Hallo John Do,
die Bauern sind los: Zu Tausenden rollen sie mit ihren Treckern durch die Innenstädte. 2.500 Schlepper waren es letzte Woche in Hamburg[1], nächste Woche wollen noch mehr nach Berlin kommen. Und ja: Für ihren Ärger haben sie allen Grund. Von den Dumpingpreisen der Discounter können nur noch die Betriebe gut leben, die Turbo-Landwirtschaft betreiben. Das heißt auch: Immer mehr kleinere Landwirt*innen geben auf.[2] Dabei brauchen wir sie dringend. Denn ihre Art zu wirtschaften schützt Insekten und unsere Artenvielfalt.
Was besonders schlimm ist: Ausgerechnet die Agrarindustrie kapert den legitimen Protest der Bäuer*innen. Bei vielen Demos ziehen die Funktionär*innen des „Bauernverbands“ im Hintergrund die Fäden. Seine PR-Abteilung drückt den Protesten simple Botschaften auf[3]: Schuld an der Not der Betriebe sei übertriebener Umweltschutz. Verseuchtes Trinkwasser? Halb so schlimm. Guter Ertrag ohne Ackergift? Und Bäuer*innen, die aktiv Bienen schützen? Nur Traumtänzereien ahnungsloser Stadtmenschen!
Das Ziel der Agrarlobby ist klar: Sie will einen Keil zwischen Landwirt*innen und Verbraucher*innen treiben. Damit wir nicht vereint gegen Agrarfabriken streiten. Denn in Kürze entscheidet die EU, an wen in den 2020er Jahren die jährlich 60 Milliarden Euro Agrarsubventionen fließen: weiter vor allem an Agrarfabriken – oder vermehrt an kleine, naturnahe Betriebe.[4] Fest steht: Wenn wir uns jetzt nicht einmischen, könnte der Agrarindustrie ihr Coup gelingen – und mehr Geld für umweltfreundliche Landwirt*innen verhindern. Wir planen deshalb zwei Großprojekte:
- Wir wollen im großen Bündnis die Europäische Bürgerinitiative „Bienen und Bauern retten!“ bekannt machen – und eine Million Unterschriften sammeln. Schon nächsten Donnerstag geht es los. Wenn wir hier richtig loslegen können, zwingen wir die EU-Kommission, sich mit dem Höfesterben und dem Verlust der Artenvielfalt zu befassen.
- Am Samstag, den 18. Januar 2020 ziehen wir mit Zehntausenden Menschen, Hunderten Traktoren und einem breiten Bündnis durch Berlins Straßen – zur nächsten großen „Wir haben es satt!“-Demo. Wir zeigen: Bäuer*innen und Verbraucher*innen lassen sich nicht spalten im Kampf gegen die Agrarindustrie.
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