Freitag, 15. November 2024 | |
|
|
| | LITERATUR | |
|
|
| Liebe Leserin, lieber Leser, |
|
am vergangenen Mittwoch hat in unserem Feuilleton der Restaurantkritiker und Kochbuchautor Jürgen Dollase das Buch des Basler Kulturwissenschaftlers Markus Krajewski über die „Kulturtechnik Kochen“ besprochen . Dieser Titel wirft für ihn eine grundsätzliche Frage auf: Weshalb Kulturtechnik und nicht Kunst? Tatsächlich ist bei den ästhetischen Hervorbringungen, die sich an das Auge, das Ohr oder an die Einbildungskraft wenden, ganz umstandslos von Kunst die Rede, Köche hingegen sind seltene Gäste in Akademien der Künste. | Jürgen Kaube | Herausgeber. | |
|
|
| Und noch schlimmer: Es gibt Meisterköche, aber in Deutschland jedenfalls keine Kochmeister. Bäcker, Konditoren, Fleischer und Küfer sind als Handwerker anerkannt und in der Handwerkskammer organisiert. Sogar Friseure verleihen einen Meistertitel. Köche nicht. Ist Kochen also weder ein Handwerk noch eine Kunst?
Ein Handwerk ist es sicherlich. Dass es so nicht bezeichnet wird, hat rein rechtliche Gründe. Das Kochen steht nicht im „Verzeichnis der Gewerbe, die als zulassungspflichtige Handwerke betrieben werden können“. Die Ausnahme des Kochens ist allerdings auch in anderen Rechtsgebieten festgehalten. Das Urheberrecht schützt meistens keine Rezepte, sie gelten nur selten und allenfalls bei außerordentlicher „Schöpfungshöhe“ als Werke, auch wenn die Restaurantkritik von Kreationen und Kompositionen spricht, in denen es zu Geschmacks-Akkorden und dergleichen kommt. Die Fotografien von Gerichten hingegen sind urheberrechtlich geschützt.
In diese juristische Einschätzung mag der soziale Sinn von Rezepten eingegangen sein: dass sie ja gerade nachgekocht und variiert werden sollen. Ob Adaption und Variation allerdings nicht auch der Sinn dessen ist, was wir Kunst nennen?
***
Unsere Leseempfehlungen:
Genug ist genug: Acht Autoren berichten über den Antisemitismus im deutschen Literaturbetrieb
Ist der woke Spuk noch immer nicht vorbei? Der Starkoch Jamie Oliver zieht ein Kinderbuch zurück.
Wer schrieb unter welchem Pseudonym? Jürgen Kaubes Literaturrätsel im November 2024
***
Vielleicht stecken die Reserven, Kochen eine Kunst zu nennen, tiefer. Lessing hat einst zwischen dem „Kunstrichter“ und dem „Mann von Geschmack“ unterschieden. Der letztere berufe sich auf seine Empfindung, der erstere bringe Gründe für seine Empfindung herbei. Womöglich berührt alles, was wir mit der Zunge und der Nase wahrnehmen, unsere Sinne so stark, dass wir uns schwer tun, mittels Begriffen oder Gründen den Schritt von der Empfindung zum Urteil zu vollziehen. Die Weintester sprechen von „Veilchen und Lavendel sowie Pflaumen und Süßholz“, weshalb aber gerade dieses botanische Geschmacksgemisch einem anderen vorgezogen werden sollte, dazu fehlt ihnen einstweilen das Vokabular. Das heißt: Geschmack und Geruch überwältigen zu sehr, um in eine ästhetische Reflexion überführt werden zu können. Was nicht heißt, dass nicht viel über das Gekochte geredet werden könnte.
So viel heute zu diesem schwierigen Thema der ästhetischen Werke am Rande der Kunst. Leicht gemacht wird es uns jedenfalls dadurch, dass wir ihren Genuss nicht durch Analyse zu trüben vermögen.
Ein schönes Wochenende,
Ihr Jürgen Kaube
.
