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Liebe Leserinnen & Leser,

immer wieder amüsiere ich mich über die Pressemitteilungen, die ich so bekomme. So überraschte mich nun der Shopsystem-Anbieter Shopify mit der Nachricht, dass alle an dessen Plattform angebundenen Händler zusammengenommen das "zweitgrößte Unternehmen der Welt" ergeben würden. Denn zusammengenommen erwirtschafteten sie 444 Milliarden Dollar Umsatz und damit mehr als Amazon, Apple, BP oder Volkswagen. Ein hübscher PR-Stunt - doch ganz ehrlich: Kann man wirklich ein Sammelsurium von Millionen Händlern, die Shopify nutzen, mit einem einzelnen Konzern vergleichen?

Ihnen ein schönes Wochenende, Ihr Florian Treiß

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Amazon büßt Handelsumsatz ein, Müller testet ESL, Tamaris wird zur Modemarke

Amazon hat im abgelaufenen 1. Quartal 2022 ein rückläufiges Geschäft im Onlinehandel verzeichnet. Die eigenen E-Commerce-Umsätze gingen um 3 Prozent auf 51,129 Milliarden Dollar zurück, ohne Wechselkurseffekte hätte das Minus nur bei 1 Prozent gelegen. Die Zeiten des unbegrenzten Wachstums im Onlinehandel scheinen zwei Jahre nach Beginn der Corona-Pandemie vorbei zu sein. Zulegen konnten hingegen alle anderen Segmente des Unternehmens: So wuchsen die Umsätze aus dem Marktplatzgeschäft um 7 Prozent, das Werbegeschäft um 23 Prozent und das Cloud-Geschäft Amazon Web Services um 37 Prozent. Auch der stationäre Handel von Amazon, der hauptsächlich von der Tochter Whole Foods profitiert, wuchs um 17 Prozent.

Während Aldi Nord wie berichtet bereits einen flächendeckenden Rollout von elektronischen Preisschildern (ESL) plant, will nun auch Müller das Thema testen. Aktuell begleitet der Ladenausrüster umdasch die Drogeriekette bei der Pilotierung und Vorbereitung in Ulm. Konkret wurde bei diesem Pilotprojekt die sich über zwei Stockwerke erstreckende Drogerieabteilung im Ulmer Stammhaus mit elektronischen Preisetiketten ausgestattet und das neue System dabei auf Herz und Nieren getestet, wie umdasch auf seiner Website schreibt. umdasch entwickelte für das Projekt kundenindividuell eine ESL-Schiene für die Montage der digitalen Schilder am Regalfachboden. Umgerüstet für das Pilotprojekt während des laufenden Betriebes.

Bislang nur als Schuhhändler aktiv, will Tamaris mit einem neuen Lizenzpartner eigene Mode-Kollektionen entwickeln und diese auch in großen Mode- und Warenhäusern verkaufen. Tamaris soll zur Lifestyle-Marke ausgebaut werden für den Look von Kopf bis Fuß. Neben Damenoberbekleidung, Hosen, Kleidern und Accessoires soll es zur Frühjahr-/Sommersaison 2023 erstmals auch Dessous und Bademode von Tamaris geben, schreibt das "Westfalen-Blatt". Lizenzpartner ist die Medico Group, die auch bereits Lizenzen von Fila und Rene Lezard hält.

Fielmann legt beim Umsatz zu, Lush mit neuem Ladendesign

Der Optiker Fielmann konnte seinen Umsatz im 1. Quartal um 8,5 Prozent auf 414 Millionen Euro steigern. Der Gewinn nach Steuern legte sogar um 18,7 Prozent auf 34,2 Millionen Euro zu. Dabei sei das Quartal von der anhaltenden Coronavirus-Pandemie mit Rekord-Infektionsraten in Zentraleuropa und dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine geprägt gewesen, hieß es vom Unternehmen. Fielmann meldet zugleich deutliche Fortschritte bei seiner digitalen Transformation: Im Jahr 2021 wurde die Omnichannel-Plattform des Unternehmens in Polen und Tschechien ausgerollt und eine eigene E-Commerce-Lösung für Korrektionsbrillen in Deutschland eingeführt. Europaweit wurden mehr als 1 Million Pakete an  Kund*innen ausgeliefert.

Mehr Orientierung auf der Fläche und eine verbesserte Customer Journey, das will die britische Kosmetikmarke Lush mit einem neuen Ladendesign erreichen, das in der Filiale in Saarbrücken erstmalig in Deutschland umgesetzt wurde. Waren die Läden bislang wie "schummrige Schatzkästchen, in denen die knallbunten Produkte appetitlich vor schwarzer Kulisse glitzerten", wird's nun deutlich heller und aufgeräumter, wie "Stores + Shops" schreibt (mit Bildgalerie).

Inflation bei 7,4 Prozent, Modehandel rechnet mit Einbußen, Friedrichstraße bald auch ohne Fahrräder

Die Inflationsrate wird im April in Deutschland voraussichtlich 7,4 Prozent betragen, so das Statistische Bundesamt. Die Preise für Nahrungsmittel sind demnach sogar um 8,5 Prozent gestiegen und für Energie um 35,3 Prozent. Der Anstieg der Inflationsrate wird vor allem dadurch abgemildert, dass Wohnungsmieten nur um 1,6 Prozent gestiegen sind. Ähnlich hoch war die Inflationsrate in Deutschland zuletzt im Herbst 1981, als infolge des Ersten Golfkriegs zwischen dem Irak und Iran die Mineralölpreise ebenfalls stark gestiegen waren. Hinzu kommen Lieferengpässe durch unterbrochene Lieferketten aufgrund der Corona-Pandemie und die deutlichen Preisanstiege auf den vorgelagerten Wirtschaftsstufen.

Für 2022 rechnen mittelständische Modehändler nun mit einem Umsatzrückgang gegenüber dem Vor-Corona-Jahr 2019 von knapp 5 Prozent. Die ursprüngliche Planung ging von einem Zuwachs von etwa drei Prozent aus – die Differenz in der Umsatzplanung ist also erheblich. Das ergibt eine Umfrage von Fashionconsult und der DHBW Heilbronn unter 40 Modehändlern mit einem Gesamt-Umsatzvolumen von 260 Millionen Euro. "Der Ukraine-Krieg und die direkten und indirekten Folgen wie z.B. steigende Kosten, Störungen in den Lieferketten und ein verändertes Verbraucherverhalten haben die Voraussetzungen signifikant verändert", sagt Leo Faltmann von Fashionconsult dazu.

Erst gestern hatten wir über die Kritik an einem autofreien Abschnitt der Shoppingmeile Friedrichstraße in Berlin berichtet. Nun wurde bekannt, dass aus dem Bereich künftig auch Fahrräder verbannt werden sollen. Die Berliner Verkehrssenatorin Bettina Jarasch (Grüne) will das 500 Meter lange Teilstück zwischen Leipziger und Französischer Straße künftig nur noch für den Fußverkehr öffnen, ein vier Meter breiter Radweg soll verschwinden. Verkehrssenatorin Jarasch sagt: "Wir definieren den Begriff Flaniermeile neu, schaffen eine hohe Aufenthaltsqualität und helfen so auch dem Einzelhandel vor Ort." Auch an diesem Konzept wurde umgehend Kritik laut.

Veranstaltungstipps

Immer freitags empfehlen wir Ihnen an dieser Stelle spannende Veranstaltungen für Händlerinnen und Händler. Unsere aktuellen Tipps:

Weitere Veranstaltungen finden Sie in unserem Eventkalender.

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