Kapitalmarktausblick
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Kompakt Hamburg
Ausgabe Q3 | 2023
Liebe Leserin, lieber Leser, 
 
die Anleger blieben im zweiten Quartal lange skeptisch, denn mit den Problemen einzelner Banken, der Diskussion um die US-Schuldenobergrenze und enttäuschenden Konjunkturdaten aus China und Europa dominierte die Unsicherheit über das Wirtschaftswachstum, bei rückläufiger Inflation. Sie bevorzugten Large Caps, defensive Titel und Aktien aus Industrieländern. Aktienfonds verzeichneten Abflüsse. Dennoch legten insbesondere US-Aktien weiter zu, unterstützt von Käufen systematischer Anlagestrategien, positiver Liquiditätsversorgung, besser als erwarteten Unternehmensergebnissen und der KI-Euphorie.
 
Ausblickend dürften die Zinsen vorerst hoch bleiben. Bleiben aber die Zinsen länger hoch und die Zinsstrukturkurven invertiert, dürfte dies weitere Spuren hinterlassen, wie bereits in Form von schlechteren Kreditkonditionen, sinkender Kreditnachfrage und schwächerem Verbrauchervertrauen. Die Konjunkturrisiken bleiben hoch. Wir erwarten für die US-Wirtschaft in den kommenden 2-3 Quartalen eine milde Rezession und keine Beschleunigung des Wachstums in der Eurozone. Die Aktienmärkte scheinen hingegen auf eine Konjunkturerholung zu setzen, während Rohstoffe einen deutlichen Konjunkturabschwung einpreisen. Eine sinkende Nettoliquidität nach der Einigung im Schuldenstreit könnte die Märkte belasten und es besteht weiter das Risiko einer steigenden US-Arbeitslosigkeit und damit geringerer ETF-Zuflüsse. Die höheren Aktienpositionen systematischer Strategien machen die Märkte anfälliger. Vorsicht bleibt deshalb geboten. Das Aufwärtspotenzial scheint bei der Vielzahl an Risiken und gleichzeitig gestiegenen Bewertungen vorerst limitiert. Anleihen und Rohstoffe erscheinen kurzfristig attraktiver. Mit Blick auf einen gleichzeitigen Konjunkturaufschwung beidseits des Atlantiks 2024 sehen wir aber längerfristig Potenzial für Aktien. Wir erwarten, dass bessere Einstiegsniveaus im zweiten Halbjahr erreicht werden.
 
Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre und für das 2. Halbjahr alles Gute.
 
Prof. Dr. Bernd Meyer
Chefanlagestratege Wealth and Asset Management
 
 
Für unsere eiligen Leserinnen und Leser haben wir die Kernpunkte des Horizonte auf 1:50 Minuten Lesezeit zusammengefasst:
 
Multi-Asset-Strategie
Aktienmärkte anfälliger - Es dürfte zäh bleiben 
 
Der Anlegerfokus hat von der Inflation zum Wachstum gewechselt, aber die Unsicherheit darüber bleibt ungewöhnlich hoch. Aktien und Staatsanleihen entwickelten sich wieder negativ korreliert, was Multi-Asset-Anlegern zugute kam.
Käufe systematischer Strategien und eine positive Liquiditätsversorgung unterstützten Aktien zuletzt – trotz Skepsis diskretionärer Anleger. Mit den höheren Aktienpositionen systematischer Anleger und dem drohenden Liquiditätsentzug erwarten wir bestenfalls ein Hin- und Her der Märkte.
Anleiherenditen dürften nicht mehr stark steigen, das macht Zinsduration interessanter. Rohstoffe preisen deutlichen Konjunkturabschwung ein. Wir sind vorsichtiger bei Aktien.
 
Portfoliopositionierung auf einen Blick
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Portfoliopositionierung auf einen Blick
Schematische Darstellung der Gewichtungsabweichungen von der strategischen Benchmark Allokation für in Euro denominierte Multi-Asset-Strategien.
 
 
 
 
Volkswirtschaft
Gegenwind aus Übersee 
 
Die Weltkonjunktur verliert zeitweilig an Schwung.
USA: milde Rezession voraus, Aufschwung 2024.
Europa: Putin-Schock ist vorbei, aber Ausfuhr schwächer.
Der Inflationsdruck geht weiter zurück.
Notenbanken treten weiter auf die Bremse – aber das Ende des Zinszyklus ist in Sicht.
 
 
Aktien
Schwellenländer mit Überraschungspotenzial 
 
Gewinnwachstumserwartungen nahe Null sind für 2023 wohl realistisch. 2024 dürfte besser werden, aber die Konsenserwartung zweistelligen Wachstums erscheint uns hoch.
Der drohende Liquiditätsentzug dürfte in den kommenden Monaten die Bewertungen deckeln.
Wir sehen für Q3 eine erhöhte Rücksetzergefahr. Allerdings dürfte das Abwärtspotenzial positionierungsbedingt begrenzt sein. EM-Aktien könnten positiv überraschen.
 
 
Insights
Interview mit Javier Garcia 
 
Javier Garcia ist seit Oktober 2022 Portfoliomanager bei Berenberg. Er begann seine Investmentkarriere 2002 bei Julius Bär Asset Management (später Swiss & Global Asset Management), wo er ab 2006 Co-Manager des JB Global Emerging Markets Equity Fund wurde und ab 2009 zusätzlich als Lead Fonds Manager des JB Black Sea Funds und des JB Russia Stock Funds tätig war. Von 2013 bis 2022 war er als Senior Portfolio Manager Emerging Markets Equities bei UBS Wealth Management tätig.
 
 
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