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Tagesspiegel Checkpoint vom Donnerstag, 13.03.2025 | bedeckt bei 2 bis 9°C. | ||
+ Spielt Hertha auch in der Dritten Liga im Olympiastadion? + Aus Berlin kommen fast keine Patente mehr + Selbst auf Parkplätzen stauen sich die Autos + |
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von Robert Ide und Sönke Matschurek |
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Guten Morgen, einsteigen bitte für eine neue Fahrt durch den alltäglichen Berlin-Wahnsinn! Während sich im Regierungsviertel vorzugsweise ältere Männer im Dauerstreit um noch zu leihendes Geld verhaken (neuester Stand der Sondervermögen-Sondierungs-Spieltheorien hier), scheint der Rest der Stadt langsam dauerhaft in den Bummelstreik zu treten. Wegen des Ausstands der Stadtreinigung quellen auf den Straßen und in den Parks die sowieso zu kleinen Mülltonnen nun vollends über – Berlin sieht also inmitten einer kühlen Woche aus wie am Ende eines sonnigen Wochenendes. Den nächstmöglichen buchbaren Termin bei einem Bürgeramt gibt es in exakt vier Wochen. Und auch der U-Bahn-Verkehr bleibt tagtäglich im Unterirdischen stecken: Gestern verkehrte die Innenstadt-Hauptschlagader U2 im Berufsverkehr im 9- bzw. 13-Minuten-Takt. Fehlt nur noch die Verspätungs-Durchsage von Verkehrssenatorin Ute Bonde (CDU): „Krise? Welche Krise?“ Eine Stadt, die wieder funktioniert, war das Versprechen des längst nicht mehr neuen Senats des Regierenden Bürgermeisters Kai Wegner (CDU). Vielleicht ging es dabei einfach gar nicht um Berlin. | |||
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Bei Hertha BSC bröckeln nicht nur in jedem Spiel die Abwehrreihen, sondern mittlerweile auch die Sitzreihen im Olympiastadion. Im Oberring der Ostkurve ist derzeit ein Areal wegen herausgelöster Betonstücke gesperrt. Es handelt sich um „Materialschäden in den Stützenköpfen der Natursteinpfeiler“, lässt Christoph Meyer, Veranstaltungs-Direktor des Olympiastadions, auf Checkpoint-Anfrage wissen. Die Reparaturen im laufenden Betrieb seien altersbedingte Routine, nachdem Wasser und Kälte 20 Jahre lang in das Gestein des 2004 neu eröffneten Riesenrunds eingedrungen seien. „Das Hüpfen der Fans ist nicht ursächlich für die aufgetretenen Schäden“, versichert Meyer. Beim 1. FC Magdeburg war dies zuletzt der Grund für Schäden am Stadion. Große Sprünge können Herthas Fans im Abstiegskampf sowieso nicht machen, zumal derzeit selbst der Verbleib des Klubs in der Zweiten Liga arg gefährdet ist. Bei einem Abstieg könnte sich Berlins Fußball-Dramaqueen die Stadionmiete nicht mehr leisten. Bis Montag muss der Verein alle Unterlagen beim DFB einreichen, um trotz wegbrechender Einnahmen eine Lizenz für die Drittklassigkeit zu bekommen. Kann Hertha dann überhaupt noch im Olympiastadion spielen? „Wir bereiten uns wie ehrliche Kaufleute auf alle möglichen Szenarien vor“, sagt Hertha-Geschäftsführer Thomas Herrich dem Checkpoint. Zur Stadionfrage möchte er sich aber nicht genauer äußern. Schon einmal hatte die landeseigene Stadiongesellschaft dem oft klammen Verein die Miete gestundet. Wie aus der Berliner Sportpolitik zu hören ist, wird über dieses Szenario gerade neu nachgedacht. Kleinere Stadien hat Berlin, abgesehen von der vereinseigenen Alten Försterei des Köpenicker Lokalrivalen 1. FC Union, kaum noch. Der Jahn-Sportpark in Prenzlauer Berg wird vor dem geplanten Neubau gerade zu Schutt zertrümmert, ins frisch sanierte Mommsenstadion in Westend passen nur 15.000 Zuschauer, das Poststadion in Moabit bietet bloß 10.000 Plätze – hätte aber immerhin eine Postkurve. Bleibt Hertha also auch unterklassig in der bröckelnden Ostkurve? Offizielle Gespräche zwischen Land, Olympiastadion und Verein gibt es darüber noch nicht. Aber Meyer bestätigt: „Es wurde bereits eine Absichtserklärung unterschrieben, dass alle drei Vertragspartner offen für solche Gespräche sind.