- und schickte gleichzeitig Schockwellen durch den Lebensmittel-Einzelhandel. Die große Frage dabei: Was hat Bezos mit Whole Foods genau vor? Hier meine Einschätzung. Wobei, wenn man etwas intensiver darüber nachdenkt, ist der Deal eigentlich gar nicht so überraschend. Amazon dominiert inzwischen fast jede Facette des Einzelhandels, mit Ausnahme des Lebensmittelhandels. Insofern ist es eigentlich logisch, dass Bezos nun auch dort ansetzt. Mit Amazon Fresh gibt es in den USA zwar schon einen Lebensmittel-Lieferservice. Der bleibt aber bisher unter den Erwartungen des E-Commerce-Dominators. Aus meiner Sicht am Wahrscheinlichsten ist, dass Amazon versuchen wird, die insgesamt über 430 Läden zu Hybriden zu machen. Soll heißen: Kunden können wie bisher "normal" dort einkaufen, wobei damit zu rechnen ist, dass die Shops schlanker aufgestellt werden. Sprich: Es wird technologieorientierter zugehen und einige Mitarbeiter dürften entlassen werden. Dafür könnte Amazon die Preise etwas senken. Zusätzlich dürften die Läden aber künftig auch als Auftragsabwicklungszentren für online bestellte Lebensmittel dienen. Die Läden von Whole Foods liegen überwiegend in wohlhabenden Gegenden (die Kette ist bisher sehr hochpreisig). Das heißt, ein hoher Prozentsatz der Kunden könnte bereit sein, zusätzlich entstehende Kosten für einen bequemen Nachhause-Liefer-Service bereitwillig zu akzeptieren. Hat sich der Lieferservice bei der wohlhabenden Klientel erst mal als "state-of-the-art" etabliert, kann dann der Mainstream in Angriff genommen werden. Soweit der "Rahmenplan". Amazon hat gleich zwei Tools mit denen man eine Art Kickstart hinlegen und der etablierten Konkurrenz die Rücklichter zeigen könnte. Tool Nr.1 ist Amazon Prime. Prime ist das Service-Paket mit dem Amazon-Kunden gegen Bezahlung einer jährlichen Flat-Fee eine Vielzahl von unterschiedlichen Dienstleistungen kostenlos in Anspruch nehmen können. Ursprünglich ging es dabei vor allem um die kostenlose Lieferung von Bestellungen. Inzwischen bietet man aber darüber hinaus eine reichhaltige Auswahl an Filmen, Serien und Büchern, die für einen bestimmten Zeitraum via Streaming-Technologie bzw. Download-Link Prime-Kunden gratis zur Verfügung stehen.
Amazon könnte den Lebensmittellieferservice früher oder später komplett in das Prime-Paket integrieren (bisher ist er in den USA als Add-on mit Zusatzkosten von 14,99 US-Dollar pro Monat zubuchbar), wobei das allerdings nicht ohne Preiserhöhung möglich sein dürfte. Das Ziel von Bezos ist es ja bekanntlich Prime so attraktiv zu machen, dass die Kunden dumm wären, wenn sie es nicht buchen würden.
Bisher ist diese Strategie sehr erfolgreich. Das Abomodell ist ein wichtiger Umsatz- und Ertragstreiber von Amazon. Gelingt die Erweiterung von Prime in den Lebensmittelbereich (für die Kunden dürfte ein solches Upgrade wie gewohnt mit einem Klick buchbar sein) hätten die Kunden einen enormen Anreiz ihre Lebensmittel online zu ordern, weil sie das als Primeabonnenten dann ohne Zusatzkosten tun könnten. Ein gewichtiger Vorteil gegenüber der Konkurrenz. Das hoch gehandelte Start-up Instacart, der derzeitige Marktführer beim Onlinehandel von Lebensmitteln, könnte Probleme bekommen - und letztlich auch die etablierten Supermärkte wie Wal-Mart, Kroger´s und Co. Noch spannender ist Tool Nr.2, weil es wahrlich innovativ ist: Amazon Go. Dahinter verbirgt sich eine Technologie, die es Kunden ermöglichen soll, in einem konventionellen Laden einzukaufen, ohne danach an einer Kasse bezahlen zu müssen. Mit Hilfe von Computerüberwachung, Sensorfusion, künstlicher Intelligenz, maschinellen Lernverfahren und dezentralen Systemen soll die Technologie automatisch erkennen, wenn ein Kunde ein Produkt aus dem Regal holt oder wieder zurücklegt. Ein virtueller Einkaufswagen, wie man ihm vom Online-Shopping kennt, führt im Hintergrund quasi Buch. Verlässt der Kunde den Laden gilt der Einkauf als abgeschlossen und wird entsprechend verbucht.
