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Alphabet, Amazon, Meta: Wenn gut nicht (mehr) gut genug ist...

Liebe Geldanleger,

 

die US-Earnings Season läuft auf Hochtouren und zuletzt haben eine Reihe der großen US-Technologieriesen Zahlen für das 1. Quartal 2023 vorgelegt. Dabei lagen die Erwartungen deutlich unter den Werten aus dem (noch) sehr starken Vorjahr und auch unter denen aus dem 2022er-Schlussquartal.

Seitdem hat sich die Situation in der realen Welt weiter verschlechtert: Die Inflation fällt, zeigt sich aber als hartnäckiger als gedacht, die Notenbanken haben die Zinsen weiter deutlich erhöht und damit für einen Kursverfall am Anleihemarkt gesorgt, der einige Banken in Schieflage gebracht oder gleich in die Insolvenz getrieben hat, und der Ukraine-Krieg mit seinen ganzen negativen Begleiterscheinungen zeigt auch keine Beruhigungstendenzen. Das Umfeld, in dem sich die Unternehmen die letzten Monate über bewegt haben, ist also alles andere als gemütlich und belastet die Geschäfte.

Das voraus geschickt, sind die Erwartungen des Marktes an die Quartalszahlen wenig ambitioniert. Und als traditionelle „Drama Queens“ übertreiben es Börsianer oft mit ihren Erwartungen – in beide Richtungen. Und wie sich zeigte, haben sie es wirklich bei einigen übertrieben, denn es gelang so manchem Unternehmen, die (zu) niedrigen Erwartungen zu schlagen.


 Microsoft 

So wie Microsoft, die sehr starke Zahlen präsentierten, bei denen kaum ein Makel zu finden war. Insbesondere die Cloud-Sparte „zauberte“ mal wieder: Hier legte der Umsatz währungsbereinigt um 25% auf 28,5 Mrd. US-Dollar zu, bei einer Bruttomarge von 72% (Vorjahr: 74%). Cloud Office Commercial Products/Cloud Services wuchs um 17%, Office 365 um 18% und Azure sogar um 31%. Microsoft gewinnt im weltweiten Cloud-Wettrennen weiter Marktanteile hinzu.

Die Redmonder zeigten mit ihren Ergebnissen, was erfolgreiche Unternehmen zu leisten in der Lage sind, selbst wenn das Wirtschaftsumfeld alles andere als optimal ist. Damit setzte Microsoft einmal mehr Standards, an denen sich andere messen lassen müssen. Und das ist nicht allen gelungen...

Microsoft Corp. (ISIN: US5949181045)
WKN / Kürzel
Börsenwert
KGV 22/23e/24e
Kurs
870747 / MSFT
2,3 Bio. USD
27 / 32 / 28
306,88 USD


 Alphabet 

Die Google-Mutter erzeugt den größten Teil ihrer Umsätze und Gewinne mit ihrer dominierenden Suchmaschine, genauer gesagt mit den hieraus generierten Werbeeinnahmen. Das Business ist marktbeherrschend, aber es steht dennoch seit einiger Zeit unter Druck, da infolge des Corona-Ausbruchs die Werbeaktivitäten weltweit kräftig heruntergefahren wurden. Und bis heute haben sich nicht alle Branchen und auch nicht Googles Werbeerlöse davon wieder vollständig erholt.

Zudem tauchte vor einigen Wochen eine neue große Herausforderung am Horizont auf: OpenAI. Der Partner von Microsoft hat die Beta-Version seines Chatbots ChatGPT veröffentlicht und seitdem steht die Welt Kopf. Alles spricht von Künstlicher Intelligenz (KI) und nimmt erstmal wahr, dass diese bald im Lebensalltag von Otto Normalverbraucher ankommen wird. Für die Unternehmen bedeutet dies eine große Chance, aber auch enorme Risiken. Die Karten werden ganz neu gemischt, Märkte und Marktanteile dürften neu verteilt werden. Wer sich nicht frühzeitig positioniert, könnte schnell und dauerhaft abgehängt werden.

