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Bankenbrief

Wichtiges vom 15. Juli 2020

Das Thema

BdB: Deutsche Ratspräsidentschaft muss Finanzbinnenmarkt stärken

Der Bankenverband hat die Bundesregierung aufgefordert, während ihrer EU-Ratspräsidentschaft in Europa die Vereinheitlichung von Finanz- und Kapitalmärkten voranzutreiben. "Wir haben einen Flickenteppich in Europa, zu kleine Märkte", sagte Christian Ossig, neben Andreas Krautscheid einer der beiden Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB), heute in einer Telefonkonferenz. "Wir brauchen einen starken Finanzbinnenmarkt – in der Corona-Sondersituation mehr denn je." Was für die Banken gelte, müsse auch für die Kapitalmärkte gelten, betonte Ossig. Laut Krautscheid zeige die Corona-Krise eindrücklich, „dass wir mehr Europa brauchen denn je. Die deutsche EU-Ratspräsidentschaft hat die große Chance, einen Neustart für Europa zu erreichen“. Seit September 2015 liegt ein Aktionsplan der EU-Kommission für eine Kapitalmarktunion auf dem Tisch, doch die Umsetzung stockt. Im Kern geht es darum, bürokratische Hürden zwischen den einzelnen Staaten der Europäischen Union abzubauen, um so Unternehmen mehr Möglichkeiten zu geben, sich Geld zu beschaffen. Verbraucher sollen zudem mehr Möglichkeiten für grenzüberschreitende Geldanlagen bekommen. Wichtig sind Fortschritte bei diesen Themen nach Einschätzung des Verbandes auch angesichts der Unwägbarkeiten für die Finanzbranche im Zusammenhang mit dem britischen EU-Austritt. Die Kreditwirtschaft müsse sich darauf einstellen, dass es in dem Vertrag, der zwischen London und Brüssel noch verhandelt wird, "keine wesentlichen Regeln zu Finanzthemen" geben werde, sagte Krautscheid. Daher seien Übergangsregelungen umso wichtiger. Der Finanzsektor brauche dringend "Klarheit, was ab 1.1. noch in London erlaubt ist oder nicht", forderte Krautscheid. Finanzstaatssekretär Jörg Kukies kündigte heute während einer Online-Diskussion an, dass die deutsche Regierung im Zuge der Ratspräsidentschaft auch das umstrittene Thema Einlagensicherung auf die Agenda setzen wollen.

Meldungen

ESMA überprüft BaFin und DPR

Die europäische Wertpapieraufsicht ESMA wird die aufsichtsrechtlichen Maßnahmen der Deutschen Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) und der Deutschen Prüfstelle für Rechnungslegung (DPR) mit Blick auf Wirecard prüfen. Das gab die Behörde heute bekannt. Der Zusammenbruch des Zahlungsdienstleisters habe das Vertrauen der Anleger in die Bilanzierung und den Finanzmarkt untergraben. Es sei daher notwendig, diese Ereignisse zu untersuchen, um das Vertrauen der Investoren wiederherzustellen. Die Prüfung werde bis zum 30. Oktober 2020 abgeschlossen, hieß es.


BaFin warnt vor Betrugsmasche

Betrüger haben sich am Telefon wiederholt als BaFin-Chef Felix Hufeld ausgegeben. Dabei forderten sie die Angerufenen auf, einen hohen Geldbetrag auf ein bestimmtes Konto zu überweisen. Auf diese Masche hat heute die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) hingewiesen. Auch der Name der Pressesprecherin der Behörde, Sabine Reimer, sei für Fake-Mails mit entsprechenden Aufforderungen missbraucht worden, hieß es. Die Behörde wies darauf hin, dass sie sich nicht an Einzelpersonen wenden würde, um diese zu konkreten Bank-, Finanzdienstleistungs- oder Versicherungsgeschäften zu beraten. 