Das heißt: Der Kunde lädt einfach ein, was er braucht, je nach Größe des Einkaufs in einen herkömmlichen Einkaufswagen oder direkt in die eigene Tasche, und geht dann nach Hause. Die Zahlung verläuft vollautomatisch im Hintergrund. Es gibt keine Kasse und keine Kassiererin mehr. Noch läuft der Future Store nur im Beta-Modus, aber er zeigt, wo die Reise hingehen könnte.
Natürlich werden die etablierten Lebensmittelketten dann früher oder später nachziehen. Der Lebensmittelhandel wird hart umkämpft bleiben. Aber Amazon könnte eine Art First Mover-Vorteil haben und beträchtliche Marktanteile erobern - zunächst in den USA und dann auch im Rest der Welt.
Ein Erfolg im Lebensmittelhandel könnte auch positive Implikationen für Amazon-Bezahlprodukte wie die Amazon-Kreditkarte, aber auch vor allem für die Bezahllösung amazoncash haben. Bei amazoncash können sich Kunden via Textnachricht einen Barcode auf ihr Smartphone schicken lassen und damit in teilnehmenden Läden ihr Amazon-Guthaben aufladen. Der große Vorteil dabei: Das Ganze ist gebührenfrei.
Höchst spannend ist darüber hinaus auch der Personalisierungs-Aspekt. Weil mit Amazon Go im Prinzip jeder Einkauf zum Online-Kauf wird, kennt Amazon dann natürlich auch die Einkaufsgewohnheiten und -vorlieben seiner Kunden aus dem Effeff. Entsprechend ist es möglich, maßgeschneiderte Angebote und Rabatte bereitzustellen, die wiederum die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass der Kunde bei Amazon kauft. Die im Online-Bereich extrem erfolgreiche Strategie könnte dann auf konventionelle Einkäufe übertragen werden. MEIN FAZIT: Amazon ist auf einem guten Weg nun auch noch in die letzte verbliebene Bastion des konventionellen Einzelhandels, Lebensmittel, vorzudringen und den Markt kräftig aufzumischen. Die Wachstumsstory bleibt intakt. Die Aktie hat erstmals die Marke von 1.000 US-Dollar erobert. Ein Ende des Aufwärtstrends ist nicht in Sicht. Autobauer oder Autozulieferer: Was ist günstiger? Deutsche Börsianer diskutieren derzeit besonders leidenschaftlich über Autoaktien. Das liegt auch daran, dass die Premium-Hersteller Daimler und BMW im Moment für außergewöhnlich niedrige KGVs von 7,1 bzw. 7,5 zu haben sind. Auch Volkswagen-Papiere sind auf KGV-Basis sehr attraktiv bewertet, wenn man mal die Sonderbelastungen durch den Dieselgate-Skandal herausrechnet.
Im Vergleich dazu gelten Autozulieferer mit KGVs von elf (Schaeffler), 12 (Progresswerk Oberkirch), 13 (ElringKlinger) oder gar 19 (SHW) als recht teuer. Die gängige Einschätzung lautet daher: Autobauer kaufen, Autozulieferer eher nicht.
Aber stimmt diese einfache Gleichung wirklich? Ich denke nicht, denn für eine wirklich stimmige Einschätzung der fundamentalen Situation reicht es eben nicht aus, nur auf das KGV zu blicken. Mindestens ebenso wichtig sind weitere fundamentale Bewertungskennzahlen wie beispielsweise das Kurs-Umsatz-Verhältnis, das Kurs-Cashflow-Verhältnis (oder alternativ Enterprise Value zu EBITDA), das Kurs-Buchwert-Verhältnis und die Shareholder Yield (die sich aus Dividendenrendite und dem Umfang von Aktienrückkaufprogrammen errechnet).
Mein Trending Value-Screener ist in der Lage, diese Kennzahlen jeweils gleich stark zu gewichten und daraus ein Ranking zu erstellen.
Alle (deutschen) Aktien werden dabei in Perzentilen (Ein-Prozent-Schritte) eingeteilt. Die allergünstigsten Aktien kommen in die erste Perzentile, die nächst günstigsten ein Prozent in die zweite Perzentile usw. So lässt sich eine Rangfolge erstellen. Der große Vorteil im Vergleich zu herkömmlichen Screenern ist dabei, dass Ausreißer nach oben bei einer oder mehreren Kennzahlen nicht automatisch dafür sorgen, dass das Papier automatisch "rausfliegt", sprich: gar nicht mehr bei den Ergebnissen auftaucht.
