Die deutsche Inflationsangst ist übertrieben Grassiert bei uns bald der große Geldwertschwund? Seit zwölf Jahren warnen viele deutsche Ökonomen immer wieder lautstark vor einer Mega-Inflation. Die Gelder, mit denen die Europäische Zentralbank (EZB) die Märkte im Kampf gegen Finanz-, Euro- und Coronakrise geflutet hat, würden die Verbraucherpreise unweigerlich immer weiter nach oben treiben. Bisher haben diese Kassandras sich damit eher blamiert. Aber im Oktober 2021 ist die deutsche Inflation auf 4,5 Prozent hochgeschnellt. Im November könnte sogar eine fünf vor dem Komma stehen. Droht uns jetzt doch das dicke Ende, ein anhaltender Wertverlust unseres Geldes als Ergebnis einer angeblich falschen Geldpolitik? Die Antwort lautet: nein. Die aktuelle Inflation ist vor allem ein pandemiebedingter Ausreißer. Mit der Geldpolitik hat sie wenig zu tun. Sofern nicht die Ölpreise ins Unermessliche steigen, wird der Preisauftrieb 2022 wieder spürbar nachlassen. Dennoch muss die EZB aufpassen. Denn die Lage ändert sich. Was in der ersten Corona-Welle im März 2020 richtig war, ist heute kaum noch angemessen. Spätestens wenn die vierte Welle der Pandemie wieder abflaut, sollte die EZB die geldpolitische Wende einleiten. Sonst könnte es auf Dauer doch noch ein echtes Inflationsproblem geben. Dr. Holger Schmieding holger. schmieding@ berenberg. com
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