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Kurzstrecke |
Tagesspiegel Checkpoint vom Freitag, 01.12.2023 | Nebelig bei -7 bis -4°C. | ||
+ Landessportbund Berlin fragt Parteizugehörigkeit von Führungspersonal ab + Vor Silvester: Firma lädt zum „Musterschießen“ ein + Ehrenamtliches Engagement: Verein „Kinder Kochen“ sucht neuen Vorstand + |
von Lorenz Maroldt und Lotte Buschenhagen |
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Guten Morgen, zum 75. Gründungstag der Freien Universität hält Gesine Schwan heute Nachmittag in Dahlem eine etwas ungelenk betitelte Festrede: „Was sollen Wahrheit, Gerechtigkeit und Freiheit im Zeitalter von Fake News?“, das klingt tatsächlich ein wenig nach „Was erlauben Strunz?“. Zudem ist ja für Wahrheit, Gerechtigkeit und Freiheit seit ein paar Monaten nicht einmal mehr Platz im Markenzeichen der FU – das legendäre Gründungsmotto „Veritas, Iustitia, Libertas“ wurde aus dem Erscheinungsbild der Hochschule gestrichen und blieb nur noch im Siegel erhalten. Der frühere FU-Justiziar Peter Wex forderte Schwan jetzt kurz vor ihrer Rede in einem Brief zum Protest gegen den Wegfall von „Veritas, Iustitia, Libertas“ auf: „Ich bin empört“, schreibt das Mitglied der Ernst-Reuter-Gesellschaft. Man wüsste gerne, was Edwin Redslob zu alldem sagen würde. Der Kunsthistoriker, 1945 Mitgründer des Tagesspiegels, gehörte 1948 zu den Gründungsmitgliedern der Freien Universität, war erster Rektor der Hochschule – und hat das ursprüngliche Markenzeichen mit dem „Veritas, Iustitia, Libertas“-Motto gestaltet. Sein Entwurf wurde damals der Öffentlichkeit bei der Gründungsfeier im Steglitzer „Titania“-Palast präsentiert. Redslob ist vor fünfzig Jahren gestorben, und die Zeiten ändern sich – auch der Tagesspiegel hat sein „Rerum Cognoscere Causas“-Logo von der Titelseite auf die Innenseite mit dem Impressum verbannt. Wer kann denn auch heute noch Latein? | |||
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Der Tradition und dem Anspruch unserer Zeitung bleiben wir auch so verbunden, und deshalb schauen wir heute auch noch kurz auf Redslobs Tagesspiegel-Mitgründer Erik Reger. Der bekannte Nazigegner war einst in die Schweiz emigriert, durfte dort aber nicht arbeiten und musste 1936 wegen ‚Überfremdung‘ das Land wieder verlassen. In diesem Jahr sind zwei Bücher mit Artikeln des ersten Tagesspiegel-Chefredakteurs neu erschienen. Markus Hesselmann, Leiter unserer Bezirksnewsletter-Redaktion, hat sie gelesen; seinen Artikel dazu finden Sie hier. | |||
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Und da wir jetzt schon tief in der Vergangenheit gelandet sind: Dieser Tage bekamen wir eine Mail von unserem Leser Wolfgang Teschner – er teilte uns mit, dass seine Mutter Elisabeth Teschner, Ehefrau des ehemaligen Deutschen Schachmeisters und Tagesspiegel-Mitarbeiters Rudolf Teschner, kurz nach ihrem 100. Geburtstag in Lankwitz gestorben ist. Auch Elisabeth Teschner spielte Schach: Zwischen 1963 und 1997 war sie mehrmals Berliner Meisterin. Und sie war, wie ihr Mann, eine Tagesspiegel-Kollegin: Von den 60er bis in die 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts arbeitete sie bei Hans von Przychowski, damals Chef vom Dienst, bis 1991 dann Mitglied der Redaktionsleitung. Jetzt aber mal zurück in die Gegenwart: | |||
