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Kurzstrecke |
Tagesspiegel Checkpoint vom Montag, 05.12.2022 | Leichter Regen bei bis zu 3°C. | ||
+ Hessen und Bayern schießen gegen Hauptstadt - Giffey wirft Ländern Neid vor + Stadtrat sammelt Storys von Wohnungssuchenden + Berlin hat deutschlandweit die meisten Kaltduscher + |
von Lorenz Maroldt |
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Guten Morgen, erwärmen wir uns zum Start in die neue Woche nach den vergangenen kalt-nassen Tagen doch gleich mal an ein paar wohltemperierten Worten unserer Regiermeisterin, die einfach nichts aus den Latschen haut (alle Zitate aus dem Tagesspiegel-Interview, das Julius Betschka und Esther Kogelboom mit Franziska Giffey geführt haben): + Zur Frage, wem Berlin — eigentlich die „Visitenkarte Deutschlands“ (Friedrich Merz) — nach der vergeigten Wahl noch ein Vorbild sein soll: „Viele schauen längst nach Berlin. Aber man gibt das offenbar ungern öffentlich zu.“ + Zu ihrem Besuch in der Talkshow „Markus Lanz“: „Vor der Kamera gab es Berlin-Bashing, danach kam der Moderator in die Garderobe und sagte: ‚Berlin ist doch ‘ne tolle Stadt!‘ Na toll, hätte er das nicht auch in der Sendung sagen können?“ + Zu ihrem gegenwärtigen Berlingefühl: „Die Leute lieben das Leben hier. Und das hat auch damit zu tun, was die Landesregierung ermöglicht.“ | |||
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So, alle auf Betriebstemperatur (vor allem diejenigen, die auf Wohnungssuche sind)? Ok, einen haben wir noch: + Franziska Giffey zum Ärger der Geberländer beim Finanzausgleich (Berlin ist mit rund 3,6 Milliarden Euro Nehmerland Nr.1) über das Drei-Milliarden-Euro-Entlastungspaket der rot-grün-roten Koalition („Das zahlen die Hessen sicher gerne“, ätzte Ex-CDU-Generalsekretär Peter Tauber): „Klingt etwas wie Neid auf Berlin!“ | |||
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Bevor wir uns mal umhören, wie das mit dem Neid in Hessen und Bayern so ankommt (geben zusammen 12,6 Milliarden an die anderen Länder ab), hier noch kurz ein Blick auf die aktuellen Schulden Berlins, Moment… hier: 66 Milliarden – das ist ein neuer Höchststand. Es kommentiert die Präsidentin des Rechnungshofs, Karin Klingen: „Berlin muss sich besser auf die Zukunft vorbereiten.“ Hm, noch besser? Die „IESE Business School“ fand jedenfalls heraus, dass Berlin in puncto Lebensqualität und Zukunftsfähigkeit in einem Vergleichstest unter 183 Städten auf Platz 5 landet – das reicht für die Qualifikation zur Champions League! Eine der besonderen Stärken der Stadt laut dieser Studie: „seine Einwohner (Human Resources)“. Wir reißen es also wieder mal raus. | |||
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So, hier kommt gerade die süffisante Reaktion von Hessens Ministerpräsident: Das Ebbelwoi-Land stellt heute sein eigenes Hilfsprogramm vor und „kann das selbst stemmen“, sagt Boris Rhein – trotz Milliardenabgaben an Überausgeber wie Berlin. Deutlicher wird der bayrische CSU-Generalsekretär Martin Huber: „Ein Blick auf die Chaos-Hauptstadt genügt, um zu sehen: „Mitleid wäre angebracht, Neid ganz sicher nicht“, teilt er uns mit – und die Regierende Bürgermeisterin selbst bezeichnet Huber als „undankbar und unverfroren“. Der Berlin-Bavaria-Battle geht also fröhlich in die nächste Runde – aber vielleicht sind sie im Süden ja auch immer noch sauer, weil München ausgerechnet zum Oktoberfest beim großen Metropolenvergleich im Checkpoint-Podcast „Berliner & Pfannkuchen“ die kürzere Wurst gezuzelt hatte (die heitere Show gibt’s zum Nachhören hier). | |||
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Apropos unverfroren: Das stimmt ja tatsächlich, und zwar im Wortsinn, wie eine aktuelle Umfrage zeigt – demnach ist der Anteil derjenigen, die in Deutschland wegen der Energiekrise nicht nur seltener und kürzer, sondern auch kälter duschen als früher, in Berlin am höchsten (deshalb müffelt es in der Stadt gerade auch noch mehr als sonst). Sogar die Flusspferde im Zoo machen mit: Sie baden neuerdings in ihrem 700.000-Liter-Becken bei nur noch 17 Grad. Wenn die Hippopotamus-Familie richtig abgehärtet ist, bekommt Sie vielleicht von Direktor Andreas Knieriem einen Ostsee-Urlaub in der Vorsaison spendiert. | |||
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Und tierisch geht‘s gleich weiter: Eine durchschnittliche Brüsseler Taube produziert im Jahr um die 12 kg Mist. Aber seit die Stadtregierung Verhütungsmittel ins Futter mischen lässt, hat sich das Problem an einigen Shitspots glatt halbiert, berichtet die belgische Stadträtin Zoubida Jellab (Q: Politico). In Berlin forscht man währenddessen weiterhin an der „rechtssicheren Einordnung“ der Ratten der Lüfte, bisher allerdings ohne Ergebnis: „Eine abstrakte Bewertung der Rechtslage (…) ist nicht möglich, ohne dass konkretisiert wird, in welchem Rechtsgebiet und zu welcher konkreten Rechtsfrage eine Einordnung stattfinden soll.“ (CP vom 13.10.2022). Tja, das Ei ist offenbar noch immer nicht gelegt. Wie wär’s mit dem Luftfahrtrecht - oder §324a StGB (Bodenverunreinigung)? | |||
