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Kurzstrecke |
Tagesspiegel Checkpoint vom Mittwoch, 25.09.2019 | Es bleibt grau bei Regen und Temperaturen zwischen 12 und 16 °C. | ||
+ BVG und S-Bahn planen mit BER-Eröffnung am 4. Oktober 2020 + SPD-Fraktion stimmt für Lehrer-Verbeamtung + Die VBB-Preise sollen steigen + |
von Lorenz Maroldt |
Guten Morgen, sehr geehrte Damen und Herren, liebe Checkpoint-Gemeinde, es ist soweit, ich lege mich fest: Am 4. Oktober 2020 eröffnet der BER – als was auch immer, zur Not als Shopping-Mall. Die Verkehrsanbindung wird jedenfalls bestens sein, alle Planungen laufen auf diesen Tag zu: Bei der BVG koordiniert Bus-Chef Torsten Mareck den Verlauf der Linien, checkt neue Zwischenhaltestellen, prüft mögliche Stationsnamen, einen Termin immer fest im Blick: den 4. Oktober 2020. Bei der S-Bahn bereitet Vorstandschef Peter Buchner alles vor für die Umstellung der Züge und berechnet die neue Taktung, mit einem fixen Termin für die Aufnahme des Regelbetriebs: den 4. Oktober 2020. Der 4. Oktober 2020 ist ein Sonntag – für die Eröffnung eines Flughafens wegen der verhältnismäßigen Ruhe immer ein guter Tag, ja: eigentlich der beste. Prinzipiell jedenfalls: Auch der 3. Juni 2012 war ein Sonntag - aber das muss kein böses Omen sein, der Sonntag selbst ist ja als einziger Beteiligter von damals bewiesenermaßen unschuldig am Desaster. Und warum nicht einen Sonntag später, oder zwei, vielleicht drei? Weil am Wochenende darauf die Herbstferien beginnen – und erst am Sonntag, den 25. Oktober enden. In der Urlaubszeit gilt an Flughäfen noch das Wort von Konrad Adenauer: Keine Experimente. Der nächste Sonntag ist dann schon der 1. November – und da der Flughafenchef den Oktober zum Ziel erklärt hat, wäre das die nächste Verschiebung. Aber es kann natürlich auch alles anders kommen – wir sind ja hier in Berlin. BER-Sprecher Hönemann schrieb mir kurz vor Mitternacht: „Wir starten im Oktober 2020. Das genaue Datum kommt Ende November 2019 im Aufsichtsrat. Die Bahnverbindung ist eine wesentliche Voraussetzung für den Start des BER und liegt deshalb zeitlich davor.“ Auch nach Auswertung unserer kleinen Umfrage zum legendären „Checkpoint BER Count Up“ (aktueller Stand weiter unten) bleiben wir also erstmal dabei: Es wird aufwärts gezählt (Tage seit Nichteröffnung im Jahr 2012). Checkpoint-Leser Tarek el-Naschef, der im April 2012 als Leiter des Kompetenz-Centers Ausland der Landesbank Berlin zu einer Veranstaltung am BER eingeladen hatte (den Bericht „63 Tage vor der Eröffnung – Berliner Firmenkunden begeistert am neuen Flughafen“ finden Sie hier), rät sogar: „Bitte ändern Sie den Count-up frühestens zwei Monate NACH Abheben des ersten Fliegers!!!“. Na mal sehen, wir haben ja noch ein bisschen Zeit. | |||||
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Für das Berlinmarketing sucht der Senat keinen Slogan, sondern ein „Gestaltungsprinzip“ (CP von gestern). Verabschieden wir uns also hier mal CP-offiziell von früheren Sprüchen – erledigt sind u.a.: „Berlin hat Tag und Nacht geöffnet“ „Berlin ist eine Reise wert“ „Berlin liegt in Berlin“ „Mir geht‘s Berlin“ „Berlin tut gut“ „Be Berlin“ An „Jeder einmal in Berlin, jeder einmal in der Reichshauptstadt“ möchte sowieso niemand mehr erinnert werden. Apropos Reichshauptstadt: „Visit Berlin“ hat gerade Hitler besiegt – die offizielle Marketingorganisation des Senats lässt den aktuellen Touristenstadtplan einstampfen, weil dort der Name des Diktators erwähnt ist. Enno Lenze, Chef des „Berlin Story Bunkers“ am Anhalter Bahnhof, hatte in dem Flyer für seine Dauerdokumentation „Hitler – wie konnte es geschehen“ geworben, doch jetzt teilte die „Visit Berlin“-Produktionsabteilung dem engagierten Faschismus-Aufklärer per Mail über dessen Agentur Folgendes mit: „Seit Ende Juni sind bereits die touristischen Stadtpläne im Umlauf. Leider habe ich seitdem vermehrt Beschwerden meiner Kollegen und auch Endkunden erhalten, die sich an der Anzeige von dem Anzeigenkunden ‚Historiale Berlin / Berlin Story Bunker‘ stören. Speziell geht es um die kleine Anzeige auf der Kartografie in den Sprachen ES, FR, IT und DE, bei der der Schriftzug ‚Hitler‘ sehr sehr aufdringlich und sichtbar ist. Um hier weiteren Unmut zu vermeiden, haben wir uns dazu durchgerungen, die entsprechenden Stadtpläne neu zu drucken und die Anzeige des Kunden in dem Zuge auszutauschen.“ Und weiter: Lenze soll „eine angepasste Anzeige“ liefern, der Schriftzug möge „nicht so einen großen Raum“ einnehmen, aber „bestenfalls entfällt der Name Hitler in der Anzeige ganz.“ Mit anderen Worten: Die Geschichte Berlins wird umgeschrieben (jedenfalls für Touristen) – sie beginnt am 1. Januar 2009 mit dem Amtsantritt von Burkhard Kieker als Geschäftsführer von „Visit Berlin“. Und damit erklären wir die Prospekte der Berlin-Werber für entnazifiziert. Allen anderen empfiehlt der Checkpoint einen Besuch in Enno Lenzes Bunker, über den Israels Botschafter Jeremy Issacharoff sagt: „Ich war sehr beeindruckt und bewegt. Eine extrem effektive Erinnerung daran, wie wir jede Form von Antisemitismus, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit bekämpfen sollten. | |||||
