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Liebe/r Leser/in,

den doppelten Boden kennen wir im Hausbau, im Bootsbau und im Satzbau. Bootsbauer lassen hinter dem sichtbaren Boden die gebogene Außenwand verschwinden. Hausbauer verstecken im Hohlraum zwischen den Böden Kabel und Leitungen. Raffiniert gehen die Satzbauer vor. Sie schaffen einen Abstand zwischen Gesagtem und Gemeintem – und lassen es offen, über welchen der beiden Böden wir gehen sollen. Die Nutzung erfolgt allerdings auf eigene Gefahr. Weil man leicht ins Straucheln geraten kann (und weil die Verbal-Architekten keine Haftung übernehmen), sei hier vor einigen berüchtigten doppelbödigen Formulierungen gewarnt:

  • Seien Sie vorsichtig, wenn man Ihnen versichert, Sie seien die „Nummer eins“. Das hört sich zwar nach Rückhalt, Solidarität und Unterstützung an. Aber es hört sich nur so an. Wer Sie zur „Nummer eins“ kürt, sagt damit auch, dass es irgendwo eine Nummer zwei gibt. Und diese steht möglicherweise schon bereit, um die Nummer eins zu ersetzen. Wer hört, er sei die „absolute“, die „unumstrittene“ oder „unangefochtene“ Nummer eins, sollte bitte gleich in den Alarm-Modus umschalten: Derartige Übertreibungen werden nur benutzt, wenn der Machtkampf schon begonnen hat. Unangefochten ist nur der, der schon längst angefochten wird.

  • Hüten Sie sich vor jenen, die öffentlich beteuern, sie würden Ihnen den Rücken stärken. Wer den Rücken stärkt, steht hinter Ihnen. Wer hinter Ihnen steht, kann Sie stoßen und zu Fall bringen. Um diesen Verdacht zu zerstreuen, wird der doppelte Wortboden gern zusätzlich mit Floskeln bedeckt. „Vertrauen“ ist das beliebteste Tarnwort. Man sagt dann: Sie haben das Vertrauen von uns allen. Was man nicht sagt: Sie können uns allen vertrauen.

  • Besonders doppelbödig (und dementsprechend gefährlich) sind Lobeshymnen und Treueschwüre mit „persönlicher“ Färbung. Etwa: Sie sind der Beste, soweit ich das überblicken kann. Oder: Nach dem, was ich weiß, wird Sie keiner angreifen wollen.

    Derartige Ich-Botschaften klingen zwar emotional – aber sie schränken auch ein: Andere mögen Sie nicht für die Beste oder den Besten halten. Andere könnten doch auf den Gedanken kommen, Sie anzugreifen. Vielleicht tun sie es bereits.

Derartige Verbalfallen treten üblicherweise in größeren Abständen auf. Ungemütlich wäre es, wenn ein und dieselbe Person ihre gesamte Aussage mit doppelten Böden ausstattet. Das passiert selten.

Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil hat jetzt in der ARD seinem Parteifreund Olaf Scholz „den Rücken gestärkt“, wie es in den Agenturen heißt. Weil sagte, Kanzler Scholz sei in der SPD die „unangefochtene Nummer eins“. Wörtlich sagte Weil, Scholz sei „nach meinem Eindruck“ die unangefochtene Nummer eins. Und dann sagte er noch, man sei sich in der SPD einig, dass man mit Scholz als Kanzlerkandidaten in die Bundestagswahl gehen wolle. Wörtlich sagte er, „nach meinem Empfinden“ seien sich alle in der SPD darin einig.

Ach, und dann sagte Weil noch, Scholz habe „wirklich das Vertrauen“ der SPD.

Das klingt nicht gut. Nach meinem Eindruck.

Mit vielen Grüßen

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Markus Krischer,
stellvertretender Chefredakteur FOCUS Magazin

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