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Die CDU-Fraktion hat’s voll erwischt: Wegen etlicher Corona-Erkrankungen (CP vom 29.11.) bangte Geschäftsführer Heiko Melzer vor der Sitzung des Abgeordnetenhauses sogar um die parlamentarische Mehrheit. Bereits am Mittwochabend hatte er zwar alle CDU-Abgeordneten mit einem positiven Test aufgefordert, nicht ins Plenum zu kommen, bat aber alle anderen, „wenn irgend möglich anwesend zu sein, die ganz Gesunden natürlich sowieso“. Schon in Warschau, als die ersten Fälle auftraten, hatte sich die Fraktion ausreichend Tests und Masken besorgt. Kai Wegner setzt sich seine Maske sogleich als fröhliches Hütchen auf den Kopf und fragte jeden gut gelaunt nach dem Testergebnis („Na, du auch?“) – nicht alle fanden das so lustig wie der Regierende Bürgermeister. | |||
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Lustig fand dagegen Wegners Dauerduellant Friedrich Merz, was Journalist Robin Alexander gestern Abend bei Maybrit Illner über den Regierenden Bürgermeister zu sagen hatte, nämlich: „Die Berliner CDU, wo Herr Wegner schon vor zwanzig Jahren eine Rolle spielte, hat hier mal einen Landeshaushalt angerichtet, der ungefähr so war wie zwischen Griechenland und Simbabwe.“ Die leicht hämische Heiterkeit des CDU-Bundesvorsitzenden können Sie sich ja hier mal ansehen. | |||
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Nach der Silvesterböllerei ist vor der Silvesterböllerei (und damit auch vor der nächsten folgenlosen „So geht’s aber nicht!“-Empörung), und während der Bezirk Tempelschön die leidgeplagten Jahreswechsel-Einsatzkräfte von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdiensten ehrt, wie unsere Kollegin Sigrid Kneist in ihrem Bezirksnewsletter berichtet, wühlen wir auf der Suche nach weiteren Knüllern in der Spambox … und finden das hier: eine „Einladung zum Musterschießen“ der Feuerwerksfirma Comet. „Der letzte Jahreswechsel“, lesen wir da, habe „verdeutlicht, dass das Zünden von Privatfeuerwerk in der Silvesternacht nach wie vor eine geschätzte und beliebte Tradition ist“. Da kann so ein bisschen Musterschießen ja nicht schaden. Und wir stellen fest – Heinz Buschkowsky hat recht: Neukölln ist überall. | |||
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Ein Fragebogen des Landessportbunds Berlin hat bei Checkpoint-Lesern Aufregung ausgelöst. Erfasst werden sollen damit laut Einleitung „alle Geschäftsbeziehungen von haupt- und ehrenamtlichen Beschäftigten … zur Vermeidung von Interessenkollisionen“. Abgefragt werden allerdings auch „Mitgliedschaften in Parteien innerhalb Deutschlands“. Nun ist ja nicht jede Parteimitgliedschaft eine Schande, aber: Geht das nicht ein bisschen weit? Wir haben beim LSB nachgefragt, hier die Antwort von Direktor Friedhard Teuffel: „Als Landessportbund sehen wir uns unserem Leitbild entsprechend und im Sinne von Good Governance zu größtmöglicher Transparenz verpflichtet. Das betrifft auch denkbare Interessenkonflikte. Von den elf Präsidiumsmitgliedern wie von den leitenden Angestellten fragen wir daher neben möglichen geschäftlichen Verquickungen eine Parteizugehörigkeit ab, nicht jedoch von anderen hauptberuflich Beschäftigten oder ehrenamtlich Engagierten. Auch wenn es hierbei in der Vergangenheit keine relevanten Vorfälle gab, wollen wir vorbeugend ansetzen und handeln.“ Ergänzend teilt LSB-Pressesprecher Gerd Gaus mit: „Beim Gros der Mitarbeitenden ist der Part Parteizugehörigkeit im Fragebogen nicht enthalten.“ Aber ist sie beim oben genannten Personenkreis überhaupt erlaubt? Wir geben diese Frage mal an die Rechtskundigen unter unseren Leserinnen und Lesern weiter – wir freuen uns auf Ihre Antworten an checkpoint@tagesspiegel.de. | |||
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Update zum Neuköllner Kulturzentrum Oyoun (CP vom 30