***
In einer Woche wird Fridtjof Küchemann an dieser Stelle darüber nachdenken, was er am besten auf die wunderbare Bitte einer Kollegin aus unserem Zeitungsverlag antwortet, ihr zehn Bücher zu nennen, die man mit dreißig gelesen haben sollte. Für einen viel lesenden Freund, der bald Geburtstag hat. Vielleicht haben Sie ja eine Idee? Wir freuen uns auf Ihre Zuschrift mit kurzer Begründung unter Literatur-NL@faz.de und würden ausgewählte Antworten gern namentlich zitieren, wenn Sie uns nicht ausdrücklich schreiben, dass Sie lieber anonym wiedergegeben werden möchten.
|
|
F.A.Z.-Newsletter: Literatur |
|
| | | Diesmal geht es um Pseudonyme, falsche Namen, unter dem ein Schriftsteller ein Werk veröffentlicht. Bürgerliche Namen werden durch erfundene ersetzt, Anagramme gebildet oder Geschlechter gewechselt. Um wen handelt es sich? |
|
|
| | | Genug ist genug: Acht Autoren berichten über den Antisemitismus im deutschen Literaturbetrieb seit dem 7. Oktober 2023 – auf Initiative von Slata Roschal und Alexander Estis. |
|
|
| | | Eine Lüge, oft genug wiederholt, kann zur Wahrheit werden. Das ist die Tragödie unserer Zeit und der Wahl Trumps. Die Herren der Algorithmen haben sie vorbereitet. Wenn wir uns sie nicht vorknöpfen, sind wir verloren. |
|
|
| | | Die unsouveräne Reaktion des Bundespräsidenten auf die kritische Rede von Marko Martin zeigt, dass Selbstgerechtigkeit ihn daran hindert, aus Fehlern wirklich zu lernen. |
|
|
| | | Gefeiert und verfemt: Heiko Raulin und Tilman Spreckelsen stellen den romantischen Schriftsteller, Maler und Musiker E.T.A. Hoffmann im Freien Deutschen Hochstift in Frankfurt vor. |
|
|
| | | Jede Woche fragen wir Menschen aus dem Kulturbetrieb, was sie lesen und welches Buch in ihrem Schrank sie ganz bestimmt nicht lesen werden. Diesmal antwortet die Schriftstellerin Lucy Fricke. |
|
|
| | | Im Aggregatszustand der Ambiguität: Judith Schalansky entwirft bei einem Vortrag in Berlin eine vergnügte Wahrnehmungs- und Stoffgeschichte des Nebels. |
|
|
| | | Von ihm stammen der „Jedermann“ und der Text zum „Rosenkavalier“: Eine Ausstellung zum 150. Geburtstag von Hugo von Hofmannsthal im Deutschen Romantik-Museum Frankfurt zeigt Szenen aus Werk und Leben des Dichters. |
|
|
| | | Wenn der Koch den Braten riecht: Der englische Starkoch Jamie Oliver zieht ein Kinderbuch zurück, weil es Vorwürfe kultureller Aneignung von indigenen Australiern gibt. |
|
|
|
|
|
Diesen Newsletter mit Freunden teilen |
| | |
|
|
Der Verleger Mkuki Bgoya betreibt einen der wenigen Verlage Tansanias. In seinem Heimatland möchte er eine Lesekultur in der Gesellschaft etablieren. |
|
Das Literaturfestival Meridian wird verlegt. Es kommt in ukrainische Städte, die nahe der Front liegen: Odessa, Mykolajiw, Cherson, Saporischschja. Städte, in denen Untergrund-Lyrik als Lesung im Luftschutzbunker eine ganz neue Bedeutung bekommt. |
|
Bei den Nominierungen für Großbritanniens wichtigsten Literaturpreis dominierten in diesem Jahr Autorinnen. Welches Werk gewonnen hat und worum es darin geht. |
|
|
|
|
Unsere Literatur ist in finanzieller Not: Buchverkäufe erbringen zu wenig, und Künstliche Intelligenz beutet die Intelligenzija aus. Lesungen, Crowdfunding, Mäzenatentum – was ist das Geschäftsmodell der Zukunft? |
|
Er war ein Meister der Landschaftsmalerei in Versen: Jetzt ist der Büchnerpreisträger Jürgen Becker im Alter von zweiundneunzig Jahren in Köln gestorben. |
|
Das Pilecki-Institut feiert mit einer Ausstellung den ukrainischen Dichter und Dissidenten Wassyl Stus, der 1985 in einem sowjetischen Lager umgekommen ist. |
|
|
|
|
Sebastian Domsch kartographiert den New Yorker Bezirk Brooklyn als eine der ersten Adressen der Weltliteratur. Einige wichtige Bewohner aber fehlen in seinem insgesamt gelungenen Buch. |
