Die Olympia-Spezialausgabe am Sonntag, 28. Juli
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Was jetzt?
Die Olympia-Spezialausgabe am Sonntag, 28. Juli
von Laura Sophia Jung
Olympia-Redakteurin, ZEIT ONLINE

Guten Morgen, heute soll sich endlich die Sonne in Paris blicken lassen. Gut so, bei noch mehr Regen auf den Trottoirs und Grand Boulevards hätten wir Jacques Brels Il peut pleuvoir zum offiziellen Olympiasong erklären müssen. Und das wäre nicht nur meteorologisch ein Affront gewesen: Brel ist Belgier.

Worüber reden heute alle? 

Die erste Goldmedaille für Deutschland. Lukas Märtens schwamm gestern Abend über die 400 Meter Freistil seinen Gegnern davon. Nicht ganz unerwartet, nachdem er in diesem Jahr über diese Strecke schon die sechstschnellste jemals gemessene Zeit geschwommen ist. Aber ein bisschen überraschend ist es dann doch. Weil es das erste olympische Gold für einen deutschen Beckenschwimmer seit 1988 ist. Vor allem aber, weil Märtens wegen verschiedener Infekte in diesem Jahr immer wieder ausgefallen war.  

Gestern reichten Kraft und Puste für den Sieg. Seinen größten Kampf kämpfte Märtens dann bei der Siegerehrung. Er gewann gegen die Tränen, es war allerdings sehr knapp.

© Sarah Stier/Getty Images

Im Land der Gastgeber wird heute über eine andere Goldmedaille gesprochen. Frankreich hat im Siebener-Rugby überraschend gegen Fidschi gewonnen. Die sind immerhin als zweimalige Olympiasieger angereist. Wen sie nicht hatten: Antoine Dupont. Der Franzose kämpfte sich im vergangenen Jahr – da noch im regulären Rugby – bei der Heim-WM nach einer schweren Verletzung spektakulär zurück, um dann doch tränenreich im Viertelfinale auszuscheiden. Und nun, umgeschult auf die Siebener-Variante, sein Team zu olympischem Gold führte. Hach!

Wer wird heute wichtig?  

Adam Peaty. Dreimal wurde der britische Schwimmer schon Olympiasieger, achtmal Weltmeister und 15-mal Europameister. Außerdem hält er den Weltrekord über 100-Meter-Brust und siegte gestern souverän im Halbfinale. Klingt nach einer sicheren Goldmedaille heute Abend, ist aber vor allem die Geschichte einer großen Rückkehr. Wegen einer Verletzung verpasste Peaty 2022 die Weltmeisterschaft, fiel in eine Depression, berichtete der Times von Alkoholproblemen und zog sich für ein halbes Jahr von Wettkämpfen zurück. Beim Weltcup in Berlin feierte er im vergangenen Herbst sein Comeback und schwimmt sich seither zurück zur Topform oder, wie sein Tattoo über dem Bauchnabel besagt, into the light. Es wird außerdem das große Duell mit Qin Haiyang, einem der elf chinesischen Schwimmer, bei denen der Dopingverdacht immer mitschwimmt.

© Quinn Rooney/Getty Images
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Was machen die Deutschen? 

112 deutsche Athletinnen und Athleten sind heute auf den Matten, Plätzen und Bahnen unterwegs. Die Fußballerinnen rund um Alexandra Popp treffen auf die USA, was eher ein Halbfinale als ein Vorrundenspiel ist. Die Handballerinnen spielen gegen Schweden und hoffen nach ihrer Auftaktniederlage, es den Herren gleichzutun, die gestern etwas überraschend gegen die Schweden siegten. Und im Hockey treffen die Frauen auf Japan (10:30 Uhr) und die Herren auf Spanien. (17 Uhr)

Es geht aber auch wieder um Medaillen, und zwar – wie könnte es anders sein – vor allem im Wasser. Ricarda Funk, die in Tokio Olympiagold im Kanuslalom holte, tritt im Einer-Kajak an. Trotz Zeitstrafe qualifizierte sie sich gestern als Sechste für das Halbfinale, das heute um 15:30 Uhr stattfindet (Finale ab 17:45 Uhr). Und Angelina Köhler schwimmt über 100 Meter Schmetterling um eine Medaille, vor allem gegen die US-Amerikanerin Gretchen Walsh, Weltrekordhalterin und seit dem Halbfinale gestern auch Inhaberin des olympischen Rekords.

