Liebe Leserin, Lieber Leser,
um 20:08 Uhr ist die unbeliebteste Beziehung der Republik ist zerbrochen.
Dass rot-grüner Lenkungsanspruch und liberales Privat-vor-Staat-Modell sich überhaupt drei Jahre zusammengerauft haben, verdient Respekt. Hätten sie nicht so viele Probleme einfach mit Geld zugeschüttet. Bis genau das nicht mehr ging. Seit Tagen hörte nicht nur FOCUS-Chefkorrespondent Mike Szymanski aus Parteien und Ministerien, niemand glaube mehr an den Fortbestand der Ampel. Sie zerbrach schließlich am Geld. Rot-Grün verlangte einen „Überschreitungsbeschluss“, das ist Wohlfühljargon für: Schulden. Lindner entgegnete: „Bremse“, da er andernfalls seinen Amtseid breche. Später wirft er Scholz einen „kalkulierten Bruch“ der Koalition vor. Der persönliche Riss ist spektakulär. Natürlich hatte Lindner mit seinem Wirtschaftswende-Papier einen Fluchtweg aus dem Dreieck des Grauens gesucht, das die FDP auf mikroskopisches Niveau geschrumpft hat.
Doch ob Olaf Scholz, wohlpräpariert, vom Kanzleramt aus seine Wut-Bazooka auf Lindner hätte richten müssen? Gepaart mir einer selbst-beweihräuchernden Wahlkampfrede? – Stilfrage. Dass er den geschassten Minister „kleinkariert“, „ideologisch“ „egoistisch“ nennt und ihm Verantwortung, Anstand, Verlässlichkeit abspricht, ist jedenfalls Ablenkung. „Ich habe den Bundesfinanzminister entlassen, um Schaden vom Deutschen Volk abzuwenden“, behauptet Scholz. Er lässt unerwähnt, dass elf weitere Monate Sackgasse ganz sicher nicht von Nutzen für das Deutsche Volk gewesen wären. Es hatte bei Scholz und der Ampel Führung bestellt. Das Paket ist aber nie geliefert worden. Deshalb: Wer jetzt sagt, dass das Koalitions-Aus in Zeiten von Trump verantwortungslos sei, sollte einmal überlegen, wie ernst der künftige US-Präsident wohl eine Regierung nimmt, die am Haushalt scheitert. Eben. |