|
Der perfekte Sturm: Eric Cline beurteilt verschiedene antike Kulturen danach, ob und wie sie den Zusammenbruch der spätbronzezeitlichen Staatenwelt überstanden. |
|
Ein schmaler Band mit zwei verspielten Texten André Gides – lohnt da überhaupt die Herausgabe? Das Nachwort der Übersetzerin Franziska Humphreys belegt die Notwendigkeit des Bandes. |
|
Wie konnte passieren, dass linke Herrschaftskritik von der extremen Rechten kopiert wurde? Naomi Klein setzt sich mit verzerrten Spiegelbilder auseinander und liefert eine brauchbare Analyse unserer Gegenwart – bis sie Israel in den Blick nimmt. |
|
Diese Schriftstellerin hat in Italien längst Furore gemacht: Igiaba Scegos Roman „Kassandra in Magodischu“ erzählt autobiographisch von einer durch Kolonialismus und Migration geprägten Familie, die von ihrer somalischen Heimat nicht loskommt. |
|
|
|
|
Auf das Mitleid der Natur sollten wir nicht zählen: Dieses Gedicht aus dem Zeitalter des Barock liest sich heute sehr viel anders als vor vierhundert Jahren. |
|
|
|
|
Der Zeichner Dany und der Szenarist Yann gelten als Legenden des Comics. Für ihren Band „Spirou und die blaue Gorgone“ haben sie jetzt so viel Gegenwind bekommen, dass der Verlag ihn zurückzieht. |
|
|
|
|
Gefangen in einer Zeitschleife scheitert Spence immer wieder an dem Versuch, den Tod seiner Mitschülerin zu verhindern. Louise Finchs Debütroman „Death. Life. Repeat.“ ist eine gelungene Jugendgeschichte über Verantwortung, Missbrauch und Mut. |
|
Oskar Kroons „Gurke und die Unendlichkeit“ erzählt von einem tollen Vater, der plötzlich krank wird. Und davon, wie kostbar das ist, was für uns selbstverständlich ist. |
|
|
|
|
Ihnen wurde der Newsletter weitergeleitet? |
| | |
|
|
|
| | | Fördern Sie junge Talente in ihrer Ausbildung und geben Sie ihnen die Möglichkeit sich mit einem digitalen Abo der F.A.Z. auf kluge Weise zu informieren. |
|
|
| | | Zwei Nächte im 5-Sterne-Superior Hotel Goldener Hirsch, im charakteristischen Salzburger Landhausstil, bereichert durch modernen Luxus von heute, gewinnen! |
|
|
|
|
| | | Sichern Sie sich jetzt unser exklusives Adventsangebot und lesen Sie 24 Tage F.A.Z. und Sonntagszeitung für nur 1 Euro pro Tag – auch zum Verschenken! |
|
|
| | | Entdecken Sie monatlich inspirierende „kluge Köpfe“ aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur und Sport – ein einzigartiger Wandkalender von Athesia. |
|
|
|
|
| | | Während Mutter Chrissi jedes Jahr das noch perfektere Fest anstrebt, würde sich Vater Sebastian lieber auf die Osterinseln verkriechen. Da ist Trubel garantiert. |
|
|
| | | Tausende Bücher auf einem kleinen Gerät – dank E-Book-Reader mittlerweile möglich. Wir haben 42 E-Book-Reader getestet. |
|
|
|
|
|
|
|
| Copyright: Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Pariser Straße 1, 60486 Frankfurt am Main, Hessen, Germany Tel.: (0)69 7591-0, E-Mail: info@faz.net
HRB 7344, Amtsgericht Frankfurt am Main, USt.-IDNr.: DE 114 232 732
Geschäftsführer: Thomas Lindner (Vorsitzender), Dr. Volker Breid Herausgegeben von Gerald Braunberger, Jürgen Kaube, Carsten Knop, Berthold Kohler | © Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH 2001 – 2024 Alle Rechte vorbehalten. |
|
|
|
| This email was sent by: Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH Pariser Str. 1 Frankfurt am Main, Hessen, 60486, Germany https://click.nl.faz.net/profile_center.aspx?qs=bae02cb4478d34e9ab621c2fdbda80eb4cbe45afda2feef687baeb182887c75e0caf758d37a1bcd53561f1058d340950 unsub https://click.nl.faz.net/unsub_center.aspx?qs=bae02cb4478d34e948da0d733a4e6e619260dd215aed29ae2918d57b33f96057f3867606b199e37f91a1b4861c70cd15 |
|