Liebe Frau Do, seine Umfragewerte sind bestens. Und so setzt SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz in diesen Tagen alles daran, möglichst formatfüllend vor seine Partei zu treten. Auch im Interview, das die Leiterin unseres Berliner Parlamentsbüros, Kerstin Münstermann, und ihr Stellvertreter Jan Drebes geführt haben, erklärt er die Bundestagswahl kurzerhand zur Kanzlerwahl. Wer Scholz wolle, müsse SPD wählen. Zu Beliebtheit hat er es mit höflicher Maß-und-Mitte-Rhetorik gebracht, eigentlich konservatives Markenzeichen. Was seine Genossen wirklich davon halten, wird sich nach der Wahl zeigen, wenn die Partei wieder hervortreten darf. Heute wichtig: 3G-Kontrollen: Heute tritt die neue Coronaschutzverordnung in Kraft. Zu vielen Innenräumen haben nur noch Geimpfte, Genesene und Getestete freien Zugang. Für Wirte, Friseure und Kino-Betreiber bedeuten die neuen Regeln mehr Klarheit, aber auch mehr Aufwand. Jörg Isringhaus hat sich umgehört. Vierte Welle: Nach Einschätzung des Robert Koch-Instituts hat in Deutschland die vierte Welle begonnen. Von Infektionen betroffen seien vor allem jüngere Menschen. Das RKI schätzt eine Gefährdung für die Gesundheit der noch nicht oder erst einmal geimpften Bundesbürger insgesamt weiterhin als hoch ein. Afghanistan: Die Bundeswehr flog bis spät in die Nacht deutsche Staatsbürger und afghanische Ortskräfte aus Kabul aus, insgesamt nun mehr als 1640 Menschen. Gleichzeitig laufen weltweit hektische diplomatische Bemühungen, um in der Krise international eng zusammenzuarbeiten. Weitere Entwicklungen fassen wir in unserem Newsblog zusammen. Noch mehr aktuelle Nachrichten gibt es zum Hören – von Montag bis Samstag jeden Morgen ab 5 Uhr in unserem „Aufwacher“-Podcast. Meinung am Morgen: Impfen: In Deutschland und anderen westlichen Ländern haben die Auffrischungsimpfungen begonnen. Für arme Nationen ist das keine gute Nachricht, denn es verringert ihre Chancen an Impfstoff zu kommen. In ihrem Kommentar beleuchtet Antje Höning dieses neue ethische Dilemma, vor das Corona die Welt stellt. Eine Pandemie lässt sich nur global besiegen, lautet eine ihrer Thesen. Russland: Ein Jahr nach dem Giftanschlag auf den Kremlkritiker Alexej Nawalny in einem Flugzeug über Sibirien berichtet unser Korrespondent Ulrich Krökel vom bitteren Humor, mit dem Nawalny sich ab und an zu Wort meldet. Bitter ist auch die Bilanz vieler Beobachter zu Nawalnys Freiheitskampf: Der Kremlkritiker habe den Versuch, ihn mit dem Nervenkampfstoff Nowitschok zu eliminieren, überlebt – politisch sei er inzwischen aber tot. Regierung: Die Probleme in der Welt sind komplexer geworden. Darum müssen sich Politiker bisweilen an gute Lösungen herantasten, müssen sich auch irren dürfen. Trotzdem kommt Birgit Marschall in ihrem Kommentar zu dem Schluss, dass die politischen Fehleinschätzungen sich in den vergangenen Jahren gehäuft haben. Beispiele nennt sie leider genug. Sie wollen noch mehr Analysen und Kommentare? Unser Meinungs-Ressort versorgt Sie jeden Tag mit aktuellen Beiträgen. So gesehen: Seine Werke rattern und trudeln vor sich hin, selbstgenügsam, eigensinnig, wie Kinder beim Spielen: In den nächsten Tagen legt ein Museumsschiff in Duisburg, Krefeld und Düsseldorf an, mit den Maschinen-Werken des Künstlers Jean Tinguely. Der war zwar Schweizer, das Rheinland aber wichtig für seinen Werdegang, wie Lothar Schröder schreibt, und so macht der Kahn bei uns Station. Wegen Corona ist der Zugang begrenzt, doch eine spektakuläre Schrottcollage des Mannes, „der das Spielen ernst nahm“, ist an Deck montiert. Ein Wasser speiendes Räderwerk – fröhlich getarntes Sinnbild unserer Zeit. Dass Sie Ihrem heute bisweilen entkommen, wünsch ich Ihnen für diesen Tag! Herzlich, Ihre Dorothee Krings Mail an die Chefredaktion senden P.S.: Wenn Ihnen dieser Newsletter gefällt, empfehlen Sie die "Stimme des Westens" weiter! |