Ärger am Flughafen | Patriotisches Impfen | Lockerungsdebatte
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Rheinische Post

Morgenausgabe

Stimme
des Westens

Moritz Döbler

05. Juli 2021

Liebe Frau Do,

der Ferienbeginn in NRW am Wochenende hat zu Tumulten am Flughafen Düsseldorf geführt, für die mir Verständnis fehlt. Das meine ich, wie ich es sage: Ich verstehe es noch nicht. Offensichtlich hat eine Fluggesellschaft den Check-in schlecht organisiert. Aber handelt es sich wirklich nur um den Einzelfall, von dem Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) spricht? War das nicht vorhersehbar für den Flughafen oder die Innenbehörden? Und vor allem: Was lernen wir daraus?

Heute wichtig:

Flughafen: Nach den chaotischen Szenen vom Wochenende läuft die Diskussion über Konsequenzen. Der Düsseldorfer Flughafen sieht die türkische Airline Pegasus in der Verantwortung und behält sich rechtliche Schritte vor. Einen direkten Einfluss auf die Abläufe habe man nicht. Die SPD im Landtag fordert, Sicherheitschecks am Flughafen generell nicht mehr von privaten Dienstleistern durchführen zu lassen, sondern wieder als staatliche Aufgabe zu verstehen. Claudia Hauser schildert die Debatte.

USA: Das Impfziel von Präsident Joe Biden wurde bislang verfehlt. Statt wie geplant 70 bekamen bislang nur 67 Prozent aller Erwachsenen in den USA mindestens eine Dosis. Jetzt hat Biden die Amerikaner am Nationalfeiertag eindringlich zum Impfen aufgefordert, um gemeinsam die „Unabhängigkeit“ vom Coronavirus zu erreichen. Sich impfen zu lassen sei das „Patriotischste“, was die Bürger jetzt tun könnten, sagte der US-Präsident.

Lockerungen: Wer vollständig geimpft ist, für den sollen bald alle Corona-Maßnahmen fallen. Das fordert Kassenärzte-Chef Andreas Gassen. Auch die Maskenpflicht müsse „spätestens September“ enden, wenn jeder Impfwillige ein Impfangebot bekommen habe, sagte er der „Bild“. England geht diesen Schritt bereits, trotz steigender Inzidenzen aufgrund der besonders ansteckenden Delta-Variante, vor der auch Experten in Deutschland seit längerem warnen. Lesen Sie hier den Überblick.

Noch mehr aktuelle Nachrichten gibt es zum Hören – von Montag bis Samstag jeden Morgen ab 5 Uhr in unserem „Aufwacher“-Podcast.

Meinung am Morgen:

Impfen: Es ist nicht lange her, dass der Impfstoffmangel das Thema war. Und jetzt? In NRW sind jetzt gut 40 Prozent der Menschen vollständig geimpft, aber 70 bis 80 Prozent müssen es wohl mindestens werden, damit wir der Pandemie Herr werden. Doch es fehlt an Impfwilligen. Was dagegen zu tun ist, schreibt Kerstin Münstermann in ihrem Leitartikel.

Babys: Der Lockdown und Homeoffice haben dazu geführt, dass wir vielleicht mehr als je zuvor in unseren vier Wänden gelebt haben. Die Statistik zeigt jetzt: Im März wurden so viele Babys geboren wie seit 20 Jahren nicht mehr. Der Nachwuchs entstand also nicht im ersten Lockdown, sondern in der Zeit unmittelbar danach, in jenen schönen Woche der Öffnungen. Was zeigt, dass Freiheit zu Liebe führt. Dorothee Krings analysiert, was diesen kleinen Babyboom auszeichnet.

EM: England hat die Ukraine mit 4:0 geschlagen und steht im Halbfinale. Die Deutschen sind schon raus, aber was das DFB-Team von England lernen kann, schreibt Ex-Nationaltrainer Berti Vogts in seiner Kolumne.

Sie wollen noch mehr Analysen und Kommentare? Unser Meinungs-Ressort versorgt Sie jeden Tag mit aktuellen Beiträgen.

So gesehen:

Lassen Sie mich zum Schluss etwas über Armin Laschet sagen. Es ist keine drei Monate her, dass ihn der „Spiegel“ als „Häuptling Wirdsonix“ persiflierend auf den Titel hob: angelehnt an die Asterix-Welt, tollpatschig strauchelnd, plump. „Die Union und ihr Problemkandidat“ lautete der Untertitel. Am Wochenende habe ich ihn bei einer Veranstaltung auf dem Petersberg bei Bonn erlebt, und ich kann es nicht anders sagen: Ich traf auf einen entspannten, gereiften, selbstsicheren Kanzlerkandidaten. Ich glaube, ich darf das sagen, weil ich ihn oft genug kritisiere. Aber dass er sich gegen Markus Söder durchgesetzt hat, dass er dafür nicht Unterstützung der Bundeskanzlerin in Anspruch nahm und dass die Union in den Umfragen führt, Tendenz steigend, hat ihn offensichtlich gestärkt. Er scheint mit sich im Reinen zu sein. Ich glaube, das Bild, er habe über die Jahre nur Karriere gemacht, weil er quasi zufällig immer zur richtigen Zeit zur Stelle war, ist falsch. Hier ist jemand, der gekämpft und gewonnen hat, und der Weg zu Kandidatur war für Annalena Baerbock und Olaf Scholz ungleich leichter. Ob das fürs Kanzleramt reicht, wird sich zeigen. Und ich gebe hier auch bestimmt kein Plädoyer für ein Kreuz auf dem Wahlzettel ab, denn das würde ich mir nie anmaßen. Aber Respekt habe ich für diesen geraden Weg zum Ziel, den er eingeschlagen hat. Und vielleicht wachsen Menschen eben nicht in dem Amt, das sie übernehmen, sondern auch auf dem Weg dahin. So oder so beginnt jetzt die neue Woche, die hoffentlich für Sie einen wunderbaren Weg beschreibt.

Herzlich

Ihr

Moritz Döbler

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