Als Puffer wird nur eine kleine Reserve vorgehalten, die rund 3 Monate beträgt. „Sicher“ im weiteren Sinne und so, wie es wohl der Normalbürger verstehen würde, meint aber auskömmlich. Und genau hier steuert Deutschland auf ein riesiges Problem zu, die Rentenlücke. In Deutschland werden zu wenige Kinder geboren und die Zahl der Unter-60-jährigen nimmt immer stärker ab. Gleichzeitig steigt die Lebenserwartung immer weiter an, so dass sich hier die Schere immer weiter öffnet. Anders ausgedrückt: Immer weniger Berufstätige müssen für immer mehr Rentner aufkommen und dies auch noch für einen längeren Zeitraum. Des Weiteren zahlen nur Arbeitnehmer in die gesetzliche Rente ein; es fließt ihr Arbeitnehmer-Anteil und oben drauf der Anteil ihres Arbeitgebers. Aber kein Beamter zahlt hier ein, kein Selbständiger oder Freiberufler, jedenfalls nicht verpflichtend, sondern allenfalls auf freiwilliger Basis. Und die Zahl derjenigen, die ihren Lebensunterhalt nicht durch Arbeitseinkommen bestreitet, sondern durch Renten, Dividenden, Zinsen, Mieten und Pachten, steigt. Als wäre diese Perspektive nicht schon schlimm genug, werden immer neue „versicherungsfremde“ Leistungen über die Rentenkasse finanziert und immer neue anrechenbare Zeiten kreiert. Ob es Zeiten für die Kinderbetreuung sind oder die Pflege von Angehörigen, dafür bekommt man nun Rentenansprüche gutgeschrieben. Und so sinnvoll es ist, diese Tätigkeiten einzubeziehen, so problematisch ist es auch unter dem finanziellen Aspekt. Denn die Rente wird immer unbezahlbarer. Auch deshalb wird heute bereits ein deutlich 3-stelliger Milliarden-Betrag aus dem Bundeshaushalt an die Rentenkasse überwiesen – jedes Jahr! Das Umlagesystem krankt, denn es basiert auf Bevölkerungswachstum. Bei seiner Einführung, noch unter Reichskanzler Otto von Bismarck, war das kein Problem. Nicht nur, dass die Menschen oft genug vor Rentenantritt starben und somit trotz jahrelang erworbener Ansprüche dann keine Auszahlungen erfolgen mussten, sondern die Alterspyramide stand auf soliden Beinen: Mit jedem neuen Jahrgang gab es mehr Kinder als Ältere. Die Zeiten sind vorbei und auch die von Helmut Kohl und Norbert Blüm. Die Probleme blieben und verschärften sich weiter. Unter Bundeskanzler Gerhard Schröder war es dann Arbeitsminister Walter Riester, der eine kapitalgedeckte private Rentenversicherung einführte. Sie trägt noch heute seinen Namen: Riester-Rente. Ihr Anspruch war, sicher zu sein, unpfändbar und gute Renditen abzuwerfen, mit denen die Rentenlücke gefüllt werden sollte. Arbeitnehmer bekommen nämlich als Rentner nicht 100 Prozent ihres vorherigen Gehalts als Rente, sondern, je nach Renteneintrittsalter und erworbener Rentenansprüche, deutlich weniger. Die Lebenshaltungskosten verringern sich jedoch nicht schlagartig in gleichem Maß (wenn überhaupt) und so entsteht die Rentenlücke. Wer von heute auf morgen ein Drittel oder die Hälfte seines Einkommens verliert, sieht sich oft mit Existenznot konfrontiert. Altersarmut ist daher ein weiteres Schlagwort in diesem Zusammenhang. Kein schönes, aber leider ein sehr praxisnahes. Das „Wunderding“ Riester-Rente ist leider Nepp. Die Schröder-Regierung hat sich von der Versicherungslobby über den Tisch ziehen lassen und heraus kam am Ende ein Produkt, an dem sich die Versicherungs-Konzerne eine goldene Nase verdienen, aber beim Versicherten am Ende kaum etwas ankommt. In vielen Fällen bleibt nach vielen Jahren des Sparens gerade mal das übrig, was selbst an Beiträgen eingezahlt worden ist. Ein Trauerspiel! Und doch ist es besser, wenn man zur mageren gesetzlichen Rente dann noch eine Zuzahlung aus der renditeschwachen Riester-Police erhält. Wenig ist eben besser als gar nichts. „Es gibt tausend Möglichkeiten, Geld loszuwerden, aber nur zwei, es zu erwerben: Entweder wir arbeiten für Geld oder das Geld arbeitet für uns.