Die Olympia-Spezialausgabe am Montag, dem 5. August
von Tammo Blomberg Autor für das Sportressort von ZEIT ONLINE
Guten Morgen! Noah Lyles heißt der schnellste Mann der Welt, er lief gestern Abend die 100 Meter in 9,79 Sekunden. In der Zeit schaffe ich es nicht mal, mich montags nach dem dritten Weckerklingeln halbwegs gerade hinzusetzen. Falls Sie heute Morgen ein paar Sekunden mehr Zeit haben, lesen Sie doch das schnelle Liveblog meiner Kollegen nach.
Worüber reden heute alle?
Über Siegesgefühle. Zum Beispiel die von Noah Lyles, der sich das Namensschild vom aerodynamischen Hemd riss und es auf seiner Ehrenrunde den Fans im Stade de France entgegenhielt – nur für den Fall, dass irgendwer vergessen hatte, wie der neue Olympiasieger heißt. Oder über die von Novak Đoković nach seiner goldenen Vorhand: Wie oft hat man schon einen weinenden Djoker gesehen? Dem Serben zitterten die Hände, als er auf allen Vieren auf der Asche von Roland Garros hockte, sie zitterten auch noch, als er seinem Finalgegner Carlos Alcaraz schon die Hand geschüttelt und auf dem Stuhl am Rand Platz genommen hatte. Đoković hat im Tennis alles und das meiste mehrfach gewonnen, aber Gold für Serbien schickte ihn in noch unbekannte emotionale Gefilde. Noch etwas mehr bedeutete die Goldmedaille vielleicht für Jaroslawa Mahutschich, Hochspringerin, Weltrekordlerin und sportliche Botschafterin der Ukraine. "Ich schütze mein Land auf dem Sportplatz", hat Mahutschich mal gesagt, weil sie Erfolge nutzt, um auf die Not in ihrer Heimat aufmerksam zu machen. Dass das Bild von ihr, wie sie in Blau und Gelb gehüllt als Olympiasiegerin durchs Stadion lief, gestern um die Welt ging, könnte dabei helfen.
Armand Duplantis. Bei vielen olympischen Disziplinen ist schnell erklärt, wie und weshalb sie einst entstanden: Man will nun mal wissen, wer am schnellsten rennt, am weitesten hüpft oder am besten reitet. Warum die Menschen aber irgendwann herausfinden wollten, wer den eigenen Körper mithilfe eines fünf Meter langen, biegsamen Stabes am weitesten nach oben befördern kann, ist rätselhaft. Dafür ist die Antwort seit ein paar Jahren eindeutig: Duplantis schraubt sich mit Abstand am höchsten. Der kleine Armand ersprang sich den ersten Altersgruppenrekord schon als Siebenjähriger, mittlerweile hat er acht Weltrekorde gesammelt. Der aktuelle stammt aus dem April und liegt bei 6,24 Metern. Im Stabhochsprungfinale heute Abend wird "Mondo” sicher versuchen, seine Bestmarke wieder um einen Zentimeter zu verbessern. Vor drei Jahren in Tokio verpasste er einen neuen Rekord, weil er die Latte mit der Brust streifte. Es gibt noch unangenehmere Wege, die Höhe zu reißen, wie der Franzose Anthony Ammirati vor ein paar Tagen feststellen musste.
Körbewerfen im Vollspeed. Svenja Brunckhorst, Sonja Greinacher, Elisa Mevius und Marie Reichert stehen im Halbfinale beim Drei-Gegen-Drei-Basketball, wo alles ein bisschen wuseliger und dynamischer ist als auf dem großen Feld. Erfolgreicher womöglich auch, jedenfalls bei den Frauen, die sich gegen Kanada schon eine Medaille erwerfen können. Bisher bereuen Svenja Brunckhorst und Sonja Greinacher sicher nicht, dass sie sich für die Streetballversion entschieden haben. Und Crossover an der Place de la Concorde machen auch mehr Laune als Schwitzen in der Mehrzweckhalle.
In die Halle müssen am späten Nachmittag die deutschen Volleyballer – gegen die Halle müssen sie sicher auch. Die französischen Fans werden nach Kräften brüllen, damit die Deutschen gegen den Gastgeber möglichst oft ins Aus schmettern. Aber so wie Georg Grozer seinen Gegnern die Bälle bisher um die Ohren knallt, wird ihn das nicht allzu sehr verunsichern. Seinem blumigen Spitznamen macht "Hammerschorsch" bei Olympia alle Ehre. Und treue Asterix-Leserinnen erinnert seine Spielweise an den Namen des römischen Legionärs Schlagdraufundschlus.
Paddeln statt schlagen sollten ab 15:30 Uhr die Kanutinnen Elena Lillik und Ricarda Funk, bei Lukas Dauser im Barren-Finale hingegen wäre es ein schlechtes Zeichen, wenn er mit den Armen rudert. Und im Bahnradsport strampeln Emma Hinze, Lea Sophie Friedrich und Pauline Grabosch um Medaillen.
