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Kurzstrecke |
Tagesspiegel Checkpoint vom Mittwoch, 19.08.2020 | Teilweise bewölkt, vereinzelt sind Schauer möglich bei max. 27°C. | ||
+ Großeinsatz wegen Sprengstoff-Verdacht auf der Stadtautobahn + Nach Milzriss: Andreas Kalbitz tritt als AfD-Fraktionschef in Brandenburg zurück + Mittes Bürgermeister schlägt ein Verbot von Fußballübertragungen in Kneipen vor + |
von Stefan Jacobs |
Guten Morgen, Was gestern kurz vor 19 Uhr mit drei Unfällen auf der Stadtautobahn begann, entwickelte sich zum abendfüllenden Drama: Ein Autofahrer, der nach Zeugenaussagen womöglich alle drei Unfälle – mit sechs Verletzten, drei davon schwer – absichtlich verursacht hat, erwähnte einen gefährlichen Gegenstand in seinem an der Ausfahrt Alboinstraße liegengebliebenen Opel. Die Polizei fand eine Metallkiste, woraufhin nicht nur die Autobahn komplett gesperrt, sondern auch der Stau evakuiert wurde: Feuerwehr und DRK kümmerten sich um etwa 300 Gestrandete, die in der Nähe bleiben mussten, um ihre Autos wegzufahren, sobald die Strecke wieder frei war. Erst kurz vor Mitternacht war es soweit. Der Opel-Fahrer – 30 Jahre alt, gebürtiger Iraker, psychisch auffällig – wurde festgenommen und dem Staatsschutz übergeben, weil Indizien politischer oder religiöser Art vorliegen sollen. Die geröntgte und per Wassergewehr aufgesprengte Kiste enthielt nur Werkzeug. | |||
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Manche Jubiläen feiert man nur einmal im Leben. 3000 Tage BER-Nichteröffnung beispielsweise. Heute! Zur Feier des Tages gibt’s Asbach Uralt und Dauerbackwaren mit Chicken Wings – sowie eine Betrachtung meines unnachahmlichen Kollegen Bernd Matthies (im E-Paper) darüber, warum Gott die Welt in sechs Tagen erschaffen konnte (kurze Entscheidungswege und die Menschen erst zum Schluss, wegen der Bürgerbeteiligung!) und wie lang 3000 Tage ungefähr sind (ein Papageienleben bis zur Pubertät, der gesammelte Urlaub eines 120-jährigen Arbeitnehmers, die Netto-Kampfdauer des 30-jährigen Krieges). Wäre der damalige BER-Eröffnungstermin ein Kind, ginge er jetzt in die dritte Klasse, sofern er nicht sitzen geblieben wäre. Gemobbt würde er wohl so oder so. Was bleibt, sind ca. vier Milliarden Euro im Wesentlichen steuerfinanzierte Mehrkosten, witztechnische Erschöpfung und 73 Tage, bis es um Tegel endlich ruhiger und im Südosten furchtbar laut wird. Der Standort Schönefeld ist eine Zumutung für Zigtausende, die nun den letzten halbwegs ruhigen Sommer genießen können – ob in Bohnsdorf oder Blankenfelde auf dem Balkon oder in einem der wunderbaren Freibäder von Grünau und Wendenschloss oder beim Wandern in den Müggelbergen oder im coronapräventiv gelüfteten Klassenzimmer in Schmöckwitz. Tags wird’s laut und nachts muss Ruhe herrschen, sodass viel Frachtverkehr nicht zu erwarten ist. Sieht nach einer Lose-Lose-Lösung von historischer Tragweite aus. | |||
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Nun kommt auch noch Georg Kössler von den Grünen und will dem Flugverkehr noch mehr schaden. Genauer: dem auf innerdeutschen Dienstreisen von Landesbediensteten. Nachdem das Abgeordnetenhaus im April beschlossen hatte, dass solche Reisen „grundsätzlich mit der Bahn“ zu erfolgen haben, verweist der Senat in einem Bericht ans Abgeordnetenhaus jetzt auf eine weniger strenge Bundesregelung als Maßstab. „Da vermisst man ein Verständnis von Dringlichkeit und der eigenen Vorbildwirkung beim Senat“, resümiert Kössler und kündigt an: „Ich werde weiterhin jede Flugreise aller Hauptverwaltungen abfragen.“ Laut Senat waren die bedeutendsten innerdeutschen Vielflieger 2019 Polizei, Finanz- und Innenverwaltung. | |||
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Vom Fußballgucken bekommt man leicht Corona, wenn man es so macht wie zuletzt in mehreren Sportbars in Mitte, wo die Leute dicht an dicht vorm TV saßen. Bezirksbürgermeister Stephan von Dassel schlägt mindestens für die Halbfinals der Champions League deshalb ein vorsorgliches Fernsehverbot vor, damit sich keine potentielle Infektionsherde am Infektionsherd schart. Regiermeister Michael Müller will eine grundsätzlichere Lösung und stellt eine neue Aufklärungskampagne in Aussicht. Wobei die Frage ist, ob die die Allgemeinheit vor jenen schützt, die sich in der Internetblase ihres Vertrauens bereits selbst aufgeklärt haben – und nun nicht nur sich und ihre Mitmenschen in Gefahr bringen, sondern auch die fragile Existenzgrundlage der vielen vernünftigen Gastronomen. | |||
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Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen den bereits zuvor auf Eis liegenden und am Nachmittag schließlich zurückgetretenen Potsdamer AfD-Fraktionschef Andreas Kalbitz, der seinen Vertreter mit einem nett gemeinten Faustschlag ins Krankenhaus befördert haben soll. Nach der Tat steht die Truppe offenbar nicht mehr so fest wie bisher hinter ihrem Führer: Unter der Überschrift „Andras, bitte geh“ erläutert der durchaus eher wut- als gutbürgerliche Fraktionsmitarbeiter Kai Laubach (Spross der Identitären Bewegung und laut Facebookprofil „M/W/D, also männlich, weiß, deutsch“) mit der Kenntnis des Insiders, warum er den AfD-Prügelknaben für einen verhaltensgestörten, gemeingefährlichen Neonazi hält. Es könnte belanglos sein, wenn nicht vor knapp einem Jahr 22 Prozent der Brandenburger Wähler für Kalbitz & Co. gestimmt hätten. | |||
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Für die vsl. von mindestens 2 Milliarden Menschen besuchte „Querdenker“-Vollversammlung in zehn Tagen gibt es laut Veranstalter „!!!!Querdenker Hotelkontingente!!!!! zum Vorzugsreis“ (sic!) in drei Berliner Hotels der Accor-Gruppe mit Buchungscode „Querdenker“. Auf CP-Anfrage, ob der Konzern selbst Sonderkonditionen für Coronaleugner anbiete, antwortete die Pressestelle gestern Abend: „Für die von Ihnen genannten Hotels können wir dies ausschließen.“ Zuvor hatte eines der Häuser auf die Anfrage eines Twitter-Users zum selben Thema anders geantwortet: Wer gegen Corona-Vorschriften verstoße, werde notfalls des Hauses verwiesen, schrieb das Management eines Berliner Novotels und reichte einen aufschlussreichen Satz nach: „Leider können wir nicht bei Reservierungen in unserem Hause parallel die politische Gesinnung, Hautfarbe etc abfragen bzw. es ist auch untersagt, obwohl es sicherlich manchmal auch ganz nützlich sein würde!“ Da gibt es zum Vorzugsreis auch noch Quatsch mit hautfarbener Soße. | |||
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