Auch Google steht im Feuer, denn man hat viel zu verlieren. Da über 90% der Einnahmen des Alphabet-Konzerns hier generiert werden, kann man Änderungen am Geschäftsmodell nicht so risikolos vornehmen, wie z.B. Microsoft. Die sind mit ihrer Suchmaschine Bing größter Google-Herausforderer – und kommen gerade mal auf einen mittleren einstelligen prozentualen Weltmarktanteil. So viel zur aktuellen Dominanz von Google. Wenn die Menschen nun aber mit einem Chatbot reden und konkreten Antworten auf ihre Fragen bekommen anstelle der Linkvorschläge, die Google (und Bing) bisher präsentieren und für deren Platzierung sie ordentlich Geld verlangen, dann hat Google viel zu verlieren, während Microsoft/Bing und andere viel zu gewinnen haben.

On top gibt es nun auch Spekulationen, Apple könnte anstelle von Google künftig Bing als voreingestellte Suchmaschine auswählen. Ob daraus etwas wird, muss sich erst noch zeigen. Aber allein die Tatsache, dass dieser bisher undenkbare Gedanke nun in der Welt ist, spricht Bände. Google überweist übrigens mehr als 10 Mrd. US-Dollar an Apple für diese Bevorzugung – pro Jahr.

Nun legte Alphabet Zahlen zum abgelaufenen Quartal vor. Der Nettoumsatz stieg im Jahresvergleich um 3% (währungsbereinigt um 6%) auf 69,8 Mrd. US-Dollar; das Wachstum wurde in erster Linie von der Google Cloud getragen, aber auch Google Search und Google Other trugen dazu bei.

Google Search and Other (Advertising) spielte einen Umsatz von 40,4 Mrd. US-Dollar ein und damit 2% mehr als im Vorjahr, während Google Network Advertising um 8% auf 7,5 Mrd. US-Dollar sank. YouTube Advertising fiel um 3% auf 6,7 Mrd. US-Dollar.

Apropos YouTube: Die Zuschauerzahlen von Shorts steigen rapide: Aktuell sind es 50 Milliarden tägliche Aufrufe gegenüber 30 Milliarden im letzten Frühjahr. Alphabet versucht hier, der Konkurrenz von TikTok Paroli zu bieten und die Shorts (besser) zu monetarisieren. Bisher mit durchwachsenem Erfolg. Insgesamt spielte das Advertising Business 54,5 Mrd. US-Dollar ein (+2%). Google Other legte um 9% auf 7,4 Mrd. US-Dollar zu, Google Cloud um 28% auf 7,5 Mrd. US-Dollar und die Other Bets (z.B. Waymo) sanken um 35% auf 788 Mio. US-Dollar.

Alphabets Betriebsergebnis ging im Jahresvergleich allerdings um 13% auf 17,4 Mrd. US-Dollar zurück und die operative Marge lag mit 25% um 5 Prozentpunkte unter dem Vorjahreswert. Google Services (umfasst das Kerngeschäft mit Werbeanzeigen sowie Google Other, das zu einem großen Teil aus Hardware besteht) erwirtschaftete einen weitgehend unveränderten Betriebsgewinn von 21,7 Mrd. US-Dollar.

Google Cloud erzielte einen Betriebsgewinn von 191 Mio. US-Dollar und schnitt damit deutlich besser ab als im Vorjahr, als noch ein Betriebsverlust von 706 Mio. US-Dollar zu verzeichnen war. Vor allem die Sektoren Reisen und Einzelhandel trugen zum Wachstum bei, während der Finanz-Sektor belastete. Aber... dieser Gewinn ist geradezu verzwergt gegenüber den zig Milliarden, die die Marktführer Amazon (AWS) und Microsoft (Azure) mit ihren Cloud-Sparten erwirtschaften. Dort sind die Cloud-Angebote längst Umsatz und Ergebnistreiber, die Cashflow-Giganten. Alphabet erkauft sich das Wachstum (nur) über den Preis und kann den beiden Platzhirschen dabei kaum Marktanteile abnehmen.

