Kraft Heinz-Aktie: Günstige Einstiegs-Chance nach dem Kurs-Sturz? Intensiv wurde in letzter Zeit über das US-amerikanische Traditions-Unternehmens Kraft Heinz diskutiert. Auch mich erreichten viele Fragen zu der Aktie. Der Grund ist einfach: Der Kurs von Kraft Heinz brach Ende Februar um 33% ein und viele fragen sich nun, ob das nicht eine günstige Gelegenheit zum Einstieg ist. Vor allem wenn man bedenkt, dass die Aktie im Jahr 2017 noch fast dreimal so hoch bewertet war. Aktien-Kennzahlen: The Kraft Heinz Group | WKN / ISIN: | A14TU4 / US5007541064 | Marktkapitalisierung: | 39,058 Mrd. US-Dollar | KGV 2019e / 2020e: | 10,4 / 11,1 | Dividendenrendite 2019e: | 4,9% |
Warren Buffett hat sich verrechnet Neben dem starken Kurssturz gibt es meiner Ansicht nach zwei weitere Gründe, warum die sonst weniger im Blickpunkt stehende Aktie des Nahrungsmittel-Konzerns aktuell so sehr das Interesse vieler Anleger auf sich zieht: 1. Der Bekanntheitsgrad der Produkte. Die Marke "Kraft" ist den meisten von uns aus dem Supermarkt von einer Vielzahl von Produkten bekannt und auch "Heinz Ketchup" haben viele im Kühlschrank stehen. Dazu kommt eine Fülle weiterer Konsummarken wie Philadelphia, Capri-Sonne u.a. 2. Die Verwicklung der Börsenlegende Warren Buffett. Sein Fonds Berkshire Hathaway hatte 2013 zuerst den Ketschup-Giganten Heinz übernommen und 2015 mit der Übernahme von Kraft den fünftgrößten Lebensmittel-Hersteller der Welt geformt. Nun musste Buffett aber zugeben: Er hat seinerzeit zu viel für Kraft bezahlt. Die mit der Fusion verbundenen Hoffnungen haben sich nicht erfüllt, die Aktie hat seit 2015 – trotz eines zwischenzeitlichen Kursanstiegs – mehr als die Hälfte ihres Wertes verloren. In meinem Video "Kraft Heinz Aktie: 50% billiger als Buffett kaufen?" gehe ich ausführlicher darauf ein und zeige euch auch meine charttechnische Einschätzung der Aktie. Im Folgenden will ich aber die fundamentalen Fakten noch etwas genauer unter die Lupe nehmen. Abschreibungen in Milliarden-Höhe Der Grund für den Kurssturz waren neben einer Dividendenkürzung Abschreibungen in Höhe von 16 Milliarden Dollar auf verschiedene Marken und Sparten. Solche Abschreibungen vermindern das Eigenkapital, bei einem Anlagevermögen von insgesamt 94 Mrd. Dollar ist das eine massive Verkürzung der Bilanz. Auf die Liquidität wirken sich solche Abschreibungen allerdings nicht aus, denn es handelt sich erst einmal um Buchverluste. Der Hintergrund: Bei Übernahmen von Unternehmen wird in der Regel ein Preis bezahlt, der über dem Sachvermögen des Unternehmens (Immobilien, Lagerbestände etc.) liegt. Bei Kraft wurde den Markennamen ein hoher Wert zugerechnet und diese sind in der Bilanz unter "immaterielle Vermögenswerte" verbucht. Bei Kraft Heinz bestehen über 90% des Anlagevermögens aus immateriellen Vermögenswerten. Den Marken wurde jedoch bei der Übernahme ein zu hoher Wert zugerechnet; das wurde nun korrigiert. Das meint Warren Buffett, wenn er davon spricht, dass er zu viel für Kraft gezahlt hat. Schlechte Aussichten im operativen Geschäft Fast noch schlimmer, aber mit den Abschreibungen zusammenhängend: Der Umsatz stagniert seit Jahren und der operative Gewinn ist 2018 deutlich gesunken. Für 2019 sind die Gewinnaussichten noch trüber. Danach dürfte sich dank der eingeleiteten Sparmaßnahmen das Ergebnis wieder stabilisieren – so jedenfalls die Hoffnung des Vorstands. Das könnte so kommen, wenn sich neben den Einsparungen auch die höheren Ausgaben für Marketing sowie Investitionen in E-Commerce bezahlt machen, sprich zu höheren Umsätzen führen. Doch das ist derzeit offen, denn in der Branche herrscht ein großer Wettbewerbsdruck. Das bekommen auch die anderen Unternehmen im Nahrungsmittel- und Konsumgütersektor zu spüren. Wie die folgende Vergleichstabelle zeigt, war das Gewinnwachstum bei Kraft Heinz in den letzten drei Jahren aber besonders gering: Ausgewählte Konsumgüter-Aktien im fundamentalen Vergleich: Aktie | KGV 2019e | | Dividenden-rendite 2019e | Umsatz 2019e** | Kraft Foods | 10,4 | +2,7% | 4,9% | 23,25 | Coca-Cola | 21,3 | +12,2% | 3,6% | 30,23 | Unilever | 21,9 | +8,0% | 3,2% | 51,47 | Nestlé | 22,2 | +15,5% | 2,9% | 83,66 | Danone | 17,7 | +11,5% | 3,0% | 25,42 | Henkel | 16,0 | +5,7% | 3,0% | 20,51 | * Von 2016 bis 2019 im Durchschnitt pro Jahr ** in Milliarden Euro; e: erwartet |
Natürlich lassen sich die aufgeführten Unternehmen nur bedingt vergleichen, denn Coca-Cola z.B. ist ein reiner Getränkekonzern, Danone auf Milchprodukte und die deutsche Henkel eher auf Konsumgüter wie Waschmittel etc. spezialisiert. Dennoch stehen die Konsumgüterunternehmen alle vor ähnlichen Herausforderungen. Während aber die aktuellen Prognosen der Aktienanalysten davon ausgehen, dass der Gewinn pro Aktie bei Kraft Heinz auch 2021 nicht wesentlich höher liegt als 2019, wird z.B. bei den Nahrungsmittelriesen Nestlé und Unilever mit einem kontinuierlichen Gewinnwachstum gerechnet.
Mein Fazit Kraft Heinz ist mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 10,4 die bei weitem günstigste Aktie in unserer Vergleichsgruppe. Das ist allerdings zu Recht so, denn die Wachstumsaussichten sind schlechter als bei den anderen Unternehmen und der Umbruch sorgt zudem für viel Unsicherheit. Das rechtfertigt einen Kursabschlag, sprich eine niedrigere Bewertung als bei den anderen Aktien in der Branche. Die Kraft-Heinz-Aktie ist also kein "Schnäppchen", bei dem man nun zugreifen sollte. Das wäre hochspekulativ und hätte mit einer durchdachten langfristigen Anlage wenig zu tun. Besser ist es abzuwarten und zu sehen, ob der Vorstand seine Ankündigungen in die Tat umsetzen kann. Es gibt aktuell attraktivere Aktien in der Branche. |