40.000 Deutsche hängen im Ausland fest | Datendossier Corona | Probleme in der Pflege
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Stimme
des Westens

Moritz Döbler

04. April 2020

Liebe Frau Do,

mag sein, dass Sie in Zeiten von Kontaktsperre und Home-Office jemanden auf den Mond schießen wollen. Freundlicher wäre es, einen Himmelskörper zu wählen, auf dem es mindestens leidlich intelligentes Leben gibt. Nur dürfte sich das schwierig gestalten. Mein Kollege Ludwig Jovanovic hat sich mit der Suche der Nasa nach Außerirdischen beschäftigt, die seit 60 Jahren läuft. Bisher gab es kein Zeichen aus dem All, aber das muss ja nichts heißen.

Auf Hilfe aus anderen Welten können wir bei der Corona-Krise jedenfalls nicht hoffen, die müssen wir Menschen allein lösen. Aktuell stellt sich wieder die Frage, wie stark Deutschland die Grenzen abschotten sollte. In die Niederlande und nach Belgien sind sie noch offen, dort befürchtet man zu Ostern einen Ansturm aus Deutschland. Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) will die Schlagbäume offenbar schließen. Das Land NRW stemmt sich allerdings vehement dagegen. Warum er das bis auf Weiteres richtig findet, schreibt unser Chefkorrespondent Landespolitik, Maximilian Plück, in seinem Leitartikel.

Jenseits der Grenzen, im Ausland, vor allem in Südafrika, Neuseeland und Peru, hängen aktuell noch mehr als 40.000 deutsche Reisende fest: Wie Außenminister Heiko Maas (SPD) unserem Berliner Korrespondenten Jan Drebes sagte, sind in den vergangenen zweieinhalb Wochen rund 200.000 Bundesbürger zurückgeflogen worden. „Logistisch war das für alle Beteiligten ein Husarenstück.“ An manchen Tagen seien 20 Flugzeuge zugleich in der Luft gewesen

Im Inland ist der Kampf gegen das Virus für die Seniorenheime besonders schwierig, wie unser Chefkorrespondent Christian Schwerdtfeger recherchiert hat. Denn zum einen gehören die Bewohnerinnen und Bewohner zur Risikogruppe, zum anderen standen die Einrichtungen ohnehin schon unter Druck. Aktuell fehlt es vor allem an Corona-Tests.

Die Pandemie hat unser aller Leben einschneidend verändert, mindestens auf Zeit. Die Auswirkungen auf den Verkehr, die Ernährung, die Sicherheit und andere Bereiche haben Clemens Boisserée und Christina Rentmeister zusammengetragen. Nicht alles daran ist schlecht: Staumeldungen zum Beispiel sind selten geworden.

Ebenfalls verändert, und bei manchen vielleicht auch dauerhaft, hat sich das Gefühl der Menschen für das Private und den öffentlichen Raum. Drinnen sind wir geschützt, das Draußen wird zu einem verdächtigen Ort. Unsere Kulturredakteurin Dorothee Krings hat sich in ihrem Essay mit diesem Phänomen beschäftigt. Ich wünsche mir, dass wir dann, irgendwann das Draußen fröhlich wiederentdecken; die Kneipe um die Ecke, das Kino oder Theater. Ich hoffe auf den Sommer.

Dann, irgendwann – das klingt schmerzhaft vage. In Ihren Mails an mich finde ich immer wieder die Forderung nach einer klaren Exit-Strategie. Ein Leser schrieb, der 19. April müsse das Datum für das Ende des Shutdowns sein. So weit geht selbst die schwer getroffene Wirtschaft nicht – aber einer ihrer führenden Vertreter, der DIHK-Chef Eric Schweitzer, fordert Klarheit vor Ostern, wie er unserer stellvertretenden Chefredakteurin Eva Quadbeck sagte.

Ich halte es für relativ willkürlich und im Zweifel gefährlich, sich jetzt auf ein Datum festzulegen. Grundlage einer Entscheidung muss doch der Verlauf der Pandemie sein. Hier stiftet das Datendossier meines Kollegen Clemens Boisserée Klarheit, das ständig aktuell die wichtigsten Statistiken rund um die Pandemie für NRW, Deutschland und die Welt aufbereitet. Ich hatte Sie schon gestern darauf hingewiesen. Und natürlich aktualisieren wir weiterhin unseren Liveblog, damit Sie immer auf dem neuesten Stand sind. Ich sage Ihnen das hier noch mal, weil ich mich erst am Montag wieder bei Ihnen melde.

Haben Sie ein wunderschönes Wochenende! Genießen Sie die kleinen Freiheiten, die Ihnen bleiben, aber achten Sie bitte gut auf sich und die anderen.

Herzlich

Ihr

Moritz Döbler

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