Editorial
Guten Tag Herr Do, nun kommt sie also zum 4. April, die (vorbergehende) Antwort der Versicherer auf den automatischen Notruf eCall, den Automobilhersteller verpflichtend und EU-weit ab 2018 in allen Neufahrzeugen einbauen mssen. "Automatisches Notrufsystem" heit die GDV-Antwort offiziell, weil der eigentliche Name "Unfallmeldedienst", unter dem das Projekt die letzten eineinhalb Jahre so geheim als nur irgendwie mglich entwickelt wurde, nicht ganz so galant klingt.
Nun denn: Marketing hin oder her, die Sorge der Versicherer war (und ist) ja ohnehin eher der direkte Zugriff der Hersteller auf die quasi gemeinsamen Kunden, also letztlich die Versicherungsnehmer. Und neben dem eCall gibt es ja noch eine Reihe anderer "Calls", sprich Telematics, ber die Kommunikation, aber auch direkte Datenauslese stattfinden kann. Und wer hat hier wohl eine bessere Ein- und Zugriffsmglichkeit als derjenige, der das Fahrzeug selbst herstellt?
Es nimmt letztlich auch nicht wunder, dass von Alfa und Audi bis Volkswagen und Volvo jede Marke nachhaltig daran interessiert ist, irgendwie ein Joint Venture mit Apple, Google & Co. hinzubekommen. Schlielich sind gerade diese Mega-Datensammler knftig via Internet, Assistenzsystemen und vieler anderer mobiler Dienste ohnehin direkt und vllig automatisch mit an Bord.
"Daten sind das neue Gold", lautete ein bezeichnendes Credo erst jngst bei einem Goslar-Diskurs. Und da ist eine Menge dran: Bewegungsprofile sind da nur ein ganz kleiner Teil dessen, was sich alles machen lsst. Das Fahrverhalten wird ohnehin schon jetzt ausgewertet, um beispielsweise PAYD-Tarife anbieten zu knnen.
Man wird sehen, was Autofahrern knftig ob der zu ihrer Persnlichkeit erhobenen Daten alles angeboten werden wird, ab wann sie bei welchem Service- oder sonstigen "Ereignis" gezielt in ihr Marken-Autohaus und sicher nicht zu einem freien Werkstatt- oder K&L-Fachbetrieb geroutet werden usw. usf. Da besteht - gerade auch mit Blick auf den Erhalt einer gewissen "Rest-Privatsphre" bei der Nutzung eines Kfz oder eben auch einer Art "automobilen Freiheit" - noch eine Menge an Handlungs- und Regelungsbedarf im gesetzgeberischen Bereich!
Kommunikations- und Kameratechnik darf nicht dazu fhren, dass Autoinsassen knftig whrend der Fahrt ohne Unfallanlass jederzeit beobachtet oder abgehrt werden knnen - wie das zuletzt ja beispielsweise schon mit Spielzeugpuppen in Kinder- oder modernen TV-Gerten in Wohnzimmern der Fall war!
Verglichen damit ist der Unfallmeldedienst der deutschen Versicherer fast schon wieder "Peanuts". Ausdrcklich begre ich aber die Tatsache, dass das System nicht erst ab 2018 in Neufahrzeugen einsatzfhig ist, sondern bereits jetzt in allen zugelassenen Autos inklusive Oldtimern genutzt werden kann und eine sichere Ortung nach schweren Unfllen ermglicht. "Recht auf Rettung fr alle" ist in der Tat die beste Beschreibung fr den Unfallmeldedienst. Und eine schnellst- und bestmgliche Hilfeleistung fr Unfallopfer ohnehin die ultima ratio, ber der keinerlei anderweitige wirtschaftliche und datentechnische Interessen stehen drfen!
Ich wnsche Ihnen ein weiterhin traumhaftes Vor-Oster-Wochenende,
Ihr
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