Der Bereich Other Bets verzeichnete einen Betriebsverlust von 1,2 Mrd. US-Dollar, der um 47% höher war als der Verlust im 1. Quartal des vergangenen Jahres. Die nicht zugewiesenen Unternehmenskosten stiegen um etwa das 10-fache auf 3,3 Mrd. US-Dollar, was auf die Kosten in Höhe von 2,6 Mrd. US-Dollar im Zusammenhang mit der Entlassung von Mitarbeitern und der Verringerung der Büroflächen zurückzuführen ist. Diese Einmalkosten belasten einmalig, wie der Name schon sagt, und sollen künftig zu dauerhaften Einsparungen und damit höheren Margen und Gewinnen führen.

Doch so weit ist es noch nicht. Im 1. Quartal fiel der Nettogewinn erstmal um 5% auf 15,1 Mrd. US-Dollar bzw. 1,17 US-Dollar je Aktie. Der operative Cashflow sank sogar um 6% auf 23,5 Mrd. US-Dollar und am Ende des Quartals verfügte Alphabet über liquide Mittel von 25,9 Mrd. US-Dollar (24% mehr als im Vorjahreszeitraum). Die sollen vor allem für das neue Aktienrückkaufprogramm im Volumen von 70 Mrd. US-Dollar aufgewendet werden, das den Aktienkurs dauerhaft stützen sollte. Andererseits kompensiert Alphabet damit die bisher recht üppig ausgegebenen Aktien-Optionen, was seit Jahren zu einer Erhöhung der Aktienzahl geführt hat. Eine gerade in der Technologie-Branche durchaus übliche Mitarbeiter-Entlohnung.

Damit konnte Alphabet in etwa die Erwartungen erfüllen, aber es bleiben viele Fragen zur Zukunft offen und Unsicherheiten belasten das so lukrative Advertising-Business. Der Kurs bekam entsprechend kaum Impulse.

Alphabet Inc. (ISIN: US02079K1079)
WKN / Kürzel
Börsenwert
KGV 22/23e/24e
Kurs
A14Y6H / GOOG
1,4 Bio. USD
19 / 20 / 17
106,53 USD


 Amazon 

Das sah bei Amazon ganz anders aus, die Quartalszahlen wurden von Anlegern mit einem nachbörslichen 2-stelligen Kursplus gefeiert. Der Umsatz stieg im 1. Quartal um 9% auf 127,4 Mrd. US-Dollar und der operative Gewinn um 30% auf 4,8 Mrd. US-Dollar. Gefeiert wurde vor allem der Nettogewinn von 3,1 Mrd. US-Dollar, nachdem vor 12 Monaten noch ein Verlust von 3,8 Mrd. die Stimmung trübte. Der Gewinn je Aktie lag mit 0,31 US-Dollar deutlich über den Erwartungen von 0,11 US-Dollar.

Mit 51,5 Mrd. US-Dollar den größten Anteil am Umsatz erzielten die Online Stores (+0%), während die Physical Stores 4,9 Mrd. US-Dollar (+7%) beisteuerten. Das Geschäft mit Drittanbietern wuchs um 18% auf 29,8 Mrd. US-Dollar, die Subskriptionserlöse (Prime und Audible) um 15% auf 9,7 Mrd. US-Dollar, der Advertising-Bereich um 21% auf 9,5 Mrd. US-Dollar und die Cloud-Sparte AWS um 16% auf 21,3 Mrd. US-Dollar.

Dem Gesamtumsatz im 1. Quartal von 127,4 Mrd. US-Dollar standen Kosten von 67,8 Mrd. gegenüber, so dass ein Rohertrag von 59,6 Mrd. US-Dollar übrig blieb, was einer Marge von 47% entspricht (+4 Prozentpunkte). Als operativer Gewinn verblieben hiervon 4,8 Mrd. US-Dollar, wozu allein AWS 5,1 Mrd. US-Dollar beigesteuert hat. Der gesamte Rest hat also unterm Strich kein Geld verdient. Letztlich blieben als Nettogewinn 3,2 Mrd. US-Dollar übrig.

