Die Olympia-Spezialausgabe am Samstag, dem 3. August
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Was jetzt?
Die Olympia-Spezialausgabe am Samstag, dem 3. August
von Laura Sophia Jung
Olympiaredakteurin ZEIT ONLINE

Guten Morgen. Nicht nur die Segler müssen immer wieder auf guten Wind warten, auch die Surfer sind inzwischen Wartende auf olympischem Niveau. Poseidon hat für heute wieder keine guten Wellen beschert und so wurden die Medaillenentscheidungen wieder verschoben. Ein Tag mehr auf Tahiti, es gibt Schlimmeres. 

Worüber reden heute alle? 

Frauen, die boxen. Vor allem über Imane Khelif aus Algerien und die Taiwanerin Lin Yu-ting. Vor einem Jahr hatte die International Boxing Association (IBA) beide von der Weltmeisterschaft ausgeschlossen. Sie hätten bei Tests die Kriterien zur Identifikation von weiblichen Athleten nicht erfüllt, schrieb die IBA. Bei Olympia sind die beiden aber dabei und haben ihre ersten Kämpfe eindeutig gewonnen. Im Falle von Khelif sogar furios. Nach nur 46 Sekunden gab am Donnerstag ihre Gegnerin Angela Carini nach einem Schlag auf die Nase auf. Lin Yu-ting gewann am Freitag eindeutig nach Punkten. 

Diskutiert wird, ob die beiden überhaupt hätten antreten dürfen. Von Harry-Potter-Autorin J. K. Rowling bis Elon Musk hat jeder eine Meinung, die meisten eine sehr harte. Es wird polemisiert, den Boxerinnen ihr Frausein aberkannt. 

Dabei ist vieles in dem Fall unklar. Etwa was bei den Tests genau untersucht wurde. Die IBA schrieb in einem Statement am Mittwoch, dass es kein Testosterontest gewesen sei, die Details des Tests aber vertraulich bleiben sollten. Das Internationale Olympische Komitee wiederum erklärte, die Athletinnen seien damals ohne ordnungsgemäßes Verfahren ausgeschlossen worden und würden alle Kriterien erfüllen, um in Paris anzutreten. Worin diese Kriterien im Detail bestehen, ist ebenfalls nicht bekannt. 

Was klar ist: Für beide Boxerinnen ist die ideologisch aufgeladene und aggressiv ausgetragene öffentliche Diskussion eine immense Belastung. Nach ihrem Kampf verschwand Lin Yu-ting wortlos in der Umkleide, ihr Trainer sagte: "Sie hatte großen Druck." Den hat heute auch Imane Khelif wieder. Sie kämpft im Viertelfinale gegen die Ungarin Anna Luca Hamori (17.22 Uhr).  

© picture alliance/dpa | Jan Woitas

Wer wird heute wichtig?  

Das Pariser Kopfsteinpflaster. Das hat in den vergangenen Tagen schon einige Opfer gefordert, darunter auch die deutschen Triathletinnen Laura Lindemann und Lisa Tertsch. Auf dem vom Regen feuchten Pflaster rutschten ihnen die Räder und damit die Medaillenchancen weg. Auf der 273 Kilometer langen Strecke des Straßenradrennens heute, der längsten je bei Olympia gefahrenen, gibt es so einige gepflasterte Abschnitte, nicht zuletzt gegen Ende, wenn es hoch auf den Montmartre geht. 

Immerhin ist es trocken und die Favoriten für das Rennen sind vorgewarnt. Der Belgier Mathieu van der Poel zum Beispiel, der amtierender Weltmeister und einer der vielseitigsten Radsportler der Welt ist. Das Gelbe Trikot der Tour de France hat er auch schon mal getragen. Und diesen Erfolg seinem Opa gewidmet, selbst eine Radsportlegende: Raymond Poulidor, der achtmal auf dem Podium der Tour de France stand, aber nie gewann. Man nannte ihn deshalb den ewigen Zweiten. Um in der Familientradition zu bleiben, müsste van der Poel heute also Silber holen. 

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Was machen die Deutschen? 