Goldman Sachs steigert Gewinn wegen Corona

Die US-Großbank Goldman Sachs hat im zweiten Quartal von den coronabedingten Finanzmarktturbulenzen und dem hohen Kapitalbedarf von Unternehmen profitiert. Durch die stark anziehenden Erträge im Geschäft mit Finanzmarktprodukten und im Investmentbanking konnte das Geldhaus die deutlich gestiegene Vorsorge für Kreditausfälle mehr als kompensieren. Unter dem Strich fiel der Gewinn damit inmitten der Corona-Krise mit 2,25 Milliarden Dollar (2 Milliarden Euro) um 2 Prozent höher aus als vor einem Jahr, wie das Institut heute mitteilte.


Cum-Ex: Haftbefehle gegen ausländische Aktienhändler

Die Kölner Staatsanwaltschaft hat vier Mitarbeiter der britischen Finanzfirma Duet wegen möglicher Verwicklungen in Cum-Ex-Geschäfte per internationalem Haftbefehl festnehmen lassen. Das wurde heute unter Berufung auf Insider berichtet. Einer der Beschuldigten wurde in Frankreich festgesetzt, die drei anderen stellten sich freiwillig den deutschen Behörden und konnten nach Zahlung einer Kaution in Millionenhöhe wieder ausreisen, hieß es.


Geldvermögen privater Haushalte im ersten Quartal rückläufig 

Das Geldvermögen der privaten Haushalte in Deutschland hat sich nach Angaben der Bundesbank im ersten Quartal 2020 verglichen mit dem Rekordwert des Vorquartals um 128 Milliarden Euro oder 2,0 Prozent auf 6.337 Milliarden Euro verringert. Die Verluste seien in erster Linie auf die Kursstürze am Kapitalmarkt zurückzuführen, die durch die Corona-Pandemie und die Unsicherheit über ihre wirtschaftlichen Folgen ausgelöst wurden, teilte die Notenbank heute mit. Die Bundesbank berücksichtigt beim Geldvermögen Bargeld, Wertpapiere, Bankeinlagen sowie Ansprüche gegenüber Versicherungen.


BVR: 2020 bringt deutlichen Ergebnisrückgang

Der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) erwartet erhebliche Auswirkungen der Corona-Krise auf die Bilanzen der ihm angeschlossenen Geldhäuser. "Wir rechnen 2020 mit einem weiterhin positiven Gewinn vor Steuern, gehen jedoch gegenüber dem sehr guten Jahresabschluss 2019 von einem deutlichen Ergebnisrückgang aus", sagte Andreas Martin, Vorstandsmitglied des BVR, heute in Frankfurt. 2019 hatte der genossenschaftliche Finanzsektor einen Gewinn vor Steuern von 10,2 Milliarden Euro nach 7,8 Milliarden Euro im Vorjahr erzielt. Laut BVR-Präsidentin Marija Kolak betrugen die monatlichen Zuwächse der Darlehensbestände an Privat- und Firmenkunden zwischen März und Juni dieses Jahres aufgrund der Pandemie rund 40 Prozent.


Norisbank erwartet auch dieses Jahr Verlust

Die Deutsche-Bank-Tochter Norisbank rechnet nach einem Minus in Höhe von 18 Millionen Euro 2019 auch in diesem Jahr mit Verlusten. Das geht aus dem Geschäftsbericht für das vergangene Jahr hervor, über den heute berichtet wurde. Zudem sei 2019 die Cost-Income-Ratio auf 150 Prozent gestiegen, hieß es. Der Verlust von fast 10 Prozent aller 550.000 Kunden konnte allerdings ausgeglichen werden.


Apple Pay bald auch per Girocard nutzbar

Kunden der Sparkassen können von Spätsommer an Apple Pay auch mit ihrer Girocard nutzen, wie heute berichtet wurde. Bislang musste eine Kredit- oder Debitkarte von Anbietern wie Visa oder Mastercard für das Bezahlen mit dem Smartphone hinterlegt werden. 