Diese Vorgehensweise hat sich - in Kombination mit einem Trend-Modul - auch bei der Auswahl von Einzelwerten für meinen Premium-Brief Trendaktien-Report (www.trendaktien-report.de) bestens bewährt.
Wie ist nun aber die Situation bei den Autoaktien bzw. den Autozuliefereraktien? Grundsätzlich gut! Soll heißen: Aktien aus beiden Branchen sind im Moment sehr attraktiv bewertet. Alle oben genannten Papiere befinden sich unter den günstigsten zehn Prozent aller deutschen Aktien.
Die Bewertungsvorteile der Autobauer gegenüber den Zulieferern beim KGV relativieren sich jedoch bei anderen Kennzahlen. So sind die meisten Zulieferer insbesondere beim Kurs-Cashflow-Verhältnis und beim EV/EBITDA (EV= Enterprise Value = Marktkapitalisierung + Nettoverschuldung; EBITDA = Gewinn vor Steuern, Zinsen, Abschreibungen und Amortisation) sowie häufig auch beim Kurs-Umsatz-Verhältnis deutlich günstiger. Bei der Shareholder Yield haben dagegen die Autobauer die Nase wieder leicht vorn.
Welches Ergebnis steht nun unter dem Strich? Am günstigsten sind die relativ niedrig kapitalisierten Progresswerk Oberkirch (Kürzel PWO; WKN 696800). Die zählen zur günstigsten Perzentile aller deutschen Aktien. Es folgen die Vorzugsaktien von VW (VOW3; 766403; 4.Perzentile), ElringKlinger (ZIL2; 785602; 6.Perzentile), Daimler (DAI; 710000; 7.Perzentile), AUDI (NSU; 675700; 9.Perzentile), SHW (SW1; A1JBPV9; 9.Perzentile) und BMW (BMW; 519000; 10.Perzentile).
Wichtig dabei: Es werden nur tatsächlich veröffentlichte Geschäfts- bzw. Quartalsberichte berücksichtigt, keine Analystenschätzungen. Gerade bei zyklischen Branchen wie der Automobilindustrie sind Prognosen mit einer derart hohen Unsicherheit verbunden, dass es aus meiner Sicht sinnvoller ist, sie komplett außen vor zu lassen. Berücksichtigt werden sollten aber Ausreißer durch Sondereffekte bei den bereits veröffentlichten Zahlen. MEIN FAZIT: Sowohl Autobauer- als auch Autozuliefer-Aktien sind derzeit attraktiv bewertet. Bei einer umfassenden fundamentalen Betrachtung stellt sich die These, dass die Autobauer-Aktien deutlich günstiger als die Autozulieferer seien, als falsch heraus. Super-Umkehrsignal im DAX? Der Deutsche Leitindex DAX tut sich seit Wochen schwer mit der Eroberung der 13.000er-Marke. Bereits mehrmals erfolgten im Bereich 12.800 bis 12.950 Punkte jeweils mehr oder weniger heftige Gewinnmitnahmen. So auch diesmal: Das neue Allzeit-Hoch bei 12.951 Punkten am Mittwochmorgen (20.06.2017) wird derzeit wieder für Abverkäufe genutzt. Zur Stunde (Freitagnachmittag) fällt der DAX sogar wieder unter die Marke von 12.700 Punkte: Trotzdem bleibt der übergeordnete Aufwärtstrend vorerst intakt. Wie ein echtes Umkehrsignal aussehen könnte, erklärt Ihnen mein Kollege Lars Erichsen in einem interessanten Interview mit der Börse Stuttgart hier: The Naga Group: Highflyer schon vor dem IPO - Was steckt dahinter? Trotz der Börsenhausse sind IPOs am deutschen Markt nach wie vor eher Mangelware. Am 10.Juli soll es wieder einmal soweit sein: Das Fintech-Startup The Naga Group mit Sitz in Hamburg wagt den Sprung aufs Parkett.
Der Name Naga ist eingefleischten Börsianern bisher vor allem durch den kambodschanischen Casinobetreiber ein Begriff, der auch in Deutschland seine Fans hat. Der heißt jedoch korrekt Naga Corp und hat nichts mit The Naga Group zu tun.
Letztere haben zwei hoffnungsvolle Fintech-Projekte im Portfolio, zum einen SwipeStox, zum anderen Switex. SwipeStox hat das ehrgeizige Ziel das "weltweit größte soziale Netzwerk für den Börsenhandel" zu schaffen. Das klingt natürlich erstmal toll. Liest man sich etwas näher ein fühlt man sich bei dem Konzept etwas an Wikifolio oder Ayondo erinnert, wo sich Börsianer an erfolgreiche Trader anhängen können und so auch an deren Erfolg oder Misserfolg partizipieren. Gleichzeitig ist es aber auch möglich selbst über die Plattform zu handeln und Geld zu verdienen, wenn andere die eigenen Trades kopieren.
