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Kurzstrecke |
Tagesspiegel Checkpoint vom Montag, 07.09.2020 | Sonne und Wolken wechseln sich ab, max. 20°C. | ||
+ BER: Pleite zur Eröffnung? + Umfrage zeigt Hang zu Verschwörungstheorien + Tempelhof-Schöneberg ist Berlins Hochzeitshochburg + |
von Ann-Kathrin Hipp |
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Guten Morgen, Berlin rast weiter. Die aktuelle Wochenendbilanz: In TXL-Nähe haben Beamte am Samstag Motorräder und Führerscheine von fünf Männern und einer Frau beschlagnahmt, die sich ein Rennen über die A 111 geliefert haben sollen. In Friedrichshain haben Polizisten in der Nacht zu Sonntag ein mutmaßliches Drogentaxi angehalten, das zuvor in ein illegales Autorennen verwickelt gewesen war. In Gesundbrunnen wurde gegen 1.30 Uhr ein Mercedes gestoppt, der mit stark überhöhter Geschwindigkeit unterwegs gewesen sein soll. Als die beiden Polizisten sich dem Wagen näherten, gab der Fahrer Gas und fuhr direkt auf einen der beiden Beamten zu. Der Beamte gab mehrere Schüsse auf das Fahrzeug ab, das sich daraufhin entfernte. In Kreuzberg mussten Polizisten am Sonntagmorgen die Verfolgung eines Rasers aufnehmen und prallten dabei gegen einen Stromkasten, ein geparktes Mofa und einen Baum. Dass bei all dem keiner schwer verletzt wurde: pures Glück. Acht mögliche Maßnahmen gegen die Raserei hat Checkpoint-Kollege Stefan Jacobs realitätsgecheckt (seinen Text lesen Sie als T+-AbonnentIn hier). Mit besonderen Grüßen an den Senat. | |||
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Wir bleiben bei der Verkehrsunsicherheit und kommen zur Giesensdorfer Grundschule in Steglitz-Zehlendorf. „WIR FINDEN: ES REICHT! WIR FORDERN DIE SOFORTIGE AUSWEITUNG DES TEMPO 30“, heißt es in einem von der Schulleitung und Elternvertretung unterstützten Antrag, der dem Checkpoint vorliegt. „Der Ostpreußendamm rund um die T-Kreuzung Osdorfer Straße/Ostpreußendamm ist für Fußgänger sehr gefährlich. Täglich gibt es brenzlige Situationen. Dabei sind eine Grundschule, drei Kindergärten sowie das Gemeindehaus der ev. Kirchengemeinde Petrus-Giesensdorf in unmittelbarer Nähe. Ein Schüler der Giesensdorfer Grundschule wurde beim Überqueren der Ampel – er hatte grün! – von einem Auto angefahren und schwer verletzt.“ Mit dem Neubaugebiet „Neu-Lichterfelde“ könnte sich die Lage in den kommenden Jahren weiter verschlimmern. Mehr Autos, mehr Gefahr – so die Befürchtung. Ein Einwohnerantrag soll deshalb die Bezirksverordnetenversammlung auffordern, sich bei der Senatsverwaltung für eine Geschwindigkeitsbeschränkung einzusetzen. Tausend Unterschriften werden dafür jetzt gesammelt. | |||
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In Krisenzeiten haben Verschwörungstheorien Hochkonjunktur. Das Potenzial, sich die komplizierte Welt durch einfache Spinnereien zu erklären, ist allerdings schon vorher da. Das zeigt eine jetzt veröffentlichte Studie der Konrad-Adenauer-Stiftung, die zwischen Oktober 2019 und Februar 2020 durchgeführt wurde. Demnach gaben 30 Prozent der 3.250 Befragten an, die Welt werde „wahrscheinlich“ oder „sicher“ von einer geheimen Macht gesteuert (weitere Antwortmöglichkeiten waren „wahrscheinlich falsch“, „sicher falsch“ und „keine Angabe“). Wer die geheime Macht sein könnte, konnte wiederum ein Sechstel nicht beantworten. Die anderen nannten Wirtschaftsunternehmen, Banken und „das Finanzkapital“ am häufigsten, gefolgt von Geheimdiensten und „reichen Menschen“. Vereinzelt war von „Außerirdischen“ die Rede. In Berlin wähltenStudienleiter Jochen Roose zufolge übrigens – im Vergleich zum Rest der Republik – mehr Menschen die Antwortmöglichkeit „sicher falsch“. Während es in Westdeutschland 35 Prozent waren, die diese Angabe machten, waren es in Ostdeutschland (ohne Berlin) 32 und in Berlin 42 Prozent. | |||
