Es gibt etwa 130.000 Erdbeben pro Jahr. Die meisten entstehen, weil sich Erdplatten im Untergrund verschieben oder weil Vulkane ausbrechen. Aber neuerdings sind viele Beben von Menschen gemacht. Hauptursache: Taylor Swift und Abwasser. Im Juli 2023 tanzten 70.000 Taylor-Fans (Swifties) bei einem Konzert in Seattle an der amerikanischen Westküste so entfesselt zu ihrem Hit „Shake It Off“, dass die Seismologen ein „geringes“ Beben der Stufe 2,3 auf der Erdbebenskale registrierten. Schäden entstanden dabei nicht. Kurz zuvor, zwischen November 2022 und März 2023, registrierten die Messgeräte eine ganze Serie von über 130 Beben in der kanadischen Provinz Alberta rund um den Ort Peace River. Dafür allerdings waren die Swifties nicht verantwortlich, sondern das Abwasser einer Schiefergasproduktion, das unter hohem Druck 3,5 Kilometer tief zurück in die Erde gepresst wurde. In der Karte oben symbolisieren weiße Kreise die Beben, blaue Sechsecke die Abwasserinjektionsstellen. Das stärkste Beben der Serie erreichte die Stufe 5,2 auf der Erdbebenskala („moderat“). An anfälligen Gebäuden können leichte Schäden entstehen. Untersucht hat die Vorfälle das Deutsche Geoforschungszentrum GFZ in Potsdam zusammen mit kanadischen Wissenschaftlern. Jetzt wurden die Ergebnisse im Fachmagazin „Nature Communications Earth & Environment“ veröffentlicht. Überrascht waren die Forscher davon, dass die Beben erst zehn Jahre nach den Abwasserinjektionen stattfanden. „Unsere Beobachtungen zeigen, dass Schwächezonen im Gestein auch Jahre nach Beginn der Entsorgungsaktivitäten aktiviert werden können“, warnt der GFZ-Wissenschaftler Torsten Dahm. Er fordert deshalb, Regionen mit industriellen Aktivitäten im Untergrund langfristig zu überwachen. Bei Taylor Swift ist das nicht nötig. Da bebt die Erde sofort. Michael Kneissler, Wissen & Gesundheit |