ein schier endloses Defilee von Landwirten, Handwerkern, Fuhrunternehmern schob sich heute durch die Straßen Berlins – zur großen Kundgebung am Brandenburger Tor gegen die Agrar-Politik der Ampelkoalition. Doch anders als bei den Klimaklebern der Letzten Generation waren Passanten, Pendler und Parkplatzsucher nicht etwa genervt, sondern brachten oft durch Winken und Daumenhochhalten ihre Solidarität zum Ausdruck. Die Stigmatisierung der Bauern-Proteste als einer im Kern „rechten“ Bewegung funktioniert eben einfach nicht mehr. Jeder, der einigermaßen bei Trost ist, erkennt sie als das, was sie sind: als Ausdruck der Unzufriedenheit mit einer Bundesregierung, die ganz offenbar den Kompass verloren hat. Cicero-Chefredakteur Alexander Marguier über die Revolte der Frühaufsteher. Die demonstrierenden Bauern zeigten sich heute vom Auftritt von Finanzminister Christian Lindner bei ihnen wenig beeindruckt. Teilnehmer haben unserem Autor Jakob Ranke erklärt, warum sie noch lange weitermachen wollen, wenn die Regierung ihren Forderungen nicht nachgibt. Ein weiterer Grund für die Unzufriedenheit mit der Ampelregierung ist deren im wahrsten Sinne des Wortes entgrenzte Einwanderungspolitik. Jetzt will die Ampel den Erwerb des deutschen Passes erleichtern. Doch dahinter verbirgt sich mehr: Die Einbürgerung soll auf wundersame Weise aus Zugereisten Bürger machen. Ein trügerischer Trick, meint Cicero-Kolumnist Frank A. Meyer in seinem Beitrag über die Pfundsnation. Viele Erzieher haben gelernt, dass es falsch sei, Kinder zu leiten. Doch ohne erzieherische Führung werden Zwerge in dem Glauben eingeschult, bereits Riesen zu sein – nur, um anschließend vielfach an Handschrift, Lesen und Dezimalsystem zu scheitern. Lesen Sie heute die erste Folge unserer neuen Cicero-Serie zum Thema Bildungsmisere aus der Feder der Pädagogin und Psychologin Miriam Stiehler: Warum die Misere schon im Kindergarten ihren Anfang nimmt. Von der Bildungsmisere bis zur Wokeness: Die Probleme, mit denen wir uns heute herumschlagen, sind Folgen gesellschaftlicher Entwicklungen, die Jahrzehnte, ja, teils Jahrhunderte zurückreichen. In loser Folge werden Cicero-Autoren Klassiker der Gesellschaftsanalyse wiederlesen und auf ihre heutige Relevanz abklopfen. Den Anfang macht heute Matthias Schrappe, der sich „Verfall und Ende des öffentlichen Lebens“ von Richard Sennett aus dem Jahr 1977 vorgenommen hat. Wer unsere Gegenwartsgesellschaft verstehen möchte, kommt an Sennetts Ausführungen zur „Tyrannei der Intimität“ nicht vorbei. Darin analysiert der amerikanische Soziologe, wie abgegrenzte Gemeinschaften die Gesellschaft als Bezugsräume ablösen. Für Schrappe ist die Spielzeit abgelaufen. Ihr Ingo Way, Chef vom Dienst Cicero Online |