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Email von Volker Beck an Innensenator Andreas Geisel zum geplanten Auftritt der antisemitischen Rapper Shadi Al-Bourini und Shadi Al-Najjar heute am Brandenburger Tor (17 bis 19 Uhr) bei einer Palästina-Veranstaltung der Gruppe „Herren der Erde“: „Ich frage mich, wie solche Leute zu einem Visum kommen, da wir das Aufenthaltsrecht gegen Hassprediger eigentlich wasserdicht gemacht haben“ – von den Behörden forderte der Ex-MdB, „unverzüglich versammlungs- und womöglich ausländerrechtliche Maßnahmen zu ergreifen“. Die Innenverwaltung kündigte „harte Auflagen“ und ein „hartes Durchgreifen“ bei Verstößen an. | |||||
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Und dazu auch gleich der Blick auf unser Betriebsstörungsbingo, heute präsentiert von der Deutschen Bahn (Slogan: „Diese Zeit gehört Dir“): „Leider können wir die Bahn, die vor uns fährt, nicht überfliegen. Bitte benutzen Sie die Notsprechanlage nicht für Ansagen wie: ‚Gib mal Gas, Alter!‘“ (Q: „Bahn-Ansagen“) | |||||
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Neues aus der Reihe „Luthes Lunte“: Als der FDP-Abgeordnete Marcel L. auf der verzweifelten Jagd nach einem Skandal im rot-rot-grünen Berlin beim „Formblatt 3 BAföG“ an der Zeile 34 hängenblieb, wähnte er sich endlich am Ziel – was entdeckten da seine müden Augen? Unter dem Absatz „Ihnen gegenüber unterhaltsberechtigte Person(en)“ steht doch tatsächlich u.a. „zweiter Ehegatte“. Zweiter Ehegatte! Hurra! Luthe träumte schon von Schlagzeilen wie „Bigamie in Müllers Bildungsstätten“, während er eine Anfrage an den Regierenden Wissenschaftsbürgermeister ziselierte: „Ist damit eine nach § 172 StGB strafbare Doppelehe bzw. ‚weiterer Ehegatte‘ im Sinne der Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts zu 1 C 15.17 vom 29.05.2018 gemeint?“ Doch statt Konfetti gab’s für Luthe wieder mal nur die kalte Dusche – Wissenschaftsstaatssekretär Steffen Krach teilte ihm in Vertretung des Regierenden mit: „Mit dem Begriff ‚zweiter Ehegatte‘ ist die neue Ehe- oder Lebenspartnerin oder der neue -partner eines geschiedenen Elternteiles gemeint.“ Dazu auch unsere heutige Lektion „Mathe mit dem Checkpoint“: Die 2 kommt nach der 1. | |||||
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Und wir kommen zur Serie „Ordnungsrufe im Abgeordnetenhaus“ (V), heute: „Linksfaschisten“ von Carsten Ubbelohde (AfD) aus der 9. Sitzung dieser Wahlperiode… Holger Krestel (FDP): „Die freie Rede der Abgeordneten beinhaltet aber auch, dass man zu dem, was man gesagt hat, steht. Lieber Kollege, den ich hier nicht benenne! Wenn Sie vorhin diesen Zwischenruf gemacht haben, man müsste Bewerber um ein politisches Mandat hier lieber einsperren, melden Sie sich bitte beim Präsidium, und stehen Sie zu dem Zwischenruf, und holen Sie sich auch den Ordnungsruf ab!“ Sven Rissmann (CDU): „Das hätte was mit Haltung zu tun!“ Krestel: „Rückgrat ist Grundbedingung für politisch glaubwürdiges Handeln. Danke!“ (Beifall bei der FDP, der CDU und der AfD) Wolfgang Albers (Linke): „Der Feigling von Ihnen hat sich auch nicht gemeldet!“ (Zuruf von rechts: „Scheinheilig!“) Vizepräsidentin Dr. Manuela Schmidt: „Ich würde darum bitten, jetzt die Zwischenrufe sein zu lassen. Die Rederunde ist abgeschlossen. Weitere Wortmeldungen liegen nicht vor.“ (Zuruf von rechts: „Linksfaschisten!“. Unruhe) Schmidt: „Ich verbitte mir solche Zwischenrufe. Das war jetzt wirklich unter der Gürtellinie!“ (…) Präsident Ralf Wieland: Ich komme noch mal zurück auf Tagesordnungspunkt 33 B. In der Debatte gab es, wie das Protokoll verzeichnet, einen Zwischenruf von rechts mit dem Begriff „Linksfaschisten“. Mittlerweile hat mir die AfD-Fraktion mitgeteilt, dass es sich dabei um den Kollegen Ubbelohde gehandelt hat. Herr Kollege! Ich erteile Ihnen hiermit einen Ordnungsruf.“ | |||||
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