Werden die Wirtschaftsprüfer zu harten Hunden? +++ Was Citi-Deutschlandchef Stefan Hafke plant
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Liebe Leserinnen und Leser, die NatWest (den Älteren unter Ihnen noch unter dem alten Namen „The Royal Bank of Scotland“ bekannt) ist ein Fall für sich. In den 2000er-Jahren begab sich die britische Regionalbank auf einen halsbrecherischen Expansionskurs, der sie zeitweise zur zweitgrößten Bank Europas machte. Speziell bei der Finanzierung großer Akquisitionen zählte die RBS nahezu weltweit zu den absoluten „Go-to-Adressen“. Die unwiderstehliche Kombination aus Hemdsärmeligkeit und Risikohunger machte die RBS zu einer Bank der Wahl für aggressive Unternehmer und Finanzinvestoren. Der Kauf von ABN Amro am Vorabend der Finanzkrise war dann aber des Guten zu viel. Als das ganze System dann 2008 vor die Wand fuhr, brannte es bei kaum einer Bank heißer als bei den Schotten. Die britische Regierung warf einen hohen zweistelligen Milliardenbetrag ins Feuer und fing die Bank damit auf, aber den Fall-out bekamen auch viele deutsche Firmenkunden zu spüren. Die RBS wurde zum Synonym einer Auslandsbank, die sich in einer Krise schlagartig, ohne Rücksicht auf Verluste in den Heimatmarkt zurückzieht und in ihren Auslandsmärkten verbrannte Erde hinterlässt. Vielen Auslandsbanken in Deutschland macht dieser (potentielle) Makel heute immer noch das Wachsen schwer, denn auch in Deutschland gerieten damals große Konzerne ins Wanken, weil die Briten aus den Kreditkonsortien türmten. CFOs schäumten – ebenso wie die übrigen Banken, die die aufgerissenen Finanzierungslöcher mit den eigenen begrenzten Ressourcen zuschütten mussten. Später sicherten sie sich dann aber bei vielen Kunden die Filetstücke des Zusatzgeschäfts, die bis dato die RBS geliefert hatte, zum Beispiel ertragreiche Cash-Management-Mandate. In den Jahren danach blieben die Briten unter dem Label NatWest zwar noch im deutschen Firmenkundengeschäft präsent, aber in deutlich risikobewussterer Weise als früher. Andere Auslandsbanken zogen in der Wahrnehmung der CFOs um Längen an der NatWest vorbei. Jetzt aber gründet die NatWest eine echte Niederlassung in Frankfurt und holt als Statthalter den bekannten Firmenkundenbanker Thomas Jakob, den man von der HVB und der HCOB kennt. Ist das ein Signal für ein wieder stärker anziehendes Geschäft hierzulande? Schwer zu sagen, denn die neue Frankfurter Niederlassung will vornehmlich die Deutschlandaktivitäten britischer Unternehmen und Finanzinvestoren finanzieren. Deutsche Firmenkunden der NatWest sollen hingegen aus Amsterdam heraus bedient werden. Ob diese etwas bizarre Struktur der Wirklichkeit im deutschen Bankenmarkt standhält? Wir werden es sehen. Wahrscheinlich gibt es nicht viele CFOs und PE-Manager, die hier auf die NatWest gewartet haben. Es wäre bemerkenswert, wenn es Thomas Jakob zusammen mit seinen Kollegen in Amsterdam in absehbarer Zeit gelänge, das Institut wieder zu einer wichtigen Adresse im deutschen Firmenkundengeschäft zu machen. Aber wer weiß? Finanzierungen werden aktuell eher wieder Mangelware, und das könnte den einen oder anderen dazu bringen, der NatWest doch mal wieder eine Chance zu geben. Nur nachzählen, die Wievielte das wäre, sollte man besser nicht. Ich wünsche Ihnen eine interessante Lektüre dieses Artikels und unserer weiteren Stories von heute!
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