Die Zahlen sind durchaus beeindruckend. Amazon setzte im Jahr 2022 insgesamt 514 Mrd. US-Dollar um, nach 470 Mrd. im Vorjahr. Die Verkäufe Im Online-Handel fielen dabei von 222 auf 220 Mrd. US-Dollar. Blickt man 10 Jahre zurück, dann kam Amazon 2013 hier auf Werte von 74 und 49 Mrd. US-Dollar. Und zieht man als Vergleich den damals auf Augenhöhe agierenden Wettbewerber Ebay heran, ist Amazons Erfolg noch beeindruckender. Denn Ebay lag 2013 beim Umsatz mit 76 Mrd. US-Dollar sogar knapp vor Amazon, doch nach einem Zwischenhoch von 100 Mrd. US-Dollar in 2020 fiel der Umsatz auf jetzt nur noch 74 Mrd. US-Dollar zurück. Also weniger als 2013 und was Amazon damals erzielte. Und meilenweit hinter dem aktuellen Wert von Amazon von 514 Mrd. US-Dollar.

Hinsichtlich der operativen Genesung Amazons sind also Hoffnungen angebracht. Das Unternehmen war in den letzten Jahren zu schnell gewachsen und hatte seinen Kostenapparat durch zigtausende neue Mitarbeiter und neue Logistikkapazitäten enorm in die Höhe geschraubt. Doch das Wachstum hat sich nicht im erwünschten Maß eingestellt, das gilt nicht nur für Amazon. Daher hat das Unternehmen mehr als 10.000 Mitarbeiter entlassen, was kurzfristig zu finanziellen Belastungen für Abfindungen führt, aber anschließend dauerhaft zu niedrigeren Kosten.

Besonders AWS erfreut die Anleger. Der AWS-Umsatz stieg in weniger als 10 Jahren von 3 Mrd. auf 83 Mrd. US-Dollar – diese 83 Mrd. generierte AWS in den letzten 12 Monaten und das war ein höherer Umsatz als der von 460 Unternehmen im S&P 500 zusammen! Die jährliche Wachstumsrate lag durchschnittlich bei über 40%.

Die Anleger feierten die Zahlen – erstmal. Denn es schloss sich der Earnings Call an und in dem äußerten sich CEO Andy Jassy und Finanz-Chef Brian Olsavsky eher zurückhaltend mit Blick auf die nahe Zukunft. Und das kam bei den Anlegern gar nicht gut an, so dass der vorherige 2-stellige Kurszuwachs implodierte und sich bis Freitag, 17 Uhr MEZ (28.04.2023), sogar in ein Minus von gut 4% verwandelte.

Doch was verhagelte den Anlegern konkret die Stimmung? CFO Olsavsky meinte Amazons „Anzeigengeschäft verzeichnet weiterhin ein robustes Wachstum“ doch „das unsichere wirtschaftliche Umfeld und der anhaltende Inflationsdruck sind nach wie vor ein Faktor, der unserer Meinung nach die Verbraucher zu vorsichtigen Ausgaben veranlasst.“ Und CEO Andy Jassy beschwichtigte, Amazon „versuche nicht, für ein Quartal oder ein Jahr zu optimieren. Wir werden alles tun, was nötig ist, um unseren Kunden zu helfen, über einen langen Zeitraum erfolgreich zu sein, weil wir versuchen, Beziehungen und ein Geschäft aufzubauen, das uns alle überdauert“.

Die Anleger waren ernüchtert, dass sich die starken Zahlen aus dem 1. Quartal nicht als neue dauerhafte Erfolgsgeschichte darstellten. Amazon hat hier noch einiges vor der Brust und hängt nach wie vor finanziell von der Cloud-Sparte AWS ab. Das ist auf Dauer nicht tragbar; die Anleger wollen profitables Wachstum sehen und Amazon liefert davon momentan zu wenig.

Amazon.com Inc. (ISIN: US0231351067)
WKN / Kürzel
Börsenwert
KGV 22/23e/24e
Kurs
906866 / AMZN
1,1 Bio. USD
neg. / 78 / 44
104,95 USD


 Meta Platforms 

Einer der am meisten gehassten CEOs dürfte Mark Zuckerberg von Meta Platforms (ehemals Facebook Inc.) sein. Er musste in den letzten Jahren viel Kritik einstecken und viele Rückschläge. Vor allem seine neue Vision vom Metaverse findet wenig Anklang. „Mark allein zuhause“ wurde gewitzelt.

