Liebe Leserin, lieber Leser,

Reif für die Insel. In dem geflügelten Ausspruch steckt eine Menge Lebenswahrheit. Wenn sich Körper und Geist nach einer Auszeit sehnen, nach viel Sonne und wenig Stress, dann ist eine kleine Flucht auf ein Eiland ein ziemlich gutes Mittel, die Akkus aufzuladen. Wir stellen in unserem Topthema der neuen Bergsteiger-Ausgabe, die von heute an am Kiosk zu haben ist, fünf Eilande vor, die Sie garantiert in andere Sphären bringen. Denn dank des milden Inselklimas beginnt das Frühjahr dort schon recht bald (Korsika, Elba, Mallorca) oder herrscht dank südlicher Breitengrade immerwährendes warmes Wetter (Madeira, Gomera). Meine Kolleginnen und Kollegen und ich selbst verraten Ihnen nicht nur unsere Lieblingstour auf der jeweiligen Insel, sondern geben auch Tipps für besondere Erlebnisse – sei es ein außergewöhnlicher Markt oder ein Naturspektakel wie »Los Organos« (Die Orgelpfeifen), eine röhrenartige Gesteinsformation aus Basalt.

Fern vom Festland konnten sich auf den Inseln eigenen Traditionen entwickeln, die sich bis in die heutige Zeit gehalten haben. Im Falle von Gomera ist dies beispielsweise die Pfeifsprache »Silbo Gomero«, die inzwischen von der Unesco zum Weltkulturerbe deklariert wurde und nach wie vor an den Schulen unterrichtet wird. Auf Mallorca begegnet man den Spuren des habsburgischen Erzherzogs Ludwig Salvator, der sich der höfischen Etikette entzog und in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts lieber auf den Balearen Naturforschungen betrieb und sich früh für den Erhalt der dortigen Bergwelt einsetzte. So kann man auf den Inseln wandernd in Geschichten eintauchen, die sich auf dem Festland so vermutlich nie zugetragen hätten – und ist plötzlich selbst ganz weit weg. Heilende Eilande gewissermaßen.

Wer lieber in den heimischen Bergen seine Tourenski auffellt und den Hochwinter genießen will, für den haben wir natürlich auch einige unwiderstehliche Vorschläge im Heft. Da wäre zum Beispiel der sonnenreiche Lungau im österreichischen Bundesland Salzburg. Autor Stefan Herbke entführt uns in das Seitental Schönfeld und nimmt uns mit auf seine Touren über die »Nocken«, wie die Hügel und Kuppen dort genannt werden. Es ist das ideale Gelände für Einsteiger, denn die meisten Aufstiegsrouten sind nicht lang und die Abfahrten relativ einfach.

Anspruchsvoller ist dagegen der Teil der Dolomiten, den uns die Alpinistin und Höhenbergsteigerin Alix von Melle vorstellt: das Val Comelico mit der kleinen Ortschaft Sappada in ihrem Mittelpunkt. Es verirren sich nicht viele Wintersportler in die Gegend unweit des Kreuzbergpasses bei Sexten, die nicht mehr zu Südtirol gehört, sondern in der Provinz Friaul-Julisch Venetien liegt. Man hat von Sappada aus die Dolomiten quasi vor der Haustüre, kann aber auch den Karnischen Hauptkamm erkunden, das Grenzgebiet zwischen Österreich und Italien.

Auf wenig »Betrieb« am Berg ist übrigens auch meine Kollegin Franziska Haack im Prättigau gestoßen, allerdings nur, weil sie eine recht wilde Tour wagte, die Überschreitung des Drusenturm. Für so eine Unternehmung bedarf es skifahrerischen und bergsteigerischen Könnens.

Womit ich mir selbst eine Steilvorlage zum Thema Sicherheit am Berg gegeben habe. In unserer Kaufberatung stellen wir neun Lawinenrucksäcke vor und zeigen Ihnen, was die Technik inzwischen alles kann. Ein Airbag ist freilich nicht in jeder Situation eine Lebensversicherung, kann aber den entscheidenden Unterschied machen.

In welche Gegend Sie sich auch aufmachen: Ich wünsche Ihnen genussvolle Touren, von denen sie unversehrt und bereichert zurückkommen. Viel Freude beim Lesen der Geschichten im neuen Bergsteiger!