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Bankenbrief

Wichtiges vom 1. Juli 2020

Das Thema

BaFin-Chef weist Kritik an Finanzaufsicht im Wirecard-Skandal zurück

Im Wirecard-Bilanzskandal hat Felix Hufeld, Chef der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), Kritik an der Finanzaufsicht zurückgewiesen. Im Finanzausschuss des Bundestages sagte er heute nach Angaben mehrerer Teilnehmer, es sei alles rechtmäßig abgelaufen. Er bezog den Medienberichten zufolge hierbei auch das Verbot von Leerverkäufen ein. Die 19-monatige Prüfung einer Wirecard-Bilanz durch die Deutsche Prüfstelle für Rechnungslegung (DPR) sei nicht ungewöhnlich lang gewesen, wird der BaFin-Chef zitiert. Dass Wirecard nicht als Finanzholding eingestuft werden konnte, habe die Aufsicht erschwert. Beim vorläufigen Wirecard-Insolvenzverwalter Michael Jaffé haben sich derweil bereits Interessenten für das Kerngeschäft und bestimmte Sparten des Unternehmens gemeldet. "Vordringlichstes Ziel im vorläufigen Insolvenzverfahren ist es, den Geschäftsbetrieb der Konzerngesellschaften zu stabilisieren", sagte Jaffé. Der Versicherungskonzern Allianz hat einen Vertrag mit der Wirecard Bank gekündigt und nimmt eine Smartphone-App für mobiles Bezahlen vom Markt. Das teilte die Allianz heute mit. Der frühere Wirecard-Chef Markus Braun, dem von der Staatsanwaltschaft München Marktmanipulation und Bilanzfälschung vorgeworfen werden, wurde nach Angaben des Aufsichtsrats nachträglich fristlos entlassen. Heute durchsuchten Strafermittler erneut die Wirecard-Zentrale in Aschheim sowie weitere Objekte. Wirecard hatte eingeräumt, dass 1,9 Milliarden Euro Guthaben auf südostasiatischen Treuhandkonten mit "überwiegender Wahrscheinlichkeit" nicht existieren.

Meldungen

Start der deutschen EU-Ratspräsidentschaft

Zum Auftakt der sechsmonatigen EU-Ratspräsidentschaft Deutschlands hat Bundeskanzlerin Angela Merkel heute vor einem Scheitern der Brexit-Verhandlungen gewarnt. Sie werde sich in den kommenden sechs Monaten für eine gute Lösung starkmachen und strebe an, bis zum Herbst ein Abkommen zu erzielen, sagte sie im Bundestag. Da die Fortschritte in bisherigen Gesprächen allerdings sehr übersichtlich gewesen seien, müsse sich die Europäische Union (EU) darauf einstellen, dass ein Abkommen nicht zustande kommt, erklärte Merkel. Neben den Brexit-Verhandlungen bestimmt auch die wirtschaftliche Erholung Europas nach der Corona-Krise die Zeit des deutschen Vorsitzes. Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) verlangte eine konsequente Ausrichtung der deutschen EU-Ratspräsidentschaft auf die Erholung der Wirtschaft. "Der Erfolg der deutschen Ratspräsidentschaft darf nicht durch eine lange Wunschliste mit zu hohen Erwartungen gefährdet werden", warnte BDI-Präsident Dieter Kempf. Ein finanzielles Programm zum Wiederaufbau Europas müsse zu Beginn oberste Priorität haben. Dazu gehöre die Umsetzung einer Industrie- und Digitalstrategie, hieß es.


Ifo Institut sieht Deutschland wieder auf Wachstumskurs

Das Münchner Ifo Institut rechnet im dritten und vierten Quartal wieder mit einem Wirtschaftswachstum von 6,9 Prozent beziehungsweise 3,8 Prozent. "Von nun an geht es schrittweise wieder aufwärts", sagte Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser heute – vorausgesetzt, es gebe keine zweite Corona-Welle. 2020 werde das Bruttoinlandsprodukt (BIP) verglichen mit dem Vorjahr insgesamt um 6,7 Prozent schrumpfen und im nächsten Jahr um 6,4 Prozent wachsen. Nach dem coronabedingten Einbruch ist der Einzelhandel im Mai mit einem Zuwachs von 13,9 Prozent verglichen mit dem Vormonat wieder vorangekommen, wie das Statistische Bundesamt berichtete.


