Editorial
Sehr geehrte Damen und Herren, gut 240.000 Verkehrsunfälle gegenüber dem Vorjahreszeitraum gab es von März bis Juni 2020 weniger. Das hat das Statistische Bundesamt Wiesbaden herausgefunden. Das wären – rein rechnerisch – monatlich 60.000 bzw. pro Kalendertag etwa 2.000 Crashs, die schlicht nicht stattgefunden haben. Gut daran ist zweifelsfrei, dass es damit auch erheblich weniger Verletzte und zu Tode gekommene Verkehrsteilnehmer gab. Wieviel Reparaturpotential tatsächlich aber in den deutschen K&L Betrieben fehlte, darüber gibt das Bundesamt keine Auskunft. Und man bedenke: Ein stets nicht unbeträchtlicher Teil der Unfall-Kfz wird auf Totalschadenbasis abgerechnet oder fiktiv, also ohne direkten Instandsetzungsauftrag, per Barscheck an den Versicherungsnehmer reguliert. In der ersten Hoch-Coronaphase, vor allem im März und April zu Zeiten des Lockdowns, fuhren zudem viele Halter mit ihren zwar unfallbeschädigten, aber noch fahrtüchtigen Autos einfach weiter. Die Angst vor Ansteckung mit dem Coronavirus hielt sie davon ab, eine Werkstatt aufzusuchen. Das änderte sich erst peu à peu mit Einführung der Hygienekonzepte und breit angelegter Hol- und Bringdienste – in den Sommermonaten dann ohnehin durch den zunehmend sorgloseren Umgang breiter Bevölkerungsschichten mit der Pandemie. Wie sehr diese Entwicklung, die bekanntermaßen stark begleitet wird durch Verweigerer von Mund-Nasen-Schutzmasken, Verschwörungstheoretikern sowie politisch radikalen Gruppierungen, nun erneut die gesamte Volkswirtschaft in die Knie zwingt, wurde nochmals besonders am heutigen Samstag deutlich: 19.057 Neuansteckungen binnen eines einzigen Tages vermeldete aktuell das Robert-Koch-Institut. Damit wurde sogar Bundeskanzlerin Angela Merkel schneller in ihrer vor gut zwei Wochen abgegebenen Prognose – "an Weihnachten drohen täglich bis zu 19.200 Neuansteckungen" – eingeholt, als sie selbst es befürchtete. Nicht auszudenken, was wohl passieren würde, ginge der vielfach allzu sorglose Umgang mit Covid-19 weiter wie bisher. Frankreich mit über 50.000 Ansteckungen täglich oder auch die hoch alarmierenden Zahlen aus Belgien und anderen europäischen Staaten lassen zumindest erahnen, wie lange das Gesundheitswesen und die Intensivmedizin auch in Deutschland mit solch sprunghaften Steigerungsraten noch Schritt halten könnten. Und selbst wenn am Ende noch hier oder da ein Bett auf einer Intensivstation frei wäre: Wer aber garantiert, dass das entsprechende Personal in den Krankenhäusern in ausreichender Zahl verfügbar ist? Selbst in Münchner Kliniken waren schon im Sommer ganze Abteilungen und sogar Stockwerke regelrecht verwaist. Nicht aber, weil es zu wenig Patienten gab. Mitnichten: Es fehlte nachweisbar selbst im Juni und Juli bereits an Krankenschwestern und Pflegern! Wollen wir also hoffen, dass in den kommenden Wochen und Monaten Vernunft und Verantwortungsbewusstsein allenortens die Oberhand gewinnen. Schon jetzt müssen viel zu viele Unternehmen, Arbeitnehmer und Familien unter den neuerlichen Einschränkungen leiden und nicht selten um ihre blanke Existenz kämpfen. Ich wünsche Ihnen allen von Herzen, dass Sie weiterhin "durchhalten" und gesund bleiben. Genießen Sie, so Sie es können, nochmals dieses sonnige Wochenende, um Kraft zu tanken für das, was noch vor uns liegt! Ihr Karsten Thätner CvD AH-Schadensmanager
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