UBS startet Lebensversicherung

Die Schweizer Großbank UBS wird Anfang 2021 landesweit Lebensversicherungen für Immobilienbesitzer anbieten. Kunden mit Hypotheken des Geldhauses könnten sich damit gegen Erwerbsunfähigkeit bis zu 600.000 Franken (561.165 Euro) und gegen Tod bis zu einer Million Franken (935.300 Euro) absichern, teilte das Institut heute mit.


SEB übertrifft Analystenerwartungen

Das schwedische Geldhaus SEB hat im zweiten Quartal besser performt als erwartet. Wie das Unternehmen heute mitteilte, sank das Nettoergebnis zwar auf 3,5 Milliarden Kronen (337 Millionen Euro) nach 4,9 Milliarden Kronen (471 Millionen Euro) vor Jahresfrist. Analysten hatten allerdings nur mit 3,2 Milliarden Kronen (308 Millionen Euro) gerechnet. "Die Folgen der Covid-19-Pandemie beeinflussten die gemeldeten Finanzergebnisse, während das Grundgeschäft weiterhin robust war", sagte Vorstandschef Johan Torgeby bei der Vorstellung der Zahlen.


BOJ hält weiter unverändert Kurs

Japans Wirtschaft wird sich nach Einschätzung der japanischen Zentralbank in der zweiten Hälfte des Jahres zwar erholen, im gesamten Fiskaljahr aber wegen der Corona-Pandemie schrumpfen. Das gab die Bank von Japan (BOJ) heute nach zweitägigen Beratungen bekannt. Demnach dürfte die wirtschaftliche Leistung in dem noch bis zum 31. März 2021 laufenden Fiskaljahr um 4,7 Prozent rückläufig sein. Angesichts dieser Entwicklung entschied die Zentralbank, an ihrem Kurs einer extrem gelockerten Geldpolitik unverändert festzuhalten. 


BdB: Fünf vor zwölf bei europäischem Zahlungsverkehr

Icon Top NewsDie Chance zu einer leistungsfähigen, eigenständigen europäischen Zahlungsverkehrsinfrastruktur besteht nach wie vor. Allerdings sei es bei diesem Thema bereits fünf vor zwölf. Das schrieb Andreas Krautscheid, Hauptgeschäftsführer des Bankenverbandes, in einem jüngst erschienenen Gastbeitrag. Er verwies zum einen auf die Aktivitäten der deutschen Kreditwirtschaft, die Girocard zu einem auf allen Kanälen einfach und zuverlässig einsetzbaren digitalen Zahlungsmittel auszubauen. Zum anderen „wächst in Europa die Einsicht, dass neue Rahmenbedingungen für Gemeinschaftsprojekte erforderlich sind“, schrieb Krautscheid.

Die Köpfe

Bankenverband trotz Zielke-Rückzug handlungsfähig

Der Bundesverband deutscher Banken (BdB) bleibt auch trotz des angekündigten Rücktritts von Commerzbank-Chef Martin Zielke voll funktionsfähig. "Der Bankenverband läuft auf Hochtouren, ist handlungsfähig, alle sind sich ihrer Verantwortung bewusst, und deswegen läuft es auch gut", sagte heute Hauptgeschäftsführer Andreas Krautscheid während einer Telefonkonferenz. Nach den Statuten des Bankenverbandes muss Zielke nach seinem Abschied bei dem Geldhaus auch sein Amt als Bankenverbands-Präsident aufgeben.


Von Moltke für Aussetzen der Zahlungen in Abwicklungsfonds

Der Finanzvorstand der Deutschen Bank, James von Moltke, hat den Umgang der Bankenregulierungsbehörden der Eurozone im Zusammenhang mit der Corona-Krise gelobt. Allerdings hätte er sich gewünscht, dass die Zahlungen der Geldhäuser in den Abwicklungsfonds um ein Jahr hätten verschoben werden können. Dadurch wären rund 9 Milliarden Euro an Kapital bei Banken freigesetzt worden, sagte er heute während einer Diskussion.