Die nun vorgelegten Zahlen zum 1. Quartal waren allerdings solide und straften die Kritiker Lügen. Der Social Media-Gigant konnte erstmals mehr als 3 Milliarden täglich aktive Nutzer mit seinen Plattformen bedienen (Facebook, Instagram, WhatsApp, Facebook Messenger) und damit 5% mehr als vor einem Jahr. Im 4. Quartal 2018 hatte man die Marke von 2 Milliarden geknackt.

Der Umsatz stieg im Jahresvergleich um 3% auf 28,6 Mrd. US-Dollar, das waren 1,0 Mrd. mehr als im Vorjahr; währungsbereinigt lag das Wachstum sogar bei 6%. Damit endete eine Durststrecke von mehreren Quartalen mit Umsatzrückgängen.

Die operative Marge ging mit 25% durchs Ziel und fiel damit um 5 Prozentpunkte, während die Free Cashflow-Marge sogar um 6% auf 24% nachgab. Der Gewinn je Aktie lag mit 2,20 US-Dollar um mehr als 10% über den Erwartungen.

Die Umsatzverteilung ist bei Meta wenig spektakulär, denn Advertising stellt mit 28,1 Mrd. US-Dollar beinahe den gesamten Umsatz, während 0,2 Mrd. aus der Payment-Struktur stammen. Und dann gibt es noch die Reality Labs, die weitere 0,3 Mrd. US-Dollar zum Gesamtumsatz von 28,6 Mrd. US-Dollar beisteuern.

Als Rohertrag blieben 22,5 Mrd. US-Dollar hängen, die Marge lag bei starken 79%. Nach Abzug der Kosten des operativen Geschäfts verblieb ein operativer Profit von 7,2 Mrd. US-Dollar übrig mit einer Marge von 25%, die unterm Strich in einem Nettoergebnis von 5,7 Mrd. US-Dollar mündeten.

So beeindruckend die Zahlen auf den ersten Blick aussehen, so sind einige Aspekte durchaus ernüchternd. Die Reality Labs verzeichnen anhaltend hohe Verluste. Im 4. Quartal 2020 lag der Verlust bei 2,1 Mrd. US-Dollar, im 4. Quartal 2022 war mit -4,28 Mrd. US-Dollar die bisherige Spitze erreicht worden und nun versenkte die Sparte weitere 3,99 Mrd. US-Dollar. Hinter ihr verstecken sich überwiegend die gewaltigen Ausgaben für das Metaverse und ob sich diese Unsummen irgendwann einmal auszahlen, steht noch lange nicht fest.

Bezeichnend ist, dass selbst Mark Zuckerberg das Metaverse nur noch selten erwähnt, während auch er inzwischen ständig von Künstlicher Intelligenz redet. Das war so auffällig, dass er sogar darauf angesprochen wurde und sich äußern musste: „Es hat sich ein Narrativ entwickelt, dass wir uns irgendwie von der Metaverse-Vision entfernen. Ich möchte daher im Voraus sagen, dass das nicht stimmt. Wir konzentrieren uns schon seit Jahren sowohl auf KI als auch auf das Metaverse, und wir werden uns auch weiterhin auf beides konzentrieren“.

Inwieweit diese Aussagen stimmen und in unternehmerische Erfolge umgemünzt werden können, bleibt abzuwarten. Gegenwärtig läuft gerade die zweite Entlassungswelle, was selten ein Zeichen von Stärke und (zuvor) richtigen Entscheidungen ist. Andererseits hat Facebook mit seinen vier global führenden Apps/Plattformen ein sehr starkes Ökosystem und viele Optionen, diese noch besser zu monetarisieren. Der Bereich Payments, der u.a. in Brasilien mit WhatsApp und Mastercard gestartet ist, ist nur eine davon.

