Editorial
Guten Tag Herr Do, ursprnglich war es "nur" das Handy am Ohr, das Verkehrsexperten und Unfallforschern Sorgen bereitete. Dann kamen die eumelgroen Tabletts, mit denen manch automobiler Tausendsassa bei eingelegtem Tempomat seine Nachrichten am Lenkrad schrieb und dabei mehr blind als auch nur halbwegs kontrolliert ber Deutschlands Autobahnen dste.
Der Siegeszug der Smartphones und der serienmige Einzug vielfltiger Mediendienste vernderte dann doch schnell das Innenleben der Fahrzeuge. Wie man immer fter aber mitbekommt, nicht unbedingt zum Positiven: Heute wird praktisch alles vom Steuer aus quasi "mit erledigt": Mails werden gelesen und beantwortet, Termine vereinbart und abgelegt, WhatsApp-Nachrichten geschrieben, im Internet gesurft und - natrlich - auch weiterhin telefoniert, egal, ob eine Freisprecheinrichtung verbaut ist oder nicht. Das ist die "automobile Welt von heute", die trotz (oder vielleicht sogar wegen?) immer mehr Fahrerassistenzsystemen bisher leider nicht zu einer signifikanten Reduktion der Verkehrstoten beitrgt. Da besteht noch Handlungs- und Regelungsbedarf!
Nicht minder erschtternd die mobile Welt der Fugnger, Radfahrer und motorisierten Zweiradlenker: Die Zunahme der Verkehrstoten bei diesen Verkehrsteilnehmern ist unverkennbar. NRW-Innenminister Ralf Jger hatte im Februar ein Plus von 19 Prozent getteter Motorradfahrer 2015 gegenber dem Jahr davor ausgemacht. Bei den Fugngern waren es zwar "nur" sieben Prozent mehr Tote. Aber gerade bei den Fugngern gilt: Der Trend zu schweren und tdlichen Verletzungen geht eindeutig nach oben.
Auch hier wieder als wesentliche Ursache ausgemacht: Das Smartphone. Vor allem Kinder und Jugendliche, aber auch zunehmend Erwachsene konzentrieren sich selbst im dichten Innenstadt-Verkehrsgetmmel auf ihre ganz individuelle Kommunikation, man spricht lngst von der "Generation Kopf unten".
Kommt dann noch die Berieselung mit Musik per Kopfhrer dazu, sind diese Verkehrsteilnehmer praktisch "immun" gegen alles, was um sie herum passiert. Das ist schon keine Ablenkung mehr, wie sie vor ein paar Jahren Allianz-Schadenvorstand Mathias Scheuber als Erster in die ffentliche Diskussion eingebracht hat, das ist komplettes geistiges Entschwinden, wo jegliche Art von potentieller Gefahr schlicht berhaupt nicht wahrgenommen wird. Kraftfahrzeuge aller Art und Trambahnen sind dabei ein enorm hohes Risiko, wie der tdliche Zusammensto einer 15-jhrigen Schlerin am 2. Mrz mit einer Straenbahn in Mnchen-Laim drastisch vor Augen fhrte. Man denke aber - nicht zuletzt mit Blick auf die Klner Silvesternacht - gerade auch an noch ganz andere Risiken wie Diebstahl, Belstigung und sexuelle bergriffe. Wer hier nicht frhzeitig drohende Gefahren erkennt, ist bis zum letzten Moment nicht nur "ahnungsloses", sondern auch wehrloses Opfer!
Und dazu sage ich ganz offen: Keine Nachricht, kein Song im Ohr und kein Telefonat kann im "ffentlichen Raum" so wichtig sein, als dass man die Umwelt um sich herum vllig unbeachtet lsst und "vergit"! Das gilt in gleicher Weise fr den Sitzplatz hinter dem Steuer von Fahrzeugen, wo man in jeder Sekunde auch fr andere Verkehrsteilnehmer mit verantwortlich ist.
Ich wnsche Ihnen deshalb einen wachen Verstand, der Sie jederzeit befhigt, Gefahren und Risiken im Straenverkehr frhestmglich zu erkennen, um auf sie bestmglich reagieren zu knnen. Und denken Sie daran: Den 7. Sinn der 1970er Jahre gibt es auch heute noch - aber nur Katzen spricht man auch 7 Leben zu!
Ihr
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