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WirtschaftsWoche
 
 
 
 
Agenda
von Beat Balzli
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Liebe Leserinnen und Leser,

Deutschland einig Autoland. So war es bisher. Und schaut man auf die Mitgliederzahlen des Allgemeinen Deutschen Automobil-Clubs, wird das auch so bleiben: Über 21 Millionen Menschen sind hierzulande mittlerweile dabei. Mehr als in der evangelischen Kirche. Doch während die Gotteshäuser immer leerer werden, empfangen die Münchner jedes Jahr eine halbe Million zusätzliche Gläubige zur Automesse. Ein Geschäftsmodell mit Zukunft ist das gleichwohl nicht, wie unsere Reporter Simon Book und Volker ter Haseborg recherchiert haben. Ein Jahr lang haben sie hinter die Kulissen von Europas größtem Verein geschaut – und sind mit erschreckenden Erkenntnissen wieder auf die Bühne gekommen: Jedes neue Mitglied, schreiben sie, verursache einen „negativen Deckungsbeitrag“, bringt also keinen Gewinn mehr, sondern nur weitere Kosten bei Unfallhilfe und Bürokratie. So nimmt der wachsende Verein zwar fleißig immer mehr ein – gibt aber auch eben immer noch mehr aus. Acht Millionen Euro Miese blieben Ende 2017 übrig. Rund 50 Millionen 2018. Bis 2020, dürfte sich das laut internen Berechnungen auf 170 Millionen summieren. Wenn nicht schleunigst etwas passiert. „Fünf Jahre nach dem großen Betrugsskandal sind zentrale Reformvorhaben gescheitert“, so unsere Autoren. „Stattdessen wird erbittert gestritten: Um die Zukunft, das Vermögen und die Macht.“ Es gibt: Böses gelbes Blut. Titelgeschichte jetzt lesen
 
 
 
WirtschaftsWoche 09/2019: ADAC - Das Protokoll einer Selbstzerstörung  
 
Das Protokoll einer Selbstzerstörung
 
Wie Europas größter Automobilclub vor die Wand gefahren wird – ein Jahr hinter den Kulissen des ADAC. jetzt lesen
 
 
 
Kraftlose Lobby
 
Einst galten die Apotheker als Deutschlands stärkste und mächtigste Lobby. Und womöglich sehen sich viele von ihnen noch heute so. Hatten sie es doch geschafft, in einem quasi wundersamen Akt die großen Koalitionsverhandler von Union und SPD unisono davon zu überzeugen, dass stationäre Arzneimittelversorgung für die Bevölkerung überlebenswichtig ist – und Internetapotheken des Teufels sind. Nur einen hatten sie dabei scheinbar vergessen: Gesundheitsminister Jens Spahn, CDUler, Münsterländer – und liberaler Denker. Anders als Vorgänger Hermann Gröhe (CDU) in den Koalitionsvertrag schrieb, will der Minister den Pharmaversand nicht verbieten, sondern ihn sogar mit Rabatten erlauben. Es geht um einen großen Markt: Die Apotheken setzten 2018 mit Arzneimitteln rund 36 Milliarden Euro um. Vor allem in innerstädtischen Lagen lohnt das Geschäft. Spahn will nun gar 2,50 Euro pro verschriebener Packung als Online-Bonus zulassen. Damit, schreibt meine Kollegin Cordula Tutt, „setzt er EU-Recht um, aber das gilt bei Apothekern als umstürzlerisch.“ Nun zeigt sich, wie kraftlos die einst so bärenstarke Lobby heute tatsächlich ist. jetzt lesen
 
 
 
Kraftstrotzende Debatte
 
Der vielleicht unterschätzteste Begriff der letzten Monate lautet: Liquified Natural Gas, kurz LNG. Bis vor Kurzem war das ein Kürzel nur für Energieinsider. Nun avanciert der fossile Rohstoff zur Munition der Wahl im transatlantischen Handelsstreit. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier hat gerade eigens ein LNG-Branchentreffen zwischen deutschen und US-Unternehmen abgehalten, um die Gemüter seiner amerikanischen Kollegen zu besänftigen. Die Antwort folgte auf dem Fuße, in Form eines Berichts des US-Handelsministeriums, der deutsche Autos mutmaßlich zum nationalen Sicherheitsrisiko erklärte. Seitdem steht die Bedrohung im Raum, dass Präsident Donald Trump doch Autozölle von bis zu 25 Prozent auf europäische Einfuhren erheben könnte. Der Handelskonflikt, schreiben unsere Autoren, eskaliert. „Und ist um eine weitere Dimension reicher: es geht nun um Rohstoffe, Energieversorgung – nicht mehr nur um klassische Industriegüter.“ jetzt lesen
 
 
 