Hinsichtlich der gewaltigen Investitionen sagte Zuckerberg: „Die Investitions-Ausgaben, einschließlich Tilgungszahlungen für Finanzierungs-Leasing, beliefen sich auf 7,1 Mrd. US-Dollar. Das Geld floss in Rechenzentren, Server und Netzwerk-Infrastruktur. Der freie Cashflow betrug 6,9 Mrd. und wir haben im 1. Quartal für 9,2 Mrd. US-Dollar Stammaktien der Klasse A zurückgekauft“. Das hat dem Aktienkurs wohl geholfen. Der hatte im Herbst 2021 die Marke von 350 US-Dollar nach oben durchbrochen, danach ging es schubweise abwärts. Im Herbst 2022 fiel er kurzzeitig sogar unter die Marke von 100 US-Dollar, doch seitdem hat er sich wieder kräftig erholt. Zum Jahresstart notierte er bei 120 US-Dollar, zuletzt wurden wieder 235 US-Dollar für eine Aktie bezahlt. Allein 30 US-Dollar gehen davon auf den Freudensprung nach Vorlage der Quartalszahlen zurück und anders als bei Amazon konnte die Meta-Aktie ihre Freudengewinne behaupten.

Meta Platforms (ehem. Facebook) (ISIN: US30303M1027)
WKN / Kürzel
Börsenwert
KGV 22/23e/24e
Kurs
A1JWVX / META
611 Mrd. USD
14 / 21 / 18
236,73 USD


Unser Fazit

Die Technologie-Riesen haben geliefert und konnten mit ihren Quartalszahlen allesamt überzeugen. Die Geschäfte laufen schwächer als vor einem Jahr, aber der befürchtete starke Einbruch blieb aus; die (zu negativen) Erwartungen konnten teilweise übertroffen werden. Aber beim Ausblick scheiden sich die Geister. Software zieht, Retail und Hardware schwächelt. Zuviel Personal haben sie alle akquiriert und werfen das Übergewicht nun von Bord, um Kosten zu sparen. Das dürfte die Margen verbessern, die unter Inflation und Energiekosten leiden.

Bei allen Unternehmen werden sich in nächster Zeit Zinsen als Faktor wieder bemerkbar machen. Bisher konnten die Unternehmen sich vergleichsweise günstig, und teilweise annähernd zinslos refinanzieren. Das machte Investitionen attraktiver und risikoloser, trieb aber schuldenfinanzierte Aktienrückkäufe an. Geld kostet wieder etwas und das belastet künftig das Finanzergebnis, wenn neue Schulden aufgenommen werden müssen. Amazon ist das einzige der vier Unternehmen, das margenschwach daherkommt. Im Gegensatz dazu weisen Alphabet, Meta und Microsoft starke Cashflows auf und durchaus üppige Margen, aus denen sich auch „locker“ Aktienrückkäufe finanzieren lassen, ohne dafür neue Schulden aufnehmen zu müssen.

Mein Favorit bleibt Microsoft, wenngleich die Aktie nicht mehr preiswert ist. Alphabet ist ebenfalls aussichtsreich positioniert in Sachen KI und Meta sieht vergleichsweise günstig aus – wenn sich die enormen Investitionen in das Metaverse auszahlen, dürfte die Aktie vor einer Neubewertung stehen. Und wenn Mark Zuckerberg sich als CEO zurückziehen würde, würde wohl erst recht der Turbo gezündet.

Und Amazon... hier ist die Unsicherheit derzeit am Größten. AWS liefert weiterhin solide ab, aber im Retail-Segment verdient Amazon weiterhin kein Geld. Das kann nicht auf Dauer so bleiben, dazu ist diese Sparte viel zu groß und gewichtig im Konzern. Als Depot-Beimischung mit Hoffnungspotenzial eignet sich die Aktie aber allemal. Und Überraschungspotenzial hatte Amazon in der Vergangenheit schon öfter zu bieten...


Die heutige Ausgabe entstand wieder in Zusammenarbeit mit Michael C. Kissig.

Offenlegung wegen möglicher Interessenkonflikte:
Die Redakteure/Autoren sind in den folgenden besprochenen Wertpapieren bzw. Basiswerten zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Kommentars investiert: Alphabet, Amazon & Microsoft

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Viel Erfolg bei Deinen Finanzentscheidungen &
ein schönes Wochenende wünscht Dir

Dein
Armin Brack
Chefredakteur Geldanlage-Report

>> Die nächste Ausgabe erscheint am 6. Mai

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