“ Der bisherige Nutzungsvertrag gilt sowieso nicht für die Dritte Liga, sagt Meyer: „Es kann also alles frei verhandelt und besprochen werden. Im besten Fall muss es das aber nicht, so viel Hoffnung muss sein.“ Der Zuspruch für Hertha bröckelt noch nicht, selbst wenn Marmor, Stein und Abwehr bricht. | |||
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Berlin ist offenbar nicht mehr die Hauptstadt der Tüftlerinnen und Erfinder. Im zurückliegenden Jahr kamen von den Berlinerinnen und Berlinern (die fünf Prozent der Bevölkerung ausmachen) nur ein Prozent der Patente im ganzen Lande (468 Anmeldungen). Sind wir also überdurchschnittlich ideenlos? „Das muss zu denken geben“, gibt Berlins IHK-Vizepräsidentin Sonja Jost zu bedenken. „Patentanmeldungen sind ein wichtiger Anhaltspunkt dafür, ob es gelingt, wissenschaftlichen Erfindergeist zu marktfähigen Produkten weiterzuentwickeln.“ Die Wirtschaftsverwaltung denkt da ganz anders. „Patente sind nicht alles“, lässt Sprecher Matthias Kuder mitteilen. „Sie sind als einzige Kenngröße für Erfindungsgeist und Innovationserfolg ungeeignet.” Immerhin werde in der Stadt alle 17 Stunden ein Startup gegründet. Dabei war Berlin mal richtig patent. Aus der Hauptstadt kommen ikonische Erfindungen wie die Litfaßsäule fürs Auge (1855), Ohropax für die Ohren (1907), der zunächst „Heißluftdusche“ genannte Fön für die Haare (1909) und die ersten nahtlosen Kondome fürs Gefühl (1916). Werbung und Lärm, Mode und Sex – dit war Berlin! Und ist es heute noch. | |||
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Voll in Ordnung ist vieles in Berlin. Nur die Brücken nicht, wie man nicht nur am Dreieck Funkturm drüberschleichend erfahren kann. Da überraschte es, dass die gestrige Expertenanhörung im parlamentarischen Mobilitätsausschuss farbenfroh begann: Bevor die Fachleute des Senats zu Wort kamen, durften zwei Vertreter des Baukonzerns Max Bögl mit bunten Powerpointbildern für die modularen Brücken ihres Unternehmens werben, die schnell gebaut seien und auch breite Straßen überbrücken können. Resistent gegen Tausalz seien sie auch, relativ günstig sowieso. Vor allem die Grünen zeigten sich höchst irritiert über diesen Auftakt, wie mein Kollege Stefan Jacobs berichtet. Werner Graf sprach von einer „Kaffeefahrt“ und erkundigte sich, ob man der Firma Bögl nun „was anderes abnehmen" müsse, wenn es mit der von Verkehrssenatorin Ute Bonde (CDU) hochgelobten Magnetschwebebahn nichts werde. Grafs Fraktionskollegin Antje Kapek staunte über den "blütenreinen Lobbyismus" der schwarz-roten Koalition, der "jegliches Schamgefühlt fehlt, ein Privatunternehmen für eine reine Verkaufsshow einzuladen". Sie warnte, dass spätere Auftragsvergaben juristisch anfechtbar werden könnten, wenn vorab ein Anbieter seine Produkte im Parlament präsentieren durfte. CDU-Verkehrspolitiker Johannes Kraft wies die Kritik zurück – und fragte die Bögl-Vertreter nach den rechtlichen Rahmenbedingungen für die Genehmigung ihrer Modulbrücken. Direkt bestellt wurde aber immerhin noch nichts. | |||
