Lieber Herr Do,
in Berlin muss man mit vielem rechnen. Mit schlecht gelaunten Taxifahrern zum Beispiel. Oder mit streng riechenden, Gitarre klampfenden Straßenkünstlern in der U-Bahn. Aber auch mit jungen Menschen, die mittags nach einer rauschhaften verlängerten Nacht müde aus dem Berghain schlurfen. Womit man aber auch rechnen muss, ist, folgende Frage gestellt zu bekommen: „Mit oder ohne Darm?“ 

Mit diesen Worten wird man zumindest bei Curry 36 in Kreuzberg begrüßt. Die kleine Würstchenbude am Mehringdamm 36 brät Berlins beliebteste Currywurst. Und das seit 1980. Hier versammeln sich tagtäglich zwischen 9:00 Uhr und 5:00 Uhr morgens Imbissliebhaber aus allen Schichten und Stadtteilen an den Stehtischen, um die vielleicht berühmteste Currywurst der Republik zu verzehren. Hollywoodstar Tom Hanks soll schon mal nach einer passenden Immobilie in Berlin Ausschau gehalten haben. Bedingung: Sie sollte in Laufweite zu der legendären Wurst-Bude liegen.
Führt ein regelrechtes Currywurst-Imperium in Berlin: „Curry 36“-Inhaber Lutz Michael Stentschke
Credit: Imago
Natürlich bietet Curry 36 seine Wurst inzwischen auch als vegane Variante an. Wenn man allerdings auf die klassische Currywurst setzt, muss man sich zunächst entscheiden, ob man diese mit oder ohne Pelle – sprich: mit oder ohne Darm – wünscht. Curry-36-Chef Lutz Michael Stenschke bietet seine legendären (und in Teilen von Bio-Schweinen stammenden) Würste inzwischen an vier Berliner Standorten an. Und zu den Wurstkreationen gibt es eine Sauce, die so beliebt ist, dass der Currywurstmann Stenschke sie auch in Flaschen füllt und im Supermarkt verkauft. 
Nicht nur unter Berlinern beliebt: Currywurst mit Pommes
Credit: Imago
Tom Hanks ist nicht der einzige Currywurst-Fan. Und nicht nur in Berlin hat die mit Currypulver bestäubte Bratwurst Kultstatus. In Deutschland werden jährlich etwa 800 Millionen Currywürste vertilgt. Der in Bochum aufgewachsene Herbert Grönemeyer besang den „Kraftriegel der Facharbeiterin und des Facharbeiters in der Produktion“ (Alt-Kanzler Gerhard Schröder) 1982 in seinem Lied „Currywurst“ so: 

„Gehste inne Stadt
Wat macht dich da satt?
‘Ne Currywurst
Kommste vonne Schicht 
Wat schönret gibt es nich‘
Als wie ne Currywurst“


Wäre noch die Frage zu klären, wer sie denn nun erfunden hat, die Currywurst?

Die Hauptstädter sind sich sicher: Die Currywurst is en Berliner! Und die Geschichte geht so: Herta Heuwer, gelernte Kauffrau und Schneiderin, steht in ihrer Imbissbude in Berlin-Charlottenburg und experimentiert. Als Beilage zu ihrer vorgebrühten Bratwurst mischt sie Tomatenmark, Worcestershiresauce, Paprika- und Currypulver zu einer Soße zusammen. 

Es ist der 4. September 1949. An diesem Tag – also heute vor 75 Jahren – verkauft die Berlinerin Heuwer die erste Currywurst der Welt.

Aber auch Köche aus Duisburg oder Niedersachsen beanspruchen die Erfindung der Currywurst für sich. Wir (Münchner) halten uns da raus, solange uns die Erfindung der Weißwurst niemand streitig machen will. Wir sagen Ihnen aber gerne, wie Ihnen zuhause die beste Currywurst gelingt. Hier finden Sie das Rezept für die legendäre Currywurstsoße von den Curry-36-Experten in Berlin. Mahlzeit!

Heute darf uns also zurecht mal alles Wurst sein, was in Berlin passiert. Wohl bekomm‘s!

Ihr
Florian Boitin, Chefredakteur
boitin@playboy.de
 
 

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