Liebe Frau Do, aus allen politischen Lagern kommt Kritik am Fleischkonzern Tönnies, den Stand der Debatte finden Sie hier. Keine Frage, da liegt einiges im Argen. Nur: In fleischverarbeitenden Betrieben haben sich nicht erst jetzt Corona-Infektionen gehäuft, die Risiken waren bekanntermaßen höher als anderswo. Hätte man nicht eher etwas dagegen tun müssen? Das Land NRW rechnet die „Land-/Vieh-/Fischereiwirtschaft einschließlich der vollständigen Lieferketten“ von Produktion über Verarbeitung bis zum Handel zu den systemrelevanten Bereichen. Ich frage mich, ob es nicht trotzdem denkbar gewesen wäre, die Produktion und Verarbeitung von Fleisch mindestens zu drosseln. Jede Gaststätte musste wochenlang schließen, aber diese Hochrisikobetriebe konnten weitermachen. Hätten wir den Lockdown mit weniger Fleisch auf dem Teller signifikant schlechter überstanden? Mein Kollege Christian Albustin – übrigens gelernter Koch und studierter Lebensmittelwissenschaftler – sieht den Fall Tönnies als neuen Impuls, um bei Fleisch Verzicht zu üben. Aber selbst wenn Sie in dieser Frage zu einem anderen Schluss kommen, offenbaren sich hier Versäumnisse der Überwachung. Und hier stößt das Thema direkt an die Verantwortung des Ministerpräsidenten Armin Laschet (CDU), wie Kristina Dunz und Maximilian Plück in ihrem Stück herausarbeiten. Laschets Amtskollege im Nachbarland Niedersachsen, Stephan Weil (SPD), erinnert an die Corona-Fälle in der Großschlachterei Westfleisch im Münsterland im Mai, fügt aber hinzu: „Ich habe volles Vertrauen in das Vorgehen der Landesregierung von Nordrhein-Westfalen.“ Wenn schon der politische Gegner so spricht, herrscht Gefahr. Nur zur Erinnerung: Das ist eigentlich schon unter sogenannten Parteifreunden ein Warnsignal. Die meisten CDU-Politiker, denen Angela Merkel öffentlich ihr Vertrauen aussprach, waren wenig später Geschichte. Geschichte ist auch das Fernsehen mit nur drei öffentlich-rechtlichen Programmen. Besonders beim Fußball lässt sich inzwischen leicht der Überblick verlieren, und teuer ist es auch. Jetzt sind wieder die Bundesligarechte verkauft worden, nächste Saison laufen mehr als 100 Partien bei Dazn. Was Sie rund um die Übertragung im Fernsehen wissen müssen, finden Sie hier. Hochklassiger Sport ist in Corona-Zeiten eine Herausforderung, das haben die Geisterspiele gezeigt. Kein bisschen um die gängigen Auflagen hat sich der Tennis-Weltranglistenerste Novak Djokovic geschert, jetzt sind mindestens zwei Profis erkrankt. Gianni Costa und Christina Rentmeister beleuchten den Fall in ihrer Analyse und kommen zu dem Schluss, dass der Serbe sich nicht wie ein Champion verhält. Verstehen lässt sich schon, warum ihm die Auflagen so gegen den Strich gehen. Niemand hält sich mit Freude daran, aber Abstand und Hygiene sind jetzt einfach geboten. Die fehlenden Berührungen haben allerdings negative Folgen für Körper und Seele, wie wir wahrscheinlich alle spüren. Was sich dagegen tun lässt, ohne sich über die Regeln hinwegzusetzen, hat Tanja Walter recherchiert. Nochmals bedanken möchte ich mich für Ihre Urlaubswünsche. Es waren ja nur ein paar Tage, aber am Rhein zu wandern, war wunderschön. Das Handy war aus, die Hektik des Alltags verflogen. Irre weit sind wir nicht gekommen, in Linz am Rhein war Schluss. Aber so tiefenentspannt war ich schon lange nicht mehr. Genau das wünsche ich Ihnen für den Start in den heutigen Tag. Herzliche Grüße! Ihr Moritz Döbler Mail an die Chefredaktion senden P.S.: Wenn Ihnen dieser Newsletter gefällt, empfehlen Sie die "Stimme des Westens" weiter! |