Nach dem enttäuschenden fünften Platz im Springreiten gestern, versuchen heute die deutschen Reiter im Dressurteamwettbewerb, die fest eingeplante Medaille zu holen (10.00 Uhr). Seit 1984 gingen alle Goldmedaillen in dieser Disziplin an Deutschland. Alle bis auf eine: Bei den Olympischen Spielen in London 2012 siegten die Gastgeber. Man sollte also die chevaux der Franzosen im Auge behalten. Und die deutsche Reiterin Isabell Werth: Gewinnt sie Gold, ist sie die erfolgreichste deutsche Olympionikin der Geschichte. Es wäre ihr achter Olympiasieg. Hinzu kommen fünf Silbermedaillen, neun Weltmeistertitel, 21 Europameistertitel und 14 gewonnene deutsche Meisterschaften. Schätzungsweise also mindestens ein mittelgroßer Raum voller Trophäen in ihrem Zuhause. 

© picture alliance/dpa | Rolf Vennenbernd

Den Trophäenraum füllen würde gern auch Ruderer Oliver Zeidler, der im Einerfinale nach seinem olympischen Rekord von 6:35,77 Minuten im Halbfinale als Favorit gilt (10.42 Uhr). Isabel Gose hat über 800 Meter Freistil Chancen auf ihre zweite Medaille bei diesen Spielen (21.08 Uhr).  

Und auch im Zehnkampf könnte eine Medaille in ein deutsches Wohnzimmer wandern. Leo Neugebauer hat den ersten Wettkampftag nicht nur mit einer Saisonbestleistung in seiner Hassdisziplin, dem 400-Meter-Lauf, abgeschlossen, sondern auch auf Platz eins der Gesamtwertung. 

Die Judoka haben nach einigen bitteren Niederlagen im Mixed Wettbewerb noch mal die Chance, sich Richtung Medaillen zu kämpfen, daran arbeiten sie seit 8 Uhr. Und dann darf nach dem Sieg der Herren Ehlers und Wickler gegen Polen heute früh auch noch ein zweites Beachvolleyballduo in den Sand: Laura Ludwig und Louisa Lippmann müssen nach zwei Niederlagen unbedingt Spanien besiegen, um nicht auszuscheiden (12.00 Uhr).

Die verschwundene Sportart  

Tandemrennen. Von 1908 bis 1972 traten beim Bahnradfahren auch Duos an. Wenn sie mit vier Füßen in die Pedale traten, erreichten sie Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 80 km/h. Das ist ungefähr so schnell wie ein Gabelbock, das auf längere Strecken schnellste Tier der Welt. Oder wie ein ortsunkundiger Landstraßenfahrer im Schwarzwald. 

Die Disziplin fiel der Tendenz zu immer kürzeren Bahnen zum Opfer: Die scharfen Kurven waren mit dem Gewicht von zwei Fahrern bei dem Tempo nicht sicher zu bewältigen. Ganz verschwunden ist die Sportart aber nicht. Bei den Paralympics fahren sehbehinderte Menschen mit einem Piloten genannten, nicht sehbehinderten Fahrer auf Tandems in verschiedenen Disziplinen gegeneinander. Am kommenden Dienstag machen sich übrigens drei Tandems als Botschafter für diesen Sport vom Pariser Platz in Berlin auf den Weg nach Paris. Ob die Ankunft am Square de Berlin im achten Arrondissement geplant ist? 

© AFP via Getty Images

Das IOC-Mitglied des Tages 

Gianni Infantino. Bekannt ist er als Fifa-Präsident oder, um es etwas weniger diplomatisch zu sagen, Oberschurke des Fußballs. Ohne Gegenkandidat und per Akklamation ließ er sich erst im vergangenen Jahr im Amt bestätigen. "Wir lieben Sie, Präsident", jubelte ihm die Generalsekretärin Fatma Samoura zu und sprach damit zumindest all denjenigen aus dem Herzen, die ihre Posten Infantino zu verdanken haben. In Infantinos Fifa geht es zu wie einst am Hof von Versailles: Unliebsame Gegner werden ausgebootet, Ermittlungen durch Hinterzimmertreffen beeinflusst oder im besten Fall gleich unterbunden, Partner werden mit Fußballturnieren belohnt. Seit 2020 ist er auch Mitglied beim IOC. 13 IOC-Mitglieder stimmten damals gegen ihn, drei enthielten sich. Man hofft für sie, dass die Abstimmung anonym war – und geblieben ist. 

© Steph Chambers/Getty Images
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Die Zitate des Tages 

"In meinem nächsten Leben werde ich Rugbyspielerin." 