Fuest erwartet niedriges Wirtschaftswachstum

Clemens Fuest, Präsident des Ifo Instituts in München, hat vor lang andauernden Folgen der Corona-Pandemie gewarnt: "Es könnte sein, dass in den nächsten Jahren – nach der Krise – das Wachstum sehr niedrig bleibt", sagte er heute in einem Interview. Als Auslöser dafür nannte Fuest die hohe Verschuldung von Unternehmen und Staat sowie Versäumnisse im Bildungssystem. Auch das Milliardenpaket der Regierung könnte dafür ein Grund sein. "Das heißt nicht, dass das Milliardenpaket falsch ist – wir brauchen die Stützung der Wirtschaft", betonte er. Aber Schulden belasteten das Wachstum.


Insider: Tu soll CSFS-Chef werden

Der Hongkonger Banker Tim Tu von der Schweizer Großbank Credit Suisse wird an die Spitze des chinesischen Gemeinschaftsunternehmens Credit Suisse Founder Securities (CSFS) rücken. Das wurde heute unter Berufung auf Insider berichtet. Tu dürfte auf Wang Minsheng folgen, der als Vice Chairman vorgesehen ist. Die Ernennung müsse noch vom CSFS-Verwaltungsrat und den chinesischen Aufsichtsbehörden genehmigt werden. Das Schweizer Geldhaus hält bislang 51 Prozent an CSFS und plant die komplette Übernahme.

Die Tweets des Tages

"Der Wiederaufbau sollte mit ambitionierten Zielen bei Nachhaltigkeit und Digitalisierung verknüpft werden." Aus Sicht der privaten Banken sollte Deutschland die #EURatspräsidentschaft für einen Neustart Europas nutzen. Dazu sollte der Finanzbinnenmarkt entscheidend gestärkt werden, so Hauptgeschäftsführer Andreas Krautscheid. Mehr: go.bdb.de/1lIv0 #EU2020DE #EUCO


"Ein zentraler Schwerpunkt in den kommenden Monaten muss die Finanzierung der Wirtschaft sein.” Vor dem Gipfel der europäischen Staats- und Regierungschefs betont Hauptgeschäftsführer Christian Ossig, wie wichtig wirtschaftliche Impulse für die Zukunftsfähigkeit Europas sind. Mehr: go.bdb.de/rqxTM #EU2020DE #EUCO

Am Vortag meistgeklickt

Fast jeder Zweite blufft im Job

Ist der Bericht fertig? Warum waren Sie zu spät? Sind wir nicht ein tolles Team? Laut einer aktuellen YouGov-Umfrage lügen erstaunlich viele Menschen im Job. In der Erhebung gaben 45 Prozent der befragten Berufstätigen zu, gelegentlich die Unwahrheit zu sagen und Dinge zu beschönigen. Knapp 30 Prozent gestalteten sich ihr Arbeitsleben dadurch regelmäßig einfacher, gut 6 Prozent bezeichneten sich sogar als ausgewiesene Gewohnheitslügner. Warum Männer doppelt so häufig im Job lügen wie Frauen und welche Gründe für das Flunkern im Büro genannt werden, lesen Sie hier: 

Was morgen wichtig wird

Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) entscheidet über die künftige Geldpolitik. EZB-Präsidentin Christine Lagarde stellt am Nachmittag die Ergebnisse vor. – Die US-Großbank Bank of America veröffentlicht ihre Geschäftszahlen für das zweite Quartal dieses Jahres.

Der Nachschlag

Wie Redner das Publikum in ihren Bann ziehen

Ihr Vortrag dauert noch keine fünf Minuten und die ersten Zuhörer gähnen oder schauen auf das Smartphone. Irgendetwas haben Sie falsch gemacht. Der Philanthrop Chris Anderson, Kurator der TED-Talks, hat die schlimmsten Fehler identifiziert, die ein Redner machen kann: Wer beispielsweise Augenkontakt zum Publikum vermeidet, wirkt demnach unsicher, inkompetent und unglaubwürdig. Was Sie stattdessen tun müssen, um die Zuhörer in Ihren Bann zu ziehen, lesen Sie hier:

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