnen sind über Jahre hinweg bestens vertraut mit den Arbeiten von Prof. Dietmar Petzold, sind mit ihm bekannt oder befreundet. Auch wenn der Künstler nun zum wiederholten Mal in unserer Galerie ausstellt, entdecke ich immer wieder neue Facetten seines künstlerischen Werkes, die mich reizen und welche ich schätze. So können es auch einzig diese Eindrücke sein, welche ich voller Wertschätzung als Einstimmung auf die Ausstellung schilderte. Ich darf Sie also herzliche einladen mit dem Künstler in´s Gespräch zu kommen. Das kann heute sein, aber auch aus Anlass des Galeriegesprächs mit dem Künstler, welches am 05. Juli 2018 ab 19:30 Uhr hier in der Ausstellung stattfinden wird.
Gut, wenn ein Künstler Freunde hat. Ich danke allen, die am Aufbau der Ausstellung beteiligt waren. Lieber Herr Prof. Petzold, ich danke Ihnen auf das Herzlichste für diese wunderbare Ausstellung. Ach ja, zu Ihrem Geburtstag, den Sie vor zwei Tagen begingen, wünschen wir Ihnen aufrichtig alles erdenklich Gute, vor allem und von ganzem Herzen jedoch Gesundheit.
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Thomas Zaglmaier
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Halle (Saale), den 16.06.2018
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