die aktuellen wirtschaftlichen Prognosen für Deutschland sind besorgniserregend. Es wäre eigentlich höchste Zeit, eine neue „Agenda 2030“ zur Steigerung der Produktivität auszurufen. Viele der dringenden Maßnahmen – wie die Erneuerung der bröckelnden öffentlichen Infrastruktur, die Reform des Bildungswesens, oder die Wiederherstellung der Verteidigungsfähigkeit – brauchen Zeit, bis sie wirken. Doch Zeit haben wir nicht. Durch multiples Organversagen in Gesellschaft und Politik verkümmert gerade vor unseren Augen die Wirtschaft. Doch statt das Problem anzupacken, konzentriert man sich lieber auf den Klimawandel. Dabei gibt es Maßnahmen, die schnell greifen würden, meint Cicero-Gastautor Thomas Meyer in seiner lesenswerten Analyse der europäischen Krankheit. Apropos Krankheit. Mehr als 2 Millionen Menschen sollen in Deutschland laut Hochrechnungen an Long-Covid leiden; darunter sind vermutlich auch ungezählte Impfgeschädigte mit vergleichbaren Symptomen. Vor einigen Monaten versprach Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach diesen Menschen vollmundig schnelle Hilfe. Doch daraus ist nichts geworden. Im Krieg gegen das Coronavirus sind sie die stillschweigend in Kauf genommenen Opfer, die vergessenen Veteranen im Viruskrieg. Ein vertiefter Blick auf die dunkle Seite der Impfkampagne. Ins Ausland: Im Niger haben Militärs die Macht übernommen und den gewählten Präsidenten Mohamed Bazoum abgesetzt. Der Machtkampf dürfte die westliche Militärkooperation schwächen oder zu Fall bringen. Gewinner werden Dschihadisten sein, analysiert Ulf Laessing, der befürchtet, dass die letzte Hoffnung der Europäer im Sahel stirbt. Beim Nato-Ukraine-Rat ging es derweil um die Zukunft der ukrainischen Getreideexporte nach dem Ende des russisch-ukrainischen Getreideabkommens. Die Marktanalystin Wienke von Schenck, die die die Märkte für Getreide und Ölsaaten im In- und Ausland im Blick hat, erklärt im Cicero-Interview, wie das Wegfallen der ukrainischen Agrarexporte kompensiert werden könnte. Dabei ist sie durchaus optimistisch: „Wir haben noch immense Vorräte“, sagt sie gegenüber unserem Hospitanten York Herder. In Frankfurt ging es heute um die Zukunft der Inflation. Die EZB-Entscheidung zur Erhöhung des Leitzins um 0,25 Prozentpunkte fällt wenig überraschend aus. Trotzdem bleibt die Unsicherheit, ob die EZB bisher genug getan hat. Die entscheidende Frage ist, wie es im September weitergeht. Doch ist Abwarten die richtige Strategie? Diese Frage treibt unsere Autorin Heike Lehner in ihrem Kommentar zur heutigen Zinsentscheidung um. Und zum Abschluss eine traurige Meldung: Die irische Sängerin Sinéad O’Connor ist gestern im Alter von nur 56 Jahren in London verstorben. In ihrem Werk sang sie sich mit Wut und Traurigkeit ihre Traumata vom Leib. Für unseren Autor Alexander Grau war sie die Ekstatische Pythia der Moderne. Ihr Ralf Hanselle, stellvertretender Chefredakteur |