Liebe Frau Do, russische Raketen sind gestern nahe der Stadt Lwiw (Lemberg) in der westlichen Ukraine unweit der polnischen Grenze eingeschlagen. Das haben Sie vermutlich in den Nachrichten gehört. Konkret getroffen wurde ein „Zentrum für Friedenssicherung und Sicherheit“ in Jaworiw, das als Militärstützpunkt und Übungsplatz fungiert. Nach Angaben des örtlichen Gouverneurs wurden 35 Menschen getötet und 134 weitere verletzt. Es hätten dort auch „ausländische Ausbilder“ gearbeitet, twitterte der ukrainische Verteidigungsminister Oleksij Resnikow. Um Nato-Personal handele es sich nicht, erklärte die Nato. Früher hatte es geheißen, US-Einheiten bildeten dort ukrainische Soldaten aus. Möglicherweise werden auch Waffen aus dem Westen zwischengelagert, hieß es in mehreren Medien. Ob das stimmt, kann ich nicht sagen. Aber der Ort liegt nur rund 20 Kilometer von der Grenze zu Polen entfernt. So gefährlich nahe ist der Krieg also jetzt an Nato-Gebiet – und damit an Sie und mich – herangerückt. Heute wichtig: Ukraine: Das russische Militär in der Ukraine bereitet nach ukrainischen Angaben Offensiven auf mehrere Städte vor. Präsident Wolodymyr Selenskyj rief den Westen erneut auf, den Luftraum über der Ukraine zu schließen. Die Nacht im Überblick. Warnstreik an Flughäfen: Wer heute mit dem Flugzeug reisen will, sollte vor der Fahrt zum Flugplan die Airline-App konsultieren. Die Flughäfen Düsseldorf und Köln/Bonn rechnen mit vielen Ausfällen und Verspätungen. Für die Fluggastkontrolle sind Warnstreiks angekündigt. Unfälle: Viele Motorradfahrer nutzten das sonnige Wetter der vergangenen Tage, um die Zweiradsaison zu eröffnen. Leider kam es zu mehreren schweren Unfällen. Einige Biker scheinen die Grenzen ihrer Maschinen ausloten zu wollen. Jörg Isringhaus hat mit einem Experten über das Problem gesprochen. Phil Collins: Genesis sind auf ihrer Abschiedstournee in Köln aufgetreten. Im Mittelpunkt stand der gebrechliche Phil Collins. Fast 14.000 Menschen erlebten, wie der 71-Jährige das Konzert im Sitzen bestritt. Philipp Holstein war dabei. Meinung am Morgen: Raketen: Wie nah Jaworiw an der polnischen Grenze liegt, hatte ich eingangs geschrieben. Unser Polen-Korrespondent Ulrich Krökel macht es noch etwas deutlicher: „Gut 20 Kilometer bis zum Dritten Weltkrieg“, lautet der erste Satz seines Leitartikels, der sich um die Strategie des Westens dreht. Inflation: Die Preise insbesondere für Treibstoff und Energie, aber auch für Lebensmittel steigen seit Beginn des Ukraine-Kriegs noch deutlicher als ohnehin schon. Hagen Strauß argumentiert, dass die Bundesregierung zügig gegensteuern muss. In der Pandemie habe der Staat doch auch Milliardenhilfspakete schnüren können. Internet: Auch Apple, Google & Co. sind jetzt Kriegsparteien, stellt Richard Gutjahr in seiner Kolumne „Total digital“ fest. Die Zeit der Neutralität sei vorbei, die großen Tech-Konzerne müssten lernen, Verantwortung zu übernehmen „für die Macht, die ihnen im Zuge der Digitalisierung zuteilgeworden ist“. So gesehen: Die einen müssen mit der Macht verantwortungsvoll umgehen, die anderen mit der Ohnmacht leben. Es ist zermürbend, wie wenig wie wir für die Menschen in der Ukraine wirklich tun können. Zugleich denke ich aber auch, das die koordinierte Reaktion des Westens auf den russischen Angriffskrieg einzigartig schnell erfolgte, vermutlich so schnell wie noch nie zuvor in der Geschichte. Die Berichte und Debatten in den sozialen Medien scheinen mir der Treiber zu sein. Und so sehr ich das ständige Hyperventilieren auf Twitter leid bin, so froh bin ich doch über diesen Effekt, weil er hoffentlich auch schneller zu Frieden führt als in vorangegangenen Kriegen. Ich wünsche Ihnen einen machtvollen und hoffnungsfrohen Start in die neue Woche. Herzlich, Ihr Moritz Döbler Mail an die Chefredaktion senden P.S.: Wenn Ihnen dieser Newsletter gefällt, empfehlen Sie die "Stimme des Westens" weiter! |