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Die nächste Verschwörer-Demo kündigt sich gleich an: Die Gruppe „Demokratischer Widerstand“, die im Frühjahr wochenlang die sogenannten Hygienedemos organisiert hatte, plant unter dem Titel „Verfassungsproblematik in der Bundesrepublik Deutschland in der Gegenwart – Unsere Grundrechte laut Grundgesetz“ eine Neuauflage für den zweiten Oktober. Internen Mails zufolge werden auch Teile der „Querdenken 711“-Initiative sowie dessen Gründer Michael Ballweg erwartet. | |||
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Ein linkes Spektakel spielte sich am Samstag im Grunewald ab. Bei der angemeldeten Kundgebung „Grunewald Dämmerung“ luden Enteignungs-Befürworter zur „satirischen Protest-Oper“ ein. Das Lachen dürfte vielen allerdings bereits bei der Vorrede vergangen sein. Ein Mann forderte alle Grunewalder auf, „aus ihren Häusern zu kommen und sich zu stellen. Man wisse aus der Geschichte, was mit Menschen wie Marie-Antoinette passiert sei. Die Königin von Frankreich war auf dem Schafott hingerichtet worden. Man wolle ja nicht, dass sich Geschichte wiederhole“. (Q: Berliner Morgenpost). Dazu ein Anwohner: „Wahnsinn, was unsere Demokratie alles aushalten muss.“ | |||
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Fünf Jahre ist es her, dass täglich bis zu tausend Geflüchtete in Berlin ankamen, die registriert, erstversorgt, untergebracht werden und teils bis zur vollkommenen Erschöpfung vor einem überforderten Lageso ausharren mussten. „Wir schaffen das“, hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) damals gesagt. „Wir haben nicht alles, aber vieles geschafft“, sagt Lageso-Chef Franz Allert heute im Tagesspiegel-Interview (T+). Seine MitarbeiterInnen, die „Unglaubliches geleistet haben“, möchte er rückblickend „in Schutz nehmen“ und sich „für deren Einsatz bedanken“. Das Ausrufen eines Katastrophenfalls hätte er für richtig gehalten, um auf die „Unterstützung der Bundeswehr und Hilfsdienste zugreifen können“. Außerdem ist er davon überzeugt, dass Politik und Lageso „die Dimension und das professionelle Potenzial gesellschaftlichen Engagements völlig unterschätzt“ haben. „Wir hätten gemeinsam besser zum Erfolg kommen können.“ | |||
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Knapp einen Monat ist es her, dass Innenminister Horst Seehofer (CSU) den Ländern Berlin und Thüringen untersagt hat, auf eigene Faust weitere Geflüchtete aus Lesbos aufzunehmen. Aktuell leben dort in dem für 2.757 Personen ausgelegten Lager – das aufgrund eines ersten Covid-19-Falls seit einigen Tagen unter Massenquarantäne steht – noch immer rund 13.000 Geflüchtete. „Die Bundesregierung trägt eine besondere Mitverantwortung für die desaströsen Verhältnisse und muss nun dringend auf EU-Ebene dafür sorgen, dass die Menschen in den EU-Hotspots auf den griechischen Inseln wirksam vor Covid-19 geschützt werden“, sagt Marie von Manteuffel von Ärzte ohne Grenzen. Mehr als 200 Personen, die aufgrund ihres Alters und ihres Gesundheitszustands ernsthaft von dem Virus bedroht sind, seien namentlich benannt. Seit Monaten fordert die Organisation gemeinsam mit anderen Akteuren, sie in sichere Unterkünfte auf Lesbos, dem Festland oder in anderen EU-Staaten zu bringen. Jetzt drängt die Zeit umso mehr. | |||
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Noch eine Meldung in eigener Sache: Der Tagesspiegel feiert dieses Jahr seinen 75. Geburtstag, und weil wir die nächsten 75 Jahre ebenso gut gestalten wollen, interessiert uns besonders, was die jüngeren LeserInnen denken. Was soll sich ändern –und wie derJournalismus der Zukunft aussehen? Welche Themen sind wichtig – und was fehlt? Um all das herauszufinden, verschenken wir 7.500 Tagesspiegel-Plus-Abos an junge Erwachsene zwischen 16 und 25 Jahren. Mit der Anmeldung gibt es Zugriff auf alle Plus-Inhalte von Tagesspiegel.de und den Checkpoint in der Vollversion. Unsere einzige Bitte: Ehrliches Feedback (die KollegInnen melden sich mit kurzen Fragen, die Teilnahme ist natürlich freiwillig). Zur kostenlosen Anmeldung geht’s unter www.tagesspiegel.de/7500. | |||
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