Liebe Frau Do, im öffentlichen Wettrennen um möglichst kreative Vorschläge, wie man Autofahrern das Leben in Großstädten erschweren könnte, hat nun der Deutsche Städtetag eine alte Grünen-Forderung aufgewärmt. Eine City-Maut für Autos soll Geld für den Ausbau des Nahverkehrs in die kommunalen Kassen spülen und Staus verringern. Die Grünen applaudieren. Dass mancher Pendler auf seinen Pkw angewiesen ist, weil etwa die öffentliche Bahn- und Bus-Infrastruktur keine Alternative darstellt, kommt bei dieser Betrachtung etwas kurz. Statt ständig darüber nachzudenken, wie man Autofahrer belastet, könnte man es ja zunächst mit Anreizen versuchen und die Mobilität mit öffentlichen Verkehrsmitteln radikal attraktiver machen. Birgit Marschall hat die Geschichte. Von einer Hochzeit im Himmel hatte während der Fusionsgespräche von Commerzbank und Deutscher Bank zum Glück keiner gesprochen. Doch die Reaktionen im Markt auf einen möglichen Zusammenschluss der beiden kränkelnden Bankinstitute waren noch negativer, als es Daimler und Chrysler je erlebt haben. Es gebe bisher „keine vernünftigen Argumente“ für die Banken selbst oder für den Finanzmarkt, wenn diese Institute fusionierten, lautete gestern das vernichtende Urteil des Hohenheimer Banken-Experten Hans-Peter Burghof. Die Wahrheit: Bevor man die Weltmärkte angreift, sollte man auf dem Heimatmarkt die Hausaufgaben machen. Die Stichworte lauten: neue Geschäftsmodelle, zeitgemäße Filialstruktur, digitale Innovationen. Aber auch die Rolle von Finanzminister Olaf Scholz, der eine Fusion herbeiredet, statt durch eine bessere Regulierung die Nachteile der deutschen Institute im internationalen Wettbewerb auszugleichen, ist mehr als fragwürdig. Georg Winters analysiert die vorerst gescheiterte Fusion. Saudi-Arabien ist näher am Mittelalter als an der Moderne. Das erzkonservative Regime lässt mit Hilfe von Sonderkommandos kritische Blogger auspeitschen (Baddawi) oder gleich töten (Kashoggi). Die Zahl der Hinrichtungen ist in diesem Jahr auf einem Rekordniveau. Drogenkonsum und Selbstmordrate sind hoch, das Bildungsniveau ist niedrig. Frauen werden weiterhin grundlegende Rechte verwehrt. Knapp 60 Prozent der Uni-Absolventen sind Frauen, doch das vorherrschende wahhabitische Weltbild sieht für sie das Modell der Hausfrau vor. Und was machen der Westen und vor allem die USA? Sie hofieren das Königreich und sparen an Kritik. Der frühere deutsche Verteidigungsminister Thomas de Maizière bezeichnete das Land sogar mal als „Stabilitätsanker“. Thomas Seibert über die Heuchelei des Westens. Herzlichst, Ihr Michael Bröcker Mail an die Chefredaktion senden P.S.: Wenn Ihnen dieser Newsletter gefällt, empfehlen Sie die "Stimme des Westens" weiter! |