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Kurzstrecke |
Tagesspiegel Checkpoint vom Dienstag, 19.03.2024 | tagsüber sonnig, -1 bis 10°C. | ||
+ Soll die Julius-Leber-Kaserne umbenannt werden? + Berlinale sucht weiterhin nach einem Hacker + Wegner gegen höhere Parkgebühren für SUVs + |
von Robert Ide |
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Guten Morgen, diese Woche bricht der Frühling in Berlin sich Bahn. Und die Buchmesse um die Ecke in Leipzig zieht wieder viele Menschen in den Bann. Wir blättern deshalb heute zuerst im aufregendsten Roman über unsere Metropole, „Berlin Alexanderplatz“ von Alfred Döblin – geschrieben 1929 und immer noch nicht schlecht gealtert. Hier lesen wir: „Am Alexanderplatz reißen sie den Damm auf für die Untergrundbahn. Man geht auf Brettern. Die Elektrischen fahren über den Platz die Alexanderstraße herauf durch die Münzstraße zum Rosenthaler Tor. Rechts und links sind Straßen. In den Straßen steht Haus bei Haus. Die sind vom Keller bis zum Boden mit Menschen voll.“ Mit der Sonne kommen nun alle Menschen raus. Und selbst der Alex sieht ganz kurz fast schön aus. | |||
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Vor drei Wochen lief der Abspann der Berlinale – und geriet bezüglich des Nahost-Konflikts zum Drama mit politischer Schieflage. Neben einseitigen Schuldzuweisungen an Israel von Preisträgern auf der Abschlussgala blieb vor allem ein antisemitisches Posting vom Account der Berlinale-Sektion Panorama hängen, auch wenn dieses kurz darauf wieder gelöscht wurde. Die Berlinale sprach von einem „Hackerangriff“ und erstattete Anzeige gegen Unbekannt. Was ist daraus inzwischen geworden? Die Berlinale nimmt dazu auf Checkpoint-Nachfrage nicht konkret Stellung und verweist auf die laufenden Ermittlungen des Landeskriminalamts. „Uns liegen bislang keine Ergebnisse vor“, schreibt Berlinale-Sprecherin Frauke Greiner. Interessant allerdings ist: Der Aufsichtsrat, zu dem die scheidende Leitung vor einer Woche zum Rapport antreten musste, verlangte vom Festival, künftig „eine unautorisierte Nutzung der Social-Media-Kommunikation der Gesellschaft“ auszuschließen – was durchaus den Schluss nahelegen kann, womöglich könnte ein Mitarbeitender der Berlinale etwas mit den Posts zu tun gehabt haben, wenn auch unautorisiert. Justizsenatorin Felor Badenberg (parteilos) wollte zuletzt im Rechtsausschuss auch nicht konkreter werden (Video hier). Die einst beim Verfassungsschutz für Cyberabwehr zuständige Badenberg stellte aber sicherheitshalber klar: „Ein Hackerangriff bedeutet, dass ein Unberechtigter sich Zugriff verschafft hat auf das IT-System eines Dritten – in dem Fall auf das die Berlinale-Leitung.“ War dieser Unberechtigte ein der Berlinale Unbekannter oder nicht? Diese Frage bleibt nach dem Festival weiterhin offen, auch wenn der Vorhang längst gefallen ist. | |||
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Alte Namen geben der Geschichte ein Gewicht in unserer Gegenwart. Bei der Julius-Leber-Kaserne in Wedding zeigt sich dabei ein historischer Makel: Viele für wichtig genommene Menschen sind männlich. So unterschlägt die Ehrung des von den Nationalsozialisten ermordeten Widerstandskämpfers Julius Leber das Wirken seiner Frau Annedore. Auch sie war im Widerstand aktiv. Der Historiker Nicolas Basse schlägt nun vor, den Kasernennamen um ihren zu erweitern. Was hält die Bundeswehr davon? Das wollten wir vom Landeskommando Berlin (LKdoBE) wissen, das unsere Anfrage an das Territoriale Führungskommando (TerrFüKdoBw) weiterleitete. Dieses wiederum verwies an das Bundesministerium der Verteidigung (BMVg), welches sich bislang nicht zurückgemeldet hat. Damit ist schon mal klar: Für eine Umbenennung bräuchte es den ganz langen Dienstweg. | |||
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Weiter geht’s hier mit einer Warnung: Berlin hat immer noch zu wenige Warnsirenen. Bis Ende vorletzten Jahres sollten 411 über Berlin verteilt auf Dächern stehen, etwa auf Feuerwachen, landeseigenen Wohnhäusern und der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz. Um Berlin vollständig mit Alarmtönen zu warnen, bräuchte es wegen der besonderen Topografie sogar 580 Sirenen. Doch bislang sind nur 218 montiert und davon auch nur 140 einsatzbereit, wie am Montag im Innenausschuss bekannt wurde. Für vielen Sirenen laufe noch der Abnahmeprozess, hieß es. Die Gründe dafür sind die üblichen: zu wenig Material, zu wenige Fachkräfte, zu wenig Nachdruck. Ein unübliches Problem kommt allerdings in Berlin hinzu: die technischen Schnittstellen. Das Bundesamt für Katastrophenschutz kann die Sirenen der Hauptstadt bislang nicht ansteuern. Dies sollte nach Checkpoint-Recherchen eigentlich schon bis Ende letzten Jahres der Fall gewesen sein. Nun aber lässt Innen-Staatssekretär Christian Hochgrebe (SPD) wissen, der Testbetrieb beim diesjährigen bundesweiten Warntag im September werde wieder „ohne die Sirenen in Berlin“ stattfinden. Dabei wäre es schon schlau, sich an Alarmsignale zu gewöhnen, findet Berlins Bundeswehr-Kommandeur Jürgen Karl Uchtmann. Der Brigadegeneral mahnt, die Bevölkerung solle schon ab der Schule aufgeklärt werden, was welche Signale bedeuteten und wie man sich dann verhalten müsse. Bis wir irgendwann so weit sind, geht in Berlin nur folgende Warnung raus: Sirene, wir hören nichts! | |||
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