Der Fremde auf der Parkbank Anna war keine, die Risiken mochte. Sie plante ihre Tage genau und hielt sich an Routinen. Doch an diesem Dienstagmorgen, während sie auf dem Weg zur Arbeit durch den Park lief, blieb sie stehen. Auf einer Bank saß ein älterer Mann mit einem alten, leicht zerknitterten Buch in der Hand. Er schien vertieft zu sein, doch etwas an seinem traurigen Blick ließ Anna innehalten. Ein Gedanke schoss ihr durch den Kopf: "Sag etwas zu ihm." Anna spürte, wie ihr Herz schneller schlug. Was sollte sie sagen? Und vor allem, warum? Vielleicht wollte er gar nicht gestört werden. Doch dieser Moment, in dem sie ihren inneren Widerstand spürte, fühlte sich an wie eine kleine Prüfung. "Guten Morgen, das Buch sieht spannend aus. Was lesen Sie da?", hörte sie sich plötzlich sagen. Der Mann hob den Kopf, überrascht, und ein Lächeln huschte über sein Gesicht. "Oh, das ist ein alter Roman, den ich früher meiner Frau vorgelesen habe. Sie mochte ihn so sehr." Seine Stimme war warm, aber auch ein wenig wehmütig. Anna setzte sich zu ihm. Sie sprachen über Bücher, das Leben und wie wichtig es sei, kleine Dinge zu schätzen. Als sie sich verabschiedeten, bedankte sich der Mann: "Es ist lange her, dass jemand einfach so mit mir gesprochen hat. Danke, dass Sie mich angesprochen haben." Auf dem Weg zur Arbeit fühlte sich Anna leicht und stolz. Diese kleine Mutprobe - einen Fremden anzusprechen - hatte nicht nur ihren, sondern auch den Tag des Mannes verändert. |