mittlerweile entsteht der Eindruck, als ob die Ampel-Regierung nicht nur unfähig ist, Probleme zu lösen – sondern dass sie auch kein Interesse daran hat, dies überhaupt zu tun. Es kann passieren, was will: Man wurstelt weiter vor sich hin, die Bundesminister der unterschiedlichen Parteien werfen sich gegenseitig Steine in den Weg. Und der Bundeskanzler schaut dem ganzen Treiben einigermaßen unbeteiligt zu. Der einstige Führungsanspruch eines Olaf Scholz hat sich damit als reines Maulheldentum entpuppt; unmittelbare Folge eines selbsternannten „Fortschrittsbündnisses“, bei dem alle Beteiligten völlig unterschiedliche Vorstellungen von Fortschritt haben. Das Ergebnis dieses lähmenden Zusammenwirkens (von „Zusammenarbeit“ kann hier keine Rede sein) sind Minuswachstum und die Aussicht auf weitere wirtschaftliche Stagnation. Cicero-Chefredakteur Alexander Marguier kommentiert. Claus Weselsky ist derweil auf Krawall gebürstet. Der streitbare Chef der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) sprach schon von Streik, da hatte die aktuelle Tarifrunde mit der Deutschen Bahn noch gar nicht begonnen. Doch wenn Weselsky mit Streik droht, ist das erfahrungsgemäß auch ernst zu nehmen. Und da der Arbeitgeber der Staat ist und die Regierung traurige Weihnachtsbilder vermeiden will, könnte es für den Steuerzahler teuer werden, schreibt Hugo Müller-Vogg. Teuer werden könnte auch die Regierungsbeteiligung der SPD in Hessen, programmatisch gesehen. Die CDU jedenfalls tritt in dem Bundesland in Koalitionsgespräche mit den Roten ein. Den Sozialdemokraten dürfte, mit nicht einmal halb so vielen Mandaten wie die Union, jedoch klar sein, wer das Kommando hat: der alte und neue Ministerpräsident Boris Rhein. Nochmal Hugo Müller-Vogg. Bundesverteidigungsminister Pistorius hat jüngst neue verteidigungspolitische Richtlinien vorgestellt. Schon in der Überschrift steht da erneut die Forderung nach einer „kriegstüchtigen Bundeswehr“. Und Generalinspekteur Carsten Breuer, der ranghöchste deutsche Soldat, sieht diese Richtlinien als Grundlage für „ein neues gemeinsames Selbstverständnis von Wehrhaftigkeit und Kriegstüchtigkeit“. Mein Kollege Ferdinand Knauß kommentiert: „Die Bundeswehr braucht weniger Stabsoffiziere und mehr Truppen.“ Lebensmittelmanager Manfred Vondran will dem altehrwürdigen Haferflockenhersteller Peter Kölln ein jüngeres Image verpassen. So steht dem Hamburger Traditionsunternehmen in den nächsten zwei Jahren der größte Umbau in seiner Geschichte bevor. Die Hamburger Wirtschaftsjournalistin Kristina Läsker hat Vondran für unsere November-Ausgabe porträtiert. Den Beitrag lesen Sie hier. Freitag ist bei uns bekanntlich Podcast-Tag: Elektrisch heizen, elektrisch Autofahren – die deutsche Energiewende setzt voll auf Elektro. Franz Josef Radermacher hält das für einen Irrweg. Global betrachtet könne der Wandel zur Klimaneutralität so niemals gelingen, sagt der Wissenschaftler im Cicero Podcast Wirtschaft mit Daniel Gräber. Er hat eine andere Idee. Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende. Bleiben Sie optimistisch. Ihr Ben Krischke, Leitung Cicero Digital |