Liebe Frau Do, Konrad Adenauer hatte als erster Kanzler der Bundesrepublik einen klaren Kurs nach vorne: Westintegration, Wiederbewaffnung, soziale Marktwirtschaft. In seinem Deutschland des Wiederaufbaus mussten die Schornsteine rauchen. Seine Urenkelin Tabea Wehrhahn buchstabiert Zukunft im Jahr 2019 ganz anders. Sie schwänzt freitags die Schule und streikt mit der Klimabewegung „Fridays for Future“ für einen schnelleren Kohleausstieg. Adenauers große Nachkommenschaft hat die Werte „des Alten“ bewahrt. Für die Klima-Aktivistin ist das Verständnis in der Familie dementsprechend begrenzt. Meine Kollegin Lea Hensen hat mit der 16-Jährigen über ihre Motive sowie über die Gratwanderung zwischen eigener Überzeugung und den Erwartungen der Familie gesprochen. Die gut organisierten zielorientierten Klima-Aktivisten von heute ticken völlig anders als die Hippie-Bewegung Ende der 60er Jahre. Sie haben eher das Bedürfnis nach freiem W-Lan als nach freier Liebe. Dennoch erlebt der Kristallisationspunkt dieser ersten globalen Protestbewegung einer jungen Generation gerade eine Renaissance: Woodstock jährt sich kommende Woche zum 50. Mal. Ein ebenso großartiges wie chaotisches Musikfestival mit vielen Drogen und wenig zu essen - erzählen die, die dabei waren. Woodstock ist aber auch zum Synonym einer Generation geworden, die sich aus dem strengen Lebenswandel der Eltern befreite und sich einer Politik, die Kriege führt, friedlich entgegenstellte. Möglich gemacht hat das Festival ein konservativer Milchbauer, weil er seine schöne große Wiese für die am Ende 400.000 Besucher zur Verfügung stellte. Unser US-Korrespondent Frank Herrmann hat Protagonisten von damals getroffen. Wenn ich nicht zu den Leuten gehörte, die im Zug sofort ihr Tablet aufklappen und das Arbeiten beginnen, hätte dieser Newsletter nicht entstehen können. Mit dem Schreiben der Zeilen reise ich von Dresden nach Berlin. Wenn das Telefon klingelt, bleibe ich auf dieser Fahrt aber so kurz angebunden, wie es geht, da ich gerade den Text meiner Kollegin Alev Dogan gelesen habe. Sie findet telefonieren im Zug unhöflich und bringt amüsant auf den Punkt, warum. Sie empfiehlt auch, mal ein Kreuzworträtsel zu lösen, anstatt ständig zu tippen und zu posten. Bei mir ist da viel Luft nach oben. Viel Freude bei der Lektüre Ihre Eva Quadbeck Mail an die Chefredaktion senden P.S.: Wenn Ihnen dieser Newsletter gefällt, empfehlen Sie die "Stimme des Westens" weiter! |