Der mit der Corona-Pandemie einhergehende Wirtschaftseinbruch hat die Inflationsrate in den negativen Bereich gedrückt. Im November 2020 lagen die Verbraucherpreise in der Eurozone 0,3 % unter dem Niveau des Novembers 2019. Nun ist die Aussagekraft der Inflationsraten in Zeiten wirtschaftlicher Lockdowns nur eingeschränkt aussagekräftig, u.a. weil Teile des Warenkorbes, der für die Inflationsberechnung herangezogen wird, während eines Lockdowns nur eingeschränkt oder gar nicht gekauft werden können. So lassen sich aktuelle Preise etwa für Konzerte oder personennahe Dienstleistungen kaum ermitteln. Insgesamt dürfte derzeit etwa ein Sechstel des Warenkorbs davon betroffen sein. Dennoch: Die Inflation ist nicht erst seit Ausbruch der Pandemie zu gering. Seit dem Jahr 2013 hat die Inflationsrate in der Eurozone – abgesehen von wenigen kurzen Ausnahmen – deutlich unter dem Zielwert der Europäische Zentralbank von „unter, aber nahe 2 %“ gelegen.Doch ausgerechnet jetzt, da der Preisauftrieb besonders schwach bzw. negativ ist, mehren sich die Stimmen von Analysten, die eine Rückkehr der Inflation erwarten. Auch wir sehen in den nächsten beiden Jahren zunächst einen moderaten Anstieg der Inflationsraten. Wir erwarten zudem, dass die Phase der strukturell niedrigen Inflation zu Ende geht und halten es für möglich, dass die Preise wieder stärker steigen, als es die EZB anstrebt, nachdem der Corona-Produktionseinbruch aufgeholt ist. Für höhere Inflationsraten gibt es – neben den Notenbankprogrammen, die latent für Inflationsfurcht sorgen – verschiedene Gründe. Dr. Jörn Quitzau joern. quitzau@ berenberg. de
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