© Justin Setterfield/Getty Images

Die verschwundene Sportart  

Bis heute ist der US-Amerikaner Jay Gould II der erste und einzige Olympiasieger im Jeu de Paume, einer Art Vorläufer des Tennis, bei der auch die Wände benutzt werden durften. Schon im Mittelalter spielten Mönche das Spiel in den Kreuzgängen ihrer Klöster. Das wissen wir, weil es natürlich urkundlich verboten wurde – wie so vieles, was nach Spaß, aber eben auch zerbrochenen Fensterscheiben und Blasphemie klingt. Vielleicht liegt es an der Verlegung in profane Hallen, dass der Sport nur bei den Sommerspielen 1908 olympisch war und heute nicht mehr populär ist. Und die Pariser Galerie nationale du Jeu de Peume im 1. Arrondissement wurde 1909 von Sportstätte zur Kunstgalerie.

© picture-alliance/dpa/Wimbledon Lawn Tennis Museum

Das IOC-Mitglied des Tages 

Guy Drut, seit 1996 beim IOC. Er gewann Silber über 110 Meter Hürden bei den Olympischen Spielen in München 1972 und vier Jahre später Gold in Montréal. 

Die größte Hürde seiner Laufbahn nahm er aber 2005. Da wurde er wegen Korruption zu 15 Monaten Haft auf Bewährung und einer Geldstrafe von 50.000 Euro verurteilt und in der Folge vom IOC suspendiert. Er hatte sich, mittlerweile als Abgeordneter der Nationalversammlung, für einen Job bezahlen lassen, von dem er selbst leider nicht genau sagen konnte, worin er bestanden hatte. Seine Freundschaften pflegte er zum Glück besser als sein Auftragsbuch: Der damalige Präsident Jacques Chirac begnadigte ihn aus alter Verbundenheit und mit einem Amnestiegesetz, das nur selten angewendet wird. Auch das IOC nahm Drut wieder auf. Olympische Lovestory.

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Die Zitate des Tages 

"Halt mich, Doro!"

(ARD-Mann Tom Bartels zu seiner Co-Kommentatorin Dorothea Brandt kurz bevor Lukas Märtens Gold gewinnt. Unklar, ob Brandt dem nachkam.)

"Ich hoffe, dass wir gemeinsam in Deutschland eine Bewerbung haben wollen. Die Bundesregierung unterstützt dies jedenfalls sehr."

(Bundeskanzler Olaf Scholz. Ob er dafür wohl auch in der Spree baden würde?) 

Das Bild des Tages 

© Sebastian Wells/OSTKREUZ für ZEIT ONLINE

(Frankreichs  Rugbyspieler Stephen Parez Edo Martin feiert den Olympiasieg mit seiner Freundin. Sebastian Wells für ZEIT ONLINE) 

Wo werden heute Medaillen vergeben? 

In 13 Wettbewerben und acht Sportarten. Und zwar:  Schießen (9.30 Uhr, Herren, Zehn-Meter-Luftpistole, 12.00 Uhr, Damen, Zehn-Meter-Luftpistole);  Radsport (14.10 Uhr, Damen, Cross-Country); Judo (16.00 Uhr Herren, -66 kg, Damen –52 kg); Bogenschießen (16.48 Uhr, Damen, Team); Skateboard (17.00 Uhr, Damen, Street); Kanu (17.45 Uhr, Slalom, Damen Kajak Einer); Schwimmen (20.30 Uhr, Herren, 400-Meter-Lagen, 20.40 Uhr, Damen, 100-Meter-Schmetterling, 21.40 Uhr, Herren, 100-Meter-Brust); Fechten (21.45 Uhr Damen, Florett Einzel, 22.15 Uhr, Herren, Degen Einzel)

Das war die heutige Spezialausgabe unseres Was-jetzt?-Newsletters zu den Olympischen Spielen 2024. Falls Sie wegen der Sunday Scaries heute nicht gut einschlafen können: Ab 23.48 Uhr unserer Zeit surfen die Herren auf Tahiti, und zwar bis in die frühen Morgenstunden. Meeresrauschen soll beruhigend wirken.

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