Technische Störung legt Börse lahm

Eine technische Panne hat den Handel an der Computerbörse in Frankfurt, der Wiener Börse und anderen europäischen Börsen am Vormittag für mehrere Stunden zum Stillstand gebracht. Kurz nach Handelsbeginn sei das Handelssystem T7 ausgefallen, wie die Deutsche Börse heute mitteilte. Einen Hackerangriff schloss ein Sprecher der Börse aus. Bereits Mitte April war das System für vier Stunden ausgefallen.


EZB will Bankfusionen nicht im Weg stehen

Die Europäische Zentralbank (EZB) will in ihrer Funktion als Bankaufseherin verhindern, dass regulatorische Vorgaben Fusionen und Zusammenschlüsse von Banken im Euroraum unnötig behindern. Das geht aus einem heute veröffentlichten vorläufigen Konsultationspapier hervor, in dem die Notenbank allgemeine Leitlinien aufstellt, die den Geldhäusern aufzeigen, was die Aufsicht bei Fusionsprojekten von ihnen verlangt. Dadurch solle ihr Handeln transparenter und planbarer werden, erklärte EZB-Bankenaufseher Edouard Fernandez-Bollo. Das Papier stellt unter anderem klar, dass die EZB von fusionierten Instituten nicht notwendigerweise höhere Kapitalanforderungen verlangt. Fernandez-Bollo ermutigte Banken, sich bei geplanten Fusionen frühzeitig mit der EZB in Verbindung zu setzen. In der Rolle, Bankenfusionen generell zu unterstützen, sehe sich die Zentralbank allerdings nicht, erklärte er heute im Rahmen der Veröffentlichung des Konsultationspapiers.


"Tankan"-Umfrage: Japan vor tiefer Rezession

Das Geschäftsklima sowie die Stimmung der Industrie sind in Japan so tief gefallen wie seit der Finanzkrise 2009 nicht mehr. Das geht aus der heute veröffentlichten "Tankan"-Umfrage der japanischen Notenbank hervor. "Die Branchen in allen Bereichen scheinen von einem starken Nachfragerückgang hart getroffen worden zu sein", sagte Analyst Hiroshi Shiraishi von BNP Paribas Securities. "Das zeigen die umfangreichen Schäden durch die Coronavirus-Pandemie." Die Ergebnisse bestätigten die Erwartungen der Ökonomen, die Japan vor einer tiefen Rezession sehen.


Schwedens Notenbank verstärkt Maßnahmen gegen Corona-Krise

Die schwedische Zentralbank hat das Volumen ihres Kaufprogramms für Anleihen ausgeweitet und von 300 auf 500 Milliarden Schwedische Kronen (47,9 Milliarden Euro) erhöht. Das Kaufprogramm läuft bis Ende Juni 2021, wie das Institut heute im Anschluss an eine Zinsentscheidung mitteilte. Der Leitzins bleibe unverändert bei 0,0 Prozent, könne jedoch falls notwendig in den negativen Bereich gesenkt werden, hieß es.

Die Köpfe

Barnier lehnt Brexit-Vorschläge zum Finanzplatz London ab

Der Brexit-Unterhändler der EU, Michel Barnier, hat Vorschläge zum Zugang britischer Banken zur EU als inakzeptabel abgelehnt. Großbritannien versuche, die Vorzüge des EU-Binnenmarkts für den Finanzplatz London zu erhalten, ohne den damit verbundenen Verpflichtungen nachzukommen, wird Barnier heute in Medien zitiert. "Es ist unmöglich, dass die Mitgliedsstaaten oder das Europäische Parlament das akzeptieren." Seit Wochenbeginn läuft die fünfte Verhandlungsrunde zwischen der EU und Großbritannien.

[bloomberg.com] (kostenpflichtig)

Altmaier findet Zuschüsse an EU-Länder sinnvoll

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier hat sich für die geplanten Zuschüsse für die stark von der Corona-Krise betroffenen Mitgliedsstaaten der EU ausgesprochen. "Es ist ja so, dass wir in irgendeiner Weise sicherstellen müssen, dass in allen europäischen Ländern der Wirtschaftsmotor wieder in Gang kommt. Und die Länder, um die es geht, die haben bereits eines im Überfluss – nämlich Schulden", sagte er heute. Es mache wenig Sinn, diese Staaten weiter zu verschulden. Auch über den Wiederaufbaufonds der EU-Kommission in Höhe von 750 Milliarden Euro, von denen 500 Milliarden Euro als Zuschüsse eingeplant sind, müsse schnell entschieden werden. "Wir brauchen dringend eine Lösung, damit wir loslegen können. Die Wirtschaft weltweit ist sehr stark betroffen durch die Corona-Pandemie. Wir brauchen einen Aufschwung, wir brauchen Wachstum", sagte Altmaier.


