Liebe/r Leser/in, alle gut festhalten. Es ist mal wieder so weit: Die Demokratie ist in Gefahr. Weil die Bauern auf dem Krawallpfad sind. Kaum haben die wütenden Wirte der Äcker und Herden ihre Trecker angeworfen und sie zur nächsten Autobahnauffahrt gerollt, da lassen uns schon die ersten Mahner wissen, dass derlei Proteste unverhältnismäßig seien. Und brandgefährlich. Weil die Bauern nämlich unterwandert würden – von Reichsbürgern, Querdenkern und anderen Extremisten.
Über Sinn und Unsinn der Bauernproteste lässt sich streiten – aber geht es vielleicht eine Nummer kleiner? Müssen wir wirklich befürchten, dass die Blockaden und Demonstrationen den Rechtsstaat ins Wanken bringen? Schon klar, Robert Habeck wurde von ein paar Dutzend Idioten daran gehindert, eine Fähre zu verlassen. Das ist übel – aber ich will nicht glauben, dass es den Anfang vom Ende der Demokratie bedeutet. Mir will auch nicht einleuchten, wie eine „Unterwanderung“ der Bauern funktionieren soll. Ziehen sich Glatzen, Spinner und Sektierer jetzt Latzhose, Jacke und feste Stiefel an? Hoffen sie, dass der Mist in ihrem Kopf nicht mehr erkannt wird, wenn sie sich an einer Mistgabel festhalten?
Die Bauern protestieren. Das geht vielen auf die Nerven. Was wahrscheinlich Sinn der Sache sein soll. Der Protest mag falsch sein, überzogen und womöglich ziemlich daneben. Aber nur weil die Bauern ihre Traktoren gegen die Bundesregierung in Stellung bringen, rutscht das Land nicht dem Abgrund entgegen. Die Demokratie auch nicht. Die Ampel vielleicht. Aber wenn sich alle gut festhalten, passiert schon nichts. |