Kraftmeierische Parolen
 
Das Städtchen Los Gatos ist keine aufregende Metropole. Doch die Stoffe, die hier produziert werden, sind besser, als Hollywood sie sich je hätte ausmalen können. Denn in dem kleinen Ort, 90 Kilometer vor San Francisco, hat Netflix seinen Sitz. Pionier des Video-on-Demand, Marktführer der TV-Streaming-Plattformen, das Walt-Disney der Neuzeit. So gehen die Erzählungen gerne. Tatsächlich haben unsere Reporter Matthias Hohensee, Rüdiger Kiani-Kreß und Peter Steinkirchner bei ihren Recherchen etwas ganz anderes herausgefunden. Netflix droht zum Opfer des selbst entfachten Booms zu werden. Um die Zuschauer weltweit weiter für sich zu begeistern, steckt der Konzern Unsummen in immer aufwendigere Produktionen – mit der Folge, dass er massiv Geld verbrennt. Wachsende Schulden, schwache Renditen im Zukunftsgeschäft und neue Konkurrenten, schreiben unsere Autoren, „bringen den Video-Visionär an seine Grenzen.“ jetzt lesen
 
 
 
Kraftvoller Absturz
 
Es begann mit einer einfachen Meldung, wie sie jeden Tag hunderte über die Ticker laufen. Die „Financial Times“, nicht verdächtig, übermäßig zuzuspitzen, hatte berichtet, ein Mitarbeiter des Dax-gelisteten Zahlungsdienstleisters Wirecard habe mit gefälschten und zurückdatierten Verträgen Transaktionen manipuliert, es bestehe auch der Verdacht auf Geldwäsche. Die Zeitung beruft sich auf interne Unterlagen. Wirecard aber bestreitet alles. Seither herrscht Unsicherheit. Eine Kanzlei, die den Fall untersucht, hat bisher noch keinerlei Beweise gefunden. Auch der Markt weiß nicht so recht, was mit Wirecard anzufangen ist. Einen Teil der Verluste holte die Aktie mittlerweile wieder auf. Nun ermittelt auch noch die Staatsanwaltschaft wegen Marktmanipulation. „Wie immer in solchen Fällen“, schreiben unsere Autoren Saskia Littmann, Hauke Reimer, Christof Schürmann und Heike Schwerdtfeger, „ist nicht leicht zu klären, wer Opfer und wer Täter ist.“ Manipulieren können schließlich sowohl Unternehmen – zum Beispiel, indem sie falsche Bilanzzahlen verbreiten – als auch Investoren, zum Beispiel, indem sie Gerüchte streuen oder Unwahrheiten über ein Unternehmen verbreiten. Wie war es bei Wirecard? Und welche Parallelen lassen sich zu anderen Manipulationsfällen ziehen? Unsere Reporter sind diesen Fragen nachgegangen. jetzt lesen
 
 
 
Kraftspendende Droge
 
Hätte die Welt nur auf John Yudkin gehört. Bereits Ende der Fünfzigerjahre wies der britische Ernährungswissenschaftler nach, dass Zucker giftig ist, Herz-Kreislauf-Krankheiten wie etwa Schlaganfälle und Arteriosklerosen verursachen kann. Als Yudkin jedoch in den Sechzigerjahren begann, seine Erkenntnisse zu publizieren, rüsteten die Hersteller zum Gegenangriff, bezahlten etwa Wissenschaftler an der US-Eliteuni Harvard, die bald schon in Studien Cholesterin und Fett für die Leiden verantwortlich machten – und die ungesunden Seiten des Zuckers herunterspielten. Yudkins wissenschaftliche Karriere endete jäh, 1995 starb der Forscher in seiner Heimatstadt London, verkannt und verdammt. Sein lebenslanger Gegner aber, der Zucker, setzte seinen Siegeszug fort – auch, weil es den Herstellern schlicht an einer Alternative fehlt, wie unser Reporter Thomas Stölzel recherchiert hat. Nun aber kommt Bewegung in die Sache: Frankreich, Südafrika und Mexiko haben eine Steuer auf zuckerhaltige Limonaden erhoben, genauso wie zahlreiche US-Städte, etwa San Francisco und Philadelphia. In Deutschland hat sich die Lebensmittelbranche verpflichtet, den Zuckergehalt in Fertiggerichten zu senken. Und so wird die Lebensmittelbranche aktiv, forscht fieberhaft nach neuen Zuckern und alternativen Rezepten. Und hat Erfolg, wie Stölzel bei seiner Recherche in Israel, den USA und der Schweiz festgestellt hat. jetzt lesen
 
 
 
Ein im besten Sinne süßes Wochenende wünscht,


Beat Balzli
Chefredakteur WirtschaftsWoche
 
 
 
   
 
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