“ – Bernard Baruch – Alternativen Doch die Lage ist nicht ausweglos. Je früher man erkennt, dass die Rente den eigenen Lebensstandard im Alter nicht sichern kann und dass man zwischen erheblichen Einschnitten und Altersarmut enden wird, desto eher sollte man die Bereitschaft haben, etwas dagegen zu tun. Altersvorsorge, Vermögensaufbau statt Totalkonsum! Das ist die Devise. Und klar ist auch, dass der Faktor Zeit die ganz entscheidende Rolle spielt. Wer mit 50 Jahren mit der Altersvorsorge anfängt, kriegt fast nichts mehr gerissen. Und wenn, dann nur unter sehr hohen Kosten. Wer hingegen mit 20 Jahren beginnt, regelmäßig Geld anzusparen, der kann die nächsten 40 Jahre Renditen einfahren und so den Zinseszinseffekt nutzen. Der wirkt am Anfang nur minimal, aber je länger die Laufzeit, desto stärker zündet der Renditeturbo. Und natürlich ist neben der Zeit der Zinssatz entscheidender Stellfaktor. Bei einem Zinssatz von nur 1 Prozent ist der Zinseszinseffekt viel geringer als bei einem Zinssatz von 3 oder gar 5 Prozent. Über 40 Jahre betrachtet kann der Unterschied am Ende mehrere zigtausend Euros ausmachen. Sparpläne Angesichts des aktuellen Magerzinsniveaus scheiden Termingelder, Sparbriefe oder Festgelder als Anlageform aus. Definitiv! Sie erwirtschaften nicht einmal die Inflation, also die Geldentwertung. Aktien bringen auf lange Sicht und inflationsbereinigt um die 7 Prozent pro Jahr. Daher sollten sie, gerade bei jüngeren Menschen, den Kern der eigenen Altersvorsorge bilden. Immer mehr Broker bieten Aktiensparpläne an, bei denen man auch Bruchstücke von Aktien kaufen kann, so dass man mit monatlichen Teilbeträgen ein Vermögen aufbauen kann. Mit 100 Euro im Monat kann man 5 Aktien zu je 20 Euro besparen, mit 250 Euro sogar 5 zu 50 Euro. Oder 10 zu 25 Euro. Vermögenswirksame Leistungen nutzen! Gerade Menschen mit niedrigem Einkommen sollten sich bei ihrem Arbeitgeber erkundigen, ob er Vermögenswirksame Leistungen bietet. Da kann man einen zusätzlichen Betrag abgreifen, der ausschließlich in VL-fähige Anlagen fließen darf. Und man kann ihn sogar noch aus eigenen Mitteln aufstocken. Der Reiz liegt nicht nur im VL-Anteil des Arbeitgebers, den man ansonsten ungenutzt verfallen lässt, sondern in der Arbeitnehmersparzulage. Das ist ein staatlicher Zuschuss, den man am Ende auf die eingezahlten Beiträge noch oben drauf bekommt. Und der einmalig bis zu 20 Prozent ausmachen kann. Weiterführende Informationen zu Vermögenswirksamen Leistungen bekommt man hier. Mitarbeiter-Aktien? Aber klar! Ein weiteres Konstrukt, das nur wenige Angestellte nutzen, sind die sogenannten Mitarbeiter-Aktien. Dabei geben Aktiengesellschaften ihren Mitarbeitern die Möglichkeit, Aktien des eigenen Unternehmens zu kaufen. Und das zumeist zu sehr stark vergünstigten Konditionen. Diese Idee hat gleiche aus mehrfacher Sicht Charme. Erstmal kann man etwas für vielleicht nur 70 Cent kaufen, was aktuell an der Börse für 100 Cent verkauft wird. Relativ gesehen also ein Schnäppchen – oder eine zusätzliche Sicherheitsmarge, wie man es auch betrachten will. Und dann beinhaltet eine Aktie ja auch noch einen Anteil am Unternehmensgewinn. Und der speist sich... genau, aus dem Abschöpfen des Mehrertrags seiner Mitarbeiter. Ist ein Mitarbeiter also zusätzlich auch noch Aktionär seines Arbeitgebers, fließt ihm auf diese Weise ein zusätzlicher Teil seines erwirtschafteten Geldes zu. Er erhält insgesamt also einen höheren Anteil von seiner erbrachten Arbeitsleistung als ein Arbeitnehmer ohne Mitarbeiter-Aktien. „Wenn Du keinen Weg findest, Geld zu machen während Du schläfst, wirst Du bis an Dein Lebensende arbeiten müssen.