Ein Schrittchen zur Veränderung Russlands Opposition ist in den vergangenen Jahren meist durch eines aufgefallen: durch Uneinigkeit. Und der Oberstratege im Kreml, Wladimir Putin, wusste das meist gut zu nutzen. Allmählich scheint sich jedoch zumindest in Teilen der Opposition die Erkenntnis durchzusetzen, dass sich das russische politische System nie in Richtung Demokratie bewegen wird, wenn man sich nicht zusammenschließt.
Vor einigen Tagen versammelten sich daher über 100 regimekritische Journalisten, Wissenschaftler, kommunale Abgeordnete und Politikberater in Berlin, um über eine gemeinsame Strategie für die Duma-Wahl 2021 nachzudenken. Sie gilt als Schlüsselwahl, um Putin den Weg zu einer weiteren Amtszeit zu ebnen. Zu dem Treffen in Berlin hatte Michail Chodorkowskij eingeladen, ehemaliger Oligarch und so etwas wie Putins Erzfeind. Seine Heimat darf er nicht mehr betreten. Mit seiner Stiftung Open Russia versucht er, von London aus junge politische Talente zu fördern.
Auch wenn Chodorkowskij selbst nicht mehr allzu viel Einfluss in Russland nachgesagt wird, die Konferenz als solche könnte ein kleines Schrittchen zur Veränderung sein. Allerdings ist bis zu einem demokratischen Umschwung – mit friedlichen Mitteln – noch ein sehr langer Weg zu gehen. Darüber machte sich keiner der Oppositionellen Illusionen. |