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Kurzstrecke |
Tagesspiegel Checkpoint vom Mittwoch, 09.06.2021 | Sommerliche 27°C mit Sonne und wenigen Wolken. | ||
+ Berlinale startet – mit virtueller Ticketschalterschlange und ungewohnter Freiheit + Schausteller sehen sich vom Senat diskriminiert + Justizsenator schimpft über zugeparkte Radwege – seine Mitarbeiter stehen drauf + |
von Stefan Jacobs |
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Guten Morgen, Die Berlinale fällt sonst in die wettertechnisch garstigste Woche des Jahres, aber 2021 beginnt sie eben heute, und die Sonne scheint einfach weiter. Im Vorprogramm gab’s gestern den obligatorischen Serverkollaps am Kopf der (virtuellen) Ticketschalterschlange, und CP-Berlinalekönig Robert Ide befand den leibhaftigen Marlene-Dietrich-Platz bei einem Kontrollgang für mausetot. Aber die RBB-Abendschau und auch die Stadt waren voll von enthusiastischen Freiluftkinobetreibern und erwartungsfrohen Gästen, die die ungewohnte Freiheit genießen. Dass gestern Abend im Freiluftkino am Schloss Charlottenburg die Premiere von „Rausch“ schon nach einer Minute beendet war, weil der Beamer wohl „Rauch“ verstanden und sich in selbigen aufgelöst hatte, ist ärgerlich, ändert aber nichts an dem Gefühl, dass es gerade wieder aufwärts geht. | |||
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Die Ausnahme vom Aufwärtsgang sind nach eigenem Bekunden die Schausteller der Stadt. Deren Interessengemeinschaft wirft dem Senat vor, ihnen als einziger Branche – und anders als alle anderen Bundesländer – weiterhin die Ausübung ihres Berufs zu verbieten: Floh- und Kunstmärkte seien wieder erlaubt, nur „Jahrmärkte und Volksfeste“ nicht. „Wie kann es sein, dass der Berliner Senat darüber nachdenkt, wie wieder in geschlossenen Räumen getanzt und gefeiert werden kann oder wie man einen Berlin-Marathon mit 35.000 Besuchern aus aller Welt organisieren könne, aber den hier Steuer zahlenden Schaustellerbetrieben die Existenzgrundlage unter den Füßen wegzieht?“, fragen die Betroffenen. Wir haben die Frage am Nachmittag der Wirtschaftsverwaltung weitergereicht, von der so schnell keine Rückmeldung mehr kam. | |||
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Dicke Luft gibt es auch in manchen Schulen, die heute wieder in den Vollbetrieb gehen sollen (nicht alle tun es). Die Beschaffung der knapp 8000 Luftfilter (CP von gestern) konzentriert sich laut Bildungsverwaltung auf „kleinere, mobilere Gerätevarianten“. Die Verteilung innerhalb der Schulen werde ebenso wie die fachgerechte Inbetriebnahme und Wartung von den Bezirken organisiert. Komplett wird das Bild erst dank der Mail eines IT-Verantwortlichen, der schreibt: „In meiner Schule stehen die vor Monaten gelieferten Luftfilteranlagen immer noch unausgepackt und nicht angeschlossen in einem Flur (Beweisfoto im Anhang). Die Riesendinger sind für die Klassenräume zu groß, zu laut und lassen sich baulich (Abluft) scheinbar gar nicht anschließen! Abgeholt wurden diese Fehlbestellungen bisher nicht. Man wartet wohl ab, bis Gras über die Sache gewachsen ist.“ Fazit: Traue keiner Statistik, die du nicht selbst stoßgelüftet hast. | |||
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Warum der Neptunbrunnen nicht als Schlossbrunnen vors Humboldt-Forum verlegt werde, obwohl sich doch der Regiermeister sowie eine Umfragemehrheit in der „Berliner Woche“ dafür ausgesprochen hätten, wollte Sebastian Czaja (FDP) vom Senat wissen. Die Senatsbaudirektorin antwortet sinngemäß: Stand gar nicht zur Debatte, aber muss bei der künftigen Gestaltung von Rathaus- und Marx-Engels-Forum auch nicht ausgeschlossen werden. Auch könne man den Brunnen klonen – „als qualitätvolle Replik, kongenial zu den hochwertig kopierten Schlossfassaden“. Es gebe allerdings weder Beschluss noch Geld dafür. Czaja würde die Fantasie des Senats lieber in eine andere Richtung lenken: „Warum das Konzept des Duplikats nicht auch auf den Wohnungsbau anwenden?“, schlägt er vor. Wenn die „Berliner Woche“ jetzt allerdings ihre Leser fragen sollte, ob sie lieber einen kopierten Brunnen oder einen kopierten Wohnblock in ihrer Nachbarschaft hätten, bekommt Czaja ein Problem. | |||
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Nachdem in der Frankfurter Allee eine 37-Jährige beim Umkurven eines Falschparkers überfahren worden war, twitterte Justizsenator Dirk Behrendt (Grüne): „Ich bin es so leid! Wozu legen wir bitte Radstreifen an, wenn sich der motorisierte Verkehr nicht darum schert? Radstreifen müssen konsequent freigehalten werden.“ Das sollte er mal ins Intranet stellen, denn seine Verwaltung hat gerade eine Bürgerbeschwerde vom Dezember 2020 (!) über einen auf der Radspur stehendenden Justiz-VW-Bus so beantwortet: Es habe sich um eine Dienstfahrt gehandelt, „diese beinhaltete im vorliegenden Fall auch die Verpflegungsaufnahme“ (die Besatzung war an der Imbissbude). Man habe jedoch „die Transportfahrer*innen auf ihre Verkehrspflichten“ hingewiesen und „mehr Sensibilität in Situationen gefordert, die andere Verkehrsteilnehmenden behindern könnten“. Parken Sie also bitte nur dienstlich die Radwege zu, wenn Ihr Herz nach Döner ruft. Und seien Sie sensibel, wenn Sie gegen Verkehrsregeln verstoßen. | |||
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Dabei fällt mir ein, dass ich noch jemanden grüßen möchte, nämlich den Fahrer der Tram 68, der am Köllnischen Platz geistesgegenwärtig die Türen geschlossen hielt, bis der auswärtige Mercedes-SUV mit ca. Tempo 50 rechts an der in Fahrbahnmitte haltenden Bahn vorbeigerauscht war. Der Autofahrer hatte die Haltestelle gar nicht bemerkt. Laut Polizei wurde dort bereits 2019 ein BVG-Fahrgast angefahren. Es gibt Eltern in Köpenick, die ihre Kinder wegen dieser Gefahrenstelle nicht mit der Bahn zur Schule fahren lassen. Müsste man da nicht eine Ampel installieren oder wenigstens ein großes H-Schild aufmalen? In Absprache mit der Schule wurden Bezirksamt und Senatsverkehrsverwaltung im März 2020 um Abhilfe gebeten. Das Büro von Baustadtrat Rainer Hölmer (SPD) antwortete am 4. März 2020: „Die Beantwortung wird noch etwas Zeit in Anspruch nehmen.“ Die Verkehrsverwaltung kündigte am 16. März 2020 „eine längere Bearbeitungszeit“ an. So viel zum Stand der Umsetzung des Großprojekts Vision Zero in Berlin. | |||
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