Im Motorbootfahren sehen Sie vielleicht ein Wochenendhobby für gut Betuchte, eine Umweltsünde oder beides, es war aber auch mal olympische Disziplin. Bei den Spielen in London 1908 konnte man auf knatternden Booten Medaillen gewinnen. Das gelang damals allen, die ins Ziel kamen, denn in keiner Disziplin fuhr mehr als ein Boot das Rennen zu Ende. Es waren auch nur jeweils zwei an den Start gegangen. Nach dieser mauen Beteiligung flog das Wettrennen auf See direkt wieder aus dem Programm. Schade natürlich für alle, die sich im Juni beim 40. Internationalen Motorbootrennen auf der Mosel gern für Paris qualifiziert hätten. Aber herzlichen Glückwunsch an Ernest „Émile“ Thubron auf seiner Camille und die Briten Thomas Thornycroft, Bernard Redwood und John Field-Richards auf dem Boot Gyrinus II: Sie werden wohl die einzigen Olympiasieger in ihrer Disziplin bleiben.
Tamim bin Hamad al Thani, seines Zeichens Fußballfan, Bischtumhänger und Emir von Katar. Seit 2002 sitzt al Thani im Olympischen Komitee, bei seinem Eintritt war er demnach 22 Jahre alt. Früh übt sich, wer was werden will im Weltsport. Und der Emir lernt offenbar schnell. Beim Dinner mit Nicolas Sarkozy und dem damaligen UEFA-Chef Michel Platini im November 2010 soll er, damals noch Kronprinz, den beiden Franzosen die Idee von einer WM in seinem kleinen Reich derart schmackhaft gemacht haben, dass Katar ein paar Wochen später überraschend den Zuschlag bekam. Und al Thani kaufte über seinen Staatsfonds später auch noch Paris Saint Germain. Es ist aber nicht so, dass sich der Emir nur für Fußball interessiert: Als Kind nahm der junge Tamim Tennisstunden bei einer deutschen Sportikone. Wer weiß, vielleicht ballt al Thani nach erfolgreichen IOC-Sitzungen ja auch die Beckerfaust.
"Das war eine hipponomische Fontäne, wo gefühlt wirklich ein jeder Wassertropfen auf der Gänsehaut eines Betrachters wie eine Perle hinuntergleitet, wenn man dieses Zusammenspiel sieht, diesen Tanz von Isabell Werth mit ihrer Stute Wendy."
"Zumindest ist sie in einem Alter, dass die nächsten Jahre sicherlich noch interessant werden können."
Isabell Werth (55) über ihre Stute Wendy de Fontaine (10), mit der sie nach Gold im Team nun auch Silber im Einzel gewann.
"Ich bin einfach überwältigt von ihr."
Jessica von Bredow-Werndl über ihre Stute Dalera, mit der sie vor Werth und Wendy Gold im Einzel gewann. Wie schon in Tokio. Was wäre Deutschland im Medaillenspiegel ohne seine Pferde?
Das Bild des Tages
Der Fotograf Sebastian Wells ist während der Olympischen Spiele exklusiv für ZEIT ONLINE in Paris unterwegs. Wir zeigen hier jeden Tag ein besonderes Bild vom Vortag. Heute das von Nicola Olyslagers aus Australien. Für ihre Silbermedaille sprang sie zwei Meter hoch in die Luft. Um danach ihre Freunde zu umarmen, musste sie auf eine Bank steigen.
09:30 Uhr: 25 Meter Schnellfeuerpistole der Männer
15:00 Uhr: Skeet, Mixed Finale
Badminton
10:55 Uhr: Einzel der Frauen, Finale
15:40 Uhr: Einzel der Männer, Finale
Kunstturnen
11:45 Uhr: Barren, Finale der Männer
12:38 Uhr: Schwebebalken, Finale der Frauen
13:33 Uhr: Reck, Finale der Männer
14:23 Uhr: Bodenturnen, Finale der Frauen
Kanu/Kajak-Slalom
16:43: Uhr: Kajak-Cross, Finale der Frauen
16:48 Uhr: Kajak-Cross, Finale der Männer
Leichtathletik
19:00 Uhr: Stabhochsprung, Finale der Männer
20:30 Uhr: Diskus, Finale der Frauen
21:15 Uhr: 5000 Meter, Finale der Frauen
21:47 Uhr: 800 Meter, Finale der Frauen
Bahnradsport
19:46 Uhr: Teamsprint, Finale der Frauen
3x3-Basketball
21:00 Uhr: Bronze-Match der Frauen
21:30 Uhr: Bronze-Match der Männer
22:00 Uhr: Finale der Frauen
22.30 Uhr: Finale der Männer
Surfen
22:46 Uhr: Finale der Männer
23:27 Uhr: Finale der Männer
Das war die heutige Spezialausgabe unseres Was-jetzt?-Newsletters zu den Olympischen Spielen 2024. Falls Sie sich wie der Kollege David Hugendick im Bewusstseinsstrom der Olympiaeindrücke verloren haben und nicht mehr wissen, welcher Tag heute ist: Montag. Also nochmal Kräftesammeln, eine letzte fordernde Fernsehwoche steht vor Ihnen.