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Wir machen weiter mit Stop and Go und mit der aufgestauten Frage: Was bringen die billigen Anwohnerparkausweise der Stadt, wenn sie schon keine Einnahmen bringen? Die Verkehrsverwaltung hat die Wirkung von elf Parkzonen untersucht. Detaillierte Ergebnisse aus mehreren Bezirken zeigen nun: Eine Parkraumbewirtschaftung bringt zwar mehr freie Parkplätze, weil ortsfremde Dauerparker sich woanders einen Abstellplatz suchen. Allerdings offenbart die Studie auch: In vielen Vierteln, etwa rund um den Tempelhofer Damm oder im Kreuzberger Wrangelkiez, besitzen die Anwohnenden mehr Autos, als es überhaupt Parkplätze gibt. Die Daten spiegeln außerdem „den aktuellen Trend einer steigenden Pkw-Ausstattung bei weniger Fahrleistung“ wider, heißt es in der Studie. Im Bellermannkiez in Gesundbrunnen oder rund um die Koloniestraße in Gesundbrunnen wird jeder fünfte Parkplatz von Autos mit Anwohnerparkausweis belegt, die mindestens vier Tage pro Woche ungenutzt am gleichen Ort herumstehen. Stopp statt Go. Wer will da noch behaupten, dass Berlin zu wenig Platz für Neues hätte? Und was denken Sie über Berlins Stau beim Parken? | |||
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Eine Ausflucht an die Ostsee lohnt sich immer, wird aber von immer mehr Erholungssuchenden skeptisch gesehen. Nach unserer Umfrage zu Urlaubsstornierungen wegen hoher AfD-Wahlergebnisse in Mecklenburg-Vorpommern äußern sich nun auch die Vertreter der Seebäder. „Genauso gibt es vielleicht auch welche, die genau deshalb hierherkommen, weil es blau ist. Insofern wird sich das alles ausgleichen“, meint Karsten Schneider, Bürgermeister des Ostseebads Binz (via ZDF). „Da gehe ich nicht mit“, entgegnet seine Kollegin Isabelle Marisken, Bürgermeisterin von Heringsdorf auf Usedom. Im Gespräch mit meinem Kollegen Julius Geiler sagt sie: „Wir möchten gute Gastgeber sein und das für jeden. Uns ist das nicht egal, wenn Menschen hier nicht mehr herkommen wollen." Warum Marisken die Berichterstattung über die Stornierungen trotzdem für übertrieben hält und wie sie sich die hohen AfD-Ergebnisse in ihrer Gemeinde erklärt, lesen Sie heute in unserem Tagesspiegel-Newsletter „Im Osten“. Den wöchentlichen Überblick zur politischen und seelischen Lage Ostdeutschlands können Sie kostenlos abonnieren, und zwar hier. | |||
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Der glattweg durchgefallene Probeunterricht fürs Gymnasium bringt viele Eltern weiter zur Verzweiflung. Nachdem erste Klagen gescheitert sind, müssen ihre Kinder bis Ende der Woche an anderen Schulen angemeldet sein. Von rund 2000 Schülerinnen und Schülern hatten wie berichtet nur 51 die Aufnahmeprüfung bestanden. Schulsenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) sprach ungeachtet dessen (oder gerade deshalb?) von einem funktionierenden Verfahren, Elternvertreter von einer „absoluten Frechheit“. Wir diskutieren das kontroverse Thema heute im Tagesspiegel-Talk „High Noon“. Sie können sich zwischen 12 und 13 Uhr einfach online zuschalten. Mit dabei sind Schulrechtsanwalt Olaf Werner, der betroffene Vater Christoph Podewils, der eine Petition gegen den Probeunterricht gestartet hat, sowie Hans-Jürgen Kuhn, der das Verfahren bereits in Brandenburg eingeführt hat, und unsere Tagesspiegel-Bildungsexpertin Susanne Vieth-Entus. Es moderiert Checkpoint-Kollegin und Vize-Chefredakteurin Anke Myrrhe. Sehen können Sie das Ganze dann hier. | |||
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