Wer selber keinen Plan hat, was er traden soll, der kann sich an CYBO wenden, den "persönlichen Investmentberater". Dieser analysiert die besten Trader auf SwipeStox und kopiert deren Trades. SwipeStox ist also eine Art Mischung aus CFD-Broker, Wikifolio und Robo-Advisor. Die Idee ist nicht schlecht, aber wirklich revolutionär ist das Ganze auch nicht. Es dürfte für die App nicht einfach werden, als eine Art "Me too"-Anbieter nennenswerte Marktanteile zu erobern (auch wenn der Markt an sich weiter wachsen dürfte).
Origineller finde ich da schon die Idee von Switex, die am Handel mit virtuellen Gegenständen aus Computerspielen Geld verdienen wollen, in dem sie eine entsprechende Handelsplattform zur Verfügung stellen. Dass es gelang hier mit der Deutschen Börse AG (40%-Anteil) einen namhaften Jointventure-Partner an Land zu ziehen, darf durchaus als Coup bezeichnet werden. Noch steht die Plattform aber am Anfang und entsprechend werden kaum Umsätze mit den "Ingame Items" erzielt.
Fraglich ist aus meiner Sicht deshalb auch, ob das Unternehmen tatsächlich schon Börsenreife hat. Im Zuge des IPOs werden gerade mal eine Million Aktien zu 2,60 Euro das Stück angeboten. Die Nettoeinnahmen (nach Abzug der Kosten) würden bei einer Vollplatzierung bei rund 1,8 Millionen Euro liegen. Dann würden insgesamt rund 21 Millionen Aktien ausstehen.
Das bedeutet aber, dass gerade einmal fünf Prozent aller Aktien angeboten werden. Das ist ungewöhnlich wenig und entsprechend gering wird die Zahl der frei handelbaren Aktien nach dem IPO sein. Für mich riecht das ein wenig, nach einer künstlichen Verknappung, um den Kurs zu treiben.
Genau danach sieht auch der vorbörsliche Kursverlauf aus. Die Aktie (WKN A161NR; Kürzel: wird nämlich bereits seit dem 12.06. über Tradegate gehandelt. Innerhalb weniger Tage ist das Papier dabei unter minimalen Umsätze von 3,50 Euro bis auf 12,40 Euro gestiegen. Das entspräche einer Marktkapitalisierung von knapp 250 Millionen Euro (auf Basis der aktuell etwas über 20 Millionen vorhandenen Aktien), was völlig realitätsfern ist.
Wer also tatsächlich in The Naga Group investieren möchte, der sollte einen Zeichnungsauftrag geben und versuchen, beim IPO zu 2,60 Euro zum Zuge zu kommen. Vorher rate ich allerdings dazu, sich den Börsenprospekt mal etwas genauer anzusehen, insbesondere den Punkt VI./5. (S.85 bis 91) "Wesentliche Verträge". Dort werden die verschiedenen Kapitalerhöhungen erläutert über die u.a. der Einstieg des chinesischen Investors Fosun erfolgt ist. Dort ist u.a. die Rede von Kapitalerhöhungen mit der Ausgabe von Anteilen an Seed-Investoren zu einem Preis von 1,00 Euro je Aktie. Darüber hinaus heißt es: "Die Beschlüsse betreffend dieser Kapitalerhöhungen wurden am 24.Mai 2017 gefasst; die Kapitalerhöhungen sind aber noch nicht durchgeführt."
The Naga Group-Vorstand Yasin Sebastian Quereshi hat zudem eine Börsenvergangenheit als CEO bei der Varengold Bank. Gegen Varengold laufen derzeit aber laut Focus Ermittlungen im Zusammenhang mit illegalen Cum Ex-Deals. Hier der Link zum Artikel. Natürlich gilt hier die Unschuldsvermutung, aber eine Ausweitung der Ermittlungen könnte auch dem Image von The Naga Group schaden. MEIN FAZIT: Seien Sie vorsichtig! Auf Grund der Marktenge sind kurzfristige Zeichnungsgewinne möglich. Ich zweifle allerdings an der Börsenreife des Unternehmens. Hinweispflicht nach §34b WpHG: Die Geldanlage-Report-Redaktion ist in den genannten Wertpapieren / Basiswerten zum Zeitpunkt des Publikmachens des Artikels nicht investiert. Es liegt daher kein Interessenskonflikt vor. Die in diesem Artikel enthaltenen Angaben stellen keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar. |