Ein Gen mit der Bezeichnung ApoE4 erhöht das Risiko, an der Alzheimer-Demenz zu erkranken. Das wusste die Wissenschaft bereits. Jetzt aber stellt sich die wahre Dimension der genetischen Variante heraus. Fast alle Personen, die zwei Kopien von ApoE4 tragen, erkranken – viele schon mit 55 Jahren, mit 65 lassen sich typische Ablagerungen im Zentralen Nervensystem nachweisen. Die Doppelbelastung betrifft immerhin ungefähr zwei Prozent der Bevölkerung.
Da stellen sich Fragen nach den Konsequenzen. Von drei Experten, die das Science Media Center dazu befragt hat, wird der Münchener Neuro-Forscher Nicolai Franzmeier am deutlichsten. „Aktuell“ würde Franzmeier „nicht empfehlen, sich auf ApoE4 testen zu lassen, da daraus keine therapeutische Konsequenz resultiert“. Es gibt nämlich nur schwach wirksame Alzheimer-Medikamente, und zwei bessere (Lecanemab, Donanemab) sind noch nicht richtig auf dem Markt. Fürs Kinderkriegen gelte: Ein Träger zweier Kopien könne nur eine davon weitergeben, was keine so hohe Erkrankungswahrscheinlichkeit nach sich ziehe. Kritisch werde es, wenn beide Eltern zwei Kopien trügen.
Kurt-Martin Mayer, Wissen & Gesundheit |