“ – Warren Buffett – Spätestens hier stürmen die Mahner die Bühne und verkünden, Mitarbeiter-Aktien seien Teufelszeug! Sie würden ein Klumpenrisiko für den Arbeitnehmer darstellen und diesen in eine total einseitige Abhängigkeit führen. Er sei von seinem Arbeitgeber ja bereits stark abhängig, weil er hier sein Arbeitseinkommen bezieht und gefeuert werden kann oder das Unternehmen könnte einfach Pleite gehen. Dann stünde er ohne Einkommen da – und wäre er bei der Pleite auch noch durch Aktien an diesem Unternehmen beteiligt, wäre er seine Ersparnisse auch gleich noch los. Autsch, das schmerzt gleich doppelt. Angesichts von Corona sind die Vorbehalte natürlich nicht von der Hand zu weisen: Wenn das eigene Unternehmen Kurzarbeit anmelden oder Werkschließungen veranlassen musste, wenn es evtl. sogar auf Staatshilfen angewiesen ist und man sich Sorgen um seinen Job machen muss, beträfe einen dies natürlich doppelt, wenn man von "seinem" Unternehmen auch noch Aktien besäße. Andererseits springt die Kritik auch deutlich zu kurz. Denn es geht ja nicht darum, ausschließlich Mitarbeiter-Aktien für die Altersversorgung zu kaufen, sondern zusätzlich zu „normalen“ Aktiensparplänen auch in die verbilligten Aktien des eigenen Arbeitgebers zu investieren. Man sollte niemals alle Eier in einen Korb legen und daher nicht ausschließlich auf Mitarbeiter-Aktien setzen. Und wenn man nun noch bedenkt, dass heutzutage kaum noch jemand sein ganzes Leben bei ein und derselben Firma arbeitet, sondern dass der Jobwechsel alle paar Jahre zum "guten Ton" gehört und der Karriere sogar förderlich ist, relativiert sich das Risiko zusätzlich. Denn bei einem Jobwechsel "entzerrt" sich das Risiko, dass man mit seinem Arbeitsentgelt und seinen Mitarbeiter-Aktien von derselben Quelle abhängig ist. Während man den Job wechselt, behält man seine "alten" Mitarbeiter-Aktien. Im Idealfall erwirbt man bei seinem neuen Arbeitgeber wieder Mitarbeiter-Aktien und streut so sein Risiko; also quasi "Aktien-Diversifikation durch Jobwechsel". Mein Fazit: Lass Aktien für Dich arbeiten! Die Konsequenz aus diesen Überlegungen ist, dass man gleich auf mehrere unterschiedliche Aktien zurückgreifen könnte und so nicht nur von der eigenen Arbeitskraft den Nutzen zieht, sondern auch ein wenig von der Leistung von anderen. Ob nun über Mitarbeiter-Aktien, Vermögenswirksame Leistungen oder durch Aktiensparpläne regelmäßig Geld investiert wird, ist eigentlich zweitrangig. Entscheidend ist vielmehr, dass es gemacht wird. Und je früher man damit anfängt, umso rentierlicher und günstiger ist es. Wer mit 20 Jahren mit dem Investieren in Aktien beginnt, erreicht mit 100 Euro im Monat mehr, als wer erst mit 30 Jahren startet und 200 Euro monatlich in die Hand nimmt. Bei 40- und 50-jähirgen fallen die Relationen noch ungünstiger aus, das ist dem Zinseszinseffekt geschuldet. Der lässt sich nicht austricksen, aber er lässt sich schlau nutzen. Und auch die Standardausrede, man können sich das Investieren nicht leisten, zählt nicht. Selbst 50 Euro im Monat ist besser als nichts und ergeben nach 40 Jahren einen stolzen Betrag. Und dieser Betrag kann den Unterschied machen zwischen verdientem Ruhestand und Altersarmut.
Die heutige Ausgabe entstand wieder in Zusammenarbeit mit Michael C. Kissig, Value Investor und Betreiber des Blogs „iNTELLiGENT iNVESTiEREN“. | |
Hinweispflicht nach §34b WpHG: Der/die Verfasser ist/sind in ein oder mehreren der oben genannten Wertpapieren/Basiswerten zum Zeitpunkt des Publikmachens des Artikels NICHT investiert. Es können daher KEINE Interessenskonflikte vorliegen. Die in diesem Artikel enthaltenen Angaben stellen keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar.
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