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Frihtjof Bublitz
Redaktionsleiter Wermelskirchen
30. September 2023
Liebe Leserin, lieber Leser,
Hückeswagen, Radevormwald und Wermelskirchen aus einer Hand – das erwartet Sie in diesem Newsletter. Und das sind unsere Themen:
Statt „Ruhe im Karton“ herrscht „Alarm in Tüten“. Die NRW-Kommunen lassen via Städte- und Gemeindebund die Sirenen heulen und warnen unüberhörbar laut vor dem Verlust jeglicher Handlungsfähigkeit mangels ausreichender Finanzmittel. Gründe dafür sind die Belastungen, die Bund und Land den Städten aufs Auge drücken: Schaffung von genügend Kindergarten- und Offenen Ganztagsschulplätzen, um dem Rechtsanspruch gerecht zu werden. Dazu soll und muss eine zunehmende Zahl von Geflüchteten vernünftig, menschlich und gesellschaftlich verträglich ein Dach über den Kopf bekommen.
Darüber hinaus gehen auch an städtischen Haushalten die Preis- und Tariflohn-Steigerungen nicht spurlos vorüber. Wermelskirchen hat den Brandbrief des Gemeindebundes an die Landesregierung mit unterzeichnet. Wermelskirchens Bürgermeisterin und Kämmerer sind für den Haushalt 2024 noch zuversichtlich, weil sie eine stabile Einnahmesituation erwarten. Das heißt aber auch: Mit einem Plus auf der Einnahmeseite rechnen sie nicht. Die Konsequenz: Auf Dauer werden Steuererhöhungen unvermeidbar sein . Das ist eine Botschaft, die niemand gerne verkündet.
Trotz Ratsbeschluss ist der „Alarm“ um die Gesamtschule nicht gebremst. Grüne und FDP bekräftigen, ihre Forderung nach einer Sechszügigkeit in das nächste Jahr tragen und wiederholen zu wollen. Die von Eltern initiierte Onlinepetition hat bereits mehr als 1000 Unterstützer für eine Sechszügigkeit . Bemerkenswert: Sowohl Grüne und FDP als auch die politische Mehrheit pro Fünfzügigkeit spielen den Ball ins Feld der Eltern. Die einen gehen davon aus, dass sich schon zum nächsten Schuljahr genügend Schüler für sechs Züge anmelden. Die Fünfzügigkeit-Befürworter sagen, dass ihr Votum auf Grundlage der aktuellen Situation gefällt wurde – ändere sich die Situation durch ein Mehr an Anmeldungen, schließen sie ein Umdenken nicht aus. Ergo: Die Vordertür ist zu, eine Hintertür bleibt auf.
Die Zeiten, in denen Stadtmarketing und Werbegemeinschaft als zwei getrennt voneinander agierende Institutionen versucht haben, Gutes für die Schloss-Stadt Hückeswagen, für seine Bürger, Kunden und Besucher zu erreichen, sind ab Sonntag vorbei . Dann gibt es ganz offiziell den Verein „Wir sind Hückeswagen“, in dem alle Akteure gebündelt ihre Ideen und Vorstellungen einbringen können.
Auch wenn der Slogan „Gemeinsam sind wir stark“ etwas abgedroschen klingen mag, hier hat er dann doch durchaus seine Berechtigung. Denn die Verantwortlichen haben erkannt, dass es nicht zwei Gruppierungen braucht, um die Stadt nach vorne zu bringen. Wissen, Fähigkeiten und Talente in einer Organisation sind für eine Kleinstadt wie Hückeswagen völlig ausreichend, um gemeinsam an einem Strang zu ziehen. Was es natürlich auch in Zukunft braucht, sind die Macher, die Menschen, die vorangehen, die Ideen einbringen, sich vielfältig und kreativ einsetzen. Und davon kann es bekanntlich nicht genug geben.
Vom Arbeitskreis Inklusion mögen viele noch nie etwas gehört haben. Dass dieses Gremium aber deutlich sichtbar seine Arbeit ernst nimmt, erfuhr jetzt eine Rollatorfahrerin, die an der Bahnhofstraße in einem Gully steckengeblieben und gestürzt war. Mit schmerzhaften Folgen. Ganz unbürokratisch konnte die gefährliche Stolperfalle in kurzer Zeit entschärft werden.
Bürgerhilfe ganz nah. Dass umgehend in den sozialen Netzwerken einige Hückeswagener moserten und kritisierten, dass hier schnell gehandelt wurde, an anderen Stellen aber nicht, ist leider in der heutigen Zeit typisch. Statt sich zu freuen, dass ein Missstand behoben wurde. Für den AK Inklusion jedenfalls ist das ein schönes Beispiel dafür, dass sich bürgerschaftliches Engagement lohnt und Früchte trägt
Radevormwalds Bürgermeister Johannes Mans hatte bereits vor Wochen seiner Sorge Ausdruck verliehen, dass die Stadt bald wieder mit vielen Zuweisungen von Flüchtlingen zurecht kommen muss. Diese Vorhersage trifft nun ein. Mans kündigte im Rat an, dass ab Oktober pro Woche elf neue Personen zugewiesen werden . Selbst Menschen, die guten Willens sind, müssen da erstmal durchatmen.
Die Städte und Gemeinden im ganzen Land haben Ministerpräsident Wüst in einem Brief jüngst noch einmal klar gemacht, dass die Herausforderungen kaum noch zu schaffen sind. Auch Mans  hatte unterschrieben. In der Bevölkerung wächst die Skepsis. Populisten wie die AfD haben leichtes Spiel. Es wird Zeit, die Migrationsfrage sachlich zu behandeln.
Nein, das Abendland geht nicht unter, weil Menschen hier Schutz suchen. Nein, man ist noch kein rechter Unhold, wenn man die Flüchtlingspolitik kritisiert. Eines sollten sich jene, die gar keine Flüchtlinge mehr aufnehmen möchten, sich aber vor Augen halten: Niemand weiß, was ihm selber die Zukunft bringt. Mancher, der heute  noch breitbeinig gegen die Gutmenschen wettert, kann eines Tages selber auf Mitgefühl und Solidarität angewiesen sein.
Ein schönes Wochenende wünscht Ihnen
Ihr
Frihtjof Bublitz
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Winni Rau von der Stunksitzung
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