Der Ex-Zehnkämpfer und aktuelle Zehnkampfkommentator Frank Busemann fühlt die Magie der Olympischen Spiele und entdeckt seine Liebe zu Nischensportarten.

"Sport ist die gesellschaftspolitische Kraft, die Menschen zusammenführt, Nationen zusammenführt, aber auch für Frieden in der Welt steht." 

Bundesinnenministerin Nancy Faeser möchte, dass 2040 die Magie in Deutschland zu spüren ist. Sie hat am Freitag eine Grundlagenvereinbarung zur Olympiabewerbung mit dem Deutschen Olympischen Sportbund unterzeichnet.

Das Bild des Tages 

Der Fotograf Sebastian Wells ist während der Olympischen Spiele exklusiv für ZEIT ONLINE in Paris unterwegs. Wir zeigen hier jeden Tag ein besonderes Bild vom Vortag. Heute das von Huang Yaqiong, die mit ihrem Kollegen Zheng Siwei im Badmintonfinale der Mixed Teams Gold gewann. Nach dem Spiel machte Liu Yuchen, ein anderer chinesischer Badmintonspieler, seiner Freundin – nun Olympiasiegerin – einen Heiratsantrag. Könnte schlechter laufen für Huang Yaqiong. 

© Sebastian Wells für ZEIT ONLINE

Wo werden heute Medaillen vergeben? 

In 14 Sportarten und 29 Wettbewerben. Und zwar hier

Rudern 

9.30 Uhr: Einer, Finale der Frauen 

9.42 Uhr: Einer, Finale der Männer 

10.50 Uhr: Achter, Finale der Frauen 

11.10 Uhr Achter, Finale A der Männer 

Schießen 

9.30 Uhr: 25 Meter Sportpistole, Finale der Frauen 

15.30 Uhr: Skeet, Finale der Männer 

Reiten 

10.00 Uhr: Dressur, Team, Grand Prix Special 

Radsport 

11.00 Uhr: Straßenrennen der Männer 

Tennis 

12.00 Uhr: Einzel, Spiel um Platz drei der Männer 

12.00 Uhr: Einzel, Finale der Frauen 

12.00 Uhr: Doppel, Finale der Männer 

Tischtennis 

13.30 Uhr: Einzel, Spiel um Platz drei der Frauen 

14.30 Uhr: Einzeln, Finale der Frauen 

Bogenschießen 

14.33 Uhr: Einzel, Spiel um Platz drei der Frauen 

14.46 Uhr: Einzeln, Finale der Frauen 

Badminton 

15.00 Uhr: Doppel, Finale der Frauen 

Turnen 

15.30 Uhr: Boden, Finale der Männer 

16.20 Uhr: Sprung, Finale der Frauen 

17.16 Uhr: Pauschenpferd, Finale der Männer 

Judo 

16.00 Uhr: Mixed Team, Kampf um Bronze und Finale 

Boxen 

17.38 Uhr: Leichtgewicht (–60 kg), Halbfinale der Frauen 

22.08 Uhr: Leichtgewicht (–60 kg), Halbfinale der Frauen 

Fechten 

19.00 Uhr: Säbel Team, Kampf um Platz drei der Frauen 

20.00 Uhr: Säbel Team, Finale der Frauen 

Leichtathletik 

19.35 Uhr: Kugelstoßen, Finale der Männer 

20.20 Uhr: Dreisprung, Finale der Frauen 

20.55 Uhr: 4 x 400-Meter-Staffel, Mixed, Finale 

21.20 Uhr: 100 Meter, Finale der Frauen 

21.45 Uhr: 1.500 Meter, Zehnkampf der Männer 

Schwimmen 

20.30 Uhr: 100 Meter Schmetterling, Finale der Männer 

21.01 Uhr: 200 Meter Lagen, Finale der Frauen 

21.08 Uhr: 800 Meter Freistil, Finale der Frauen 

21.34 Uhr: 4 x 100-Meter-Lagen-Staffel, Mixed, Finale 

Das war die heutige Spezialausgabe unseres Was-jetzt?-Newsletters zu den Olympischen Spielen 2024. Wenn Sie bei Siegerehrungen wie bei der für die deutschen Silbermedaillengewinner im Bogenschießen, Michelle Kroppen und Florian Unruh, auch mal das ein oder andere Tränchen vergießen müssen: kein Grund zur Sorge. Vor Rührung zu weinen, ist nicht nur normal, sondern sogar überlebenswichtig. Und außerdem schön.  

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