De Cos: Urteil des BVerfG ohne Einfluss auf Geldpolitik

Die Geldpolitik der EZB wird durch das Karlsruher Urteil des Bundesverfassungsgerichts (BVerfG) zu den billionenschweren Anleihekäufen keine großen Auswirkungen zu spüren bekommen. "Das Urteil beeinflusst derzeit nicht und wird auch keinesfalls die EZB-Entscheidungen beeinflussen", sagte Spaniens Notenbankchef und EZB-Ratsmitglied Páblo Hernandez de Cos heute. Im Mai hatte das BVerfG das PSPP genannte Anleihe-Kaufprogramm der EZB als teilweise verfassungswidrig eingestuft. Mittlerweile hat der EZB-Rat Dokumente, die die Verhältnismäßigkeit der Käufe belegen sollen, für die Bundesregierung und den Bundestag freigegeben.


Hoffmeister-Kraut sieht Banken in Gefahr

Baden-Württembergs Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut warnt in einem Brandbrief an Finanzminister Olaf Scholz und Wirtschaftsminister Peter Altmaier vor weitreichenden Folgen für Banken und Sparkassen durch den Wirtschaftseinbruch infolge der Corona-Krise. Hoffmeister-Kraut fürchtet um die Kreditversorgung der Institute, sollte die Bundesregierung bei der Kapitalmarktregulierung keine zusätzliche Vorsorge treffen, wie heute berichtet wurde. Als Grund nannte sie automatische Rating-Verschlechterungen für coronageschädigte Unternehmen, die höhere Kreditkosten zur Folge hätten. In vorheriger Absprache mit den Geldhäusern schlägt die Landesministerin vor, dass die Institute während der Virus-Pandemie das Rating vom 31. Dezember 2019 weiter verwenden. Zudem sollen EZB-Programme für Banken besser nutzbar gemacht und der Umgang mit notleidenden Krediten pragmatischer gestaltet werden, schreibt Hoffmeister-Kraut. So könne die Finanzmarktstabilität gesichert werden.

Am Vortag meistgeklickt

Die kniffeligste Frage bei Bewerbungsgesprächen

Nur einer von 200 Bewerbern hat auf die folgende Frage einer großen Firma im Bewerbungsgespräch richtig geantwortet. Was würden Sie dazu sagen? Frage: "Sie fahren mit dem Auto durch eine stürmische Nacht. Sie kommen an einer Bushaltestelle vorbei und sehen dort drei Menschen warten: 1. Eine alte Dame, die kurz davor ist, zu sterben 2. Einen guten Freund, der Ihnen einmal das Leben gerettet hat. 3. Den Mann/die Frau Ihrer Träume. Sie wissen, dass Sie in Ihrem Auto nur eine Person mitnehmen können. Wenn Sie die alte Dame wählen, könnten Sie ein Leben retten. Wenn Sie Ihren Freund mitnehmen, wäre dies die perfekte Gelegenheit, sich bei ihm zu bedanken. In beiden Fällen jedoch würden Sie wohl nie wieder auf Ihre große Liebe treffen." Die richtige Antwort lesen Sie hier:

Was morgen wichtig wird

In Berlin besprechen Bundeskanzlerin Angela Merkel und die EU-Kommission das Arbeitsprogramm für die deutsche EU-Ratspräsidentschaft. – In Frankfurt findet eine Telefonkonferenz der Förderbank KfW zum "Gründungsmonitor 2020" statt. KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib will Zahlen zu Existenzgründungen in Deutschland im vergangenen Jahr vorstellen und einen Ausblick auf die weitere Entwicklung geben. – In Frankfurt wird eine Entscheidung im Rechtsstreit zwischen der Helaba und Société Générale um die Haftung bei Cum-Ex-Aktiengeschäften verkündet.

Der Nachschlag

Die Wahrscheinlichkeit des Doppel-Sechsers

Nein, es geht nicht um den Sechser im Lotto, sondern um die sechs Augen auf Dominosteinen. Angenommen, Sie haben aus einem Satz verdeckt ausgelegter Dominosteine einen gezogen. Bevor Sie den Stein anschauen dürfen, decken Sie eines der beiden Felder mit einem Finger ab. Auf dem anderen Feld sehen Sie nun sechs Augen. Ob Sie den Stein mit der Doppel-Sechs gezogen haben, können Sie hier berechnen:

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