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Weder Tauben noch Elstern haben in der vergangenen Woche den Tresor im Tierheim Falkenberg geklaut und drumherum alles verwüstet (Video hier). Beate Kaminski vom Tierschutzverein zählt am Checkpoint-Telefon auf, was jetzt gebraucht wird: „Ein neuer Tresor, und auch über Hilfe von Fliesenlegern und Elektrikern würden wir uns freuen“. Für den Tierschutzverein Berlin kam der Einbruch zur Unzeit. Die Hälfte der Mitarbeiter ist momentan an Corona erkrankt, dabei ist der organisatorische Aufwand gerade besonders hoch. Ein Lichtblick: „Wir freuen uns sehr auf unser Weihnachtsfest der Tiere am 11. Dezember“, sagt Beate Kaminsy, „es ist das erste seit Corona. Wir hoffen, dass uns viele Menschen besuchen. Es wird auch Bescherungen und Geschenke für die Tiere geben. Das ist immer sehr nett, und ich glaube, das brauchen wir jetzt erst recht.“ | |||
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Neuer Joker beim Betriebsstörungsbingo: „Erhöhter Krankenstand bei den Triebwagenführern“ – mit dieser (glaubwürdigen) Begründung kündigt die S-Bahn wochenlange Einschränkungen auf den Linien S1, S3 und S5 an. Ab wann das gilt? Moment… (raschelraschel, blätterblätter) hier: Das tritt nach unserer Kenntnis… ist das sofort, unverzüglich! | |||
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Einmal Betriebsstörungsbingo komplett erlebte auf einer Fahrt von Spandau nach Mannheim und zurück Ex-RBB-Intendantin Dagmar Reim. Einige Auszüge der Schienen-Odyssee anhand der O-Töne der Bahnmitarbeiter, die sie dem Checkpoint übermittelt hat: „Unser Zug kann nicht die Höchstgeschwindigkeit erreichen, weil unser Lokführer nicht die nötigen Streckenkenntnisse hat.“ (Immerhin – verfahren hat er sich nicht). „Wir haben Frankfurt mit Verspätung verlassen. Der Grund dafür sind Kommunikationsprobleme.“ (Vielleicht „Aber das Navi sagt, ich soll links abbiegen!“?) Das Zwischenergebnis der Fahrt: Dagmar Reim kam erst drei Stunden nach der Bestattung einer guten Freundin in der alten Heimat an. Auf dem Rückweg ging’s so ähnlich weiter: „Korrektur: Unser Bordrestaurant hat zwar noch geöffnet, aber wir haben so gut wie keine Ware mehr.“ Das Ende der Reise nach einem Tag, der nicht wie im Flug verging: „Unser Zug hält nicht in Spandau.“ CP-Fazit: die Bahn beweist, dass man auch komplett neben der Spur übers Ziel hinausschießen kann. | |||
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Und was war gestern Nachmittag im Bahnhof Hamburg auf den Gleisen Richtung Berlin los? Es berichtet (mit Bild vom überfüllten Bahnsteig) Jan Petter vom „Spiegel“: „Die ICEs Hamburg-Berlin sind so überbucht, dass sie 20-30 Minuten lang nicht abfahren können. Die Züge fahren nur noch im Schritttempo ein, DB-Personal und Menschen ohne Reservierung sollen wieder raus. Erwachsene Menschen verstecken sich auf dem Klo oder blockieren mit Koffern.“ Es kommentiert Bahnchef Richard Lutz: „Ich verstehe manchen Unmut. Von unseren eigenen Ansprüchen sind wir derzeit weit entfernt.“ Im großen Tagesspiegel-Interview mit Heike Jahberg und Caspar Schwietering erläutert er heute, wann und wie das alles besser wird. | |||
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Der neue Tagesspiegel war inzwischen Thema in nahezu allen großen Medien, u.a. im Spiegel („Wie der Tagesspiegel die Zeitung revolutionieren will“ und in der Süddeutschen Zeitung („neues Erscheinungsbild“, „neues Konzept“, „die Zukunft“) – und natürlich auch im RBB-Medienmagazin auf Radioeins von Jörg Wagner (hier nachzuhören). Als Überraschungsgast wurde der renommierte Zeitungsdesigner und Leseforscher Norbert Küpper (u.a. Veranstalter des European Newspaper Award) zugeschaltet – sein Urteil nach Rücksprache mit Art-Direktoren aus ganz Europa: „Das ist ein gelungenes Werk“. Wenn Sie das überprüfen wollen (worüber ich mich sehr freuen würde), können Sie das 40 Tage lang kostenlos tun. 40 Seiten Welt, 40 Seiten Berlin, als E-Paper oder auf echtem Papier – ich bin sehr gespannt, was Sie davon halten! Zur Anmeldung geht es hier. | |||
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Niederlande, Argentinien, Frankreich und England haben ihr Ticket fürs Viertelfinale der WM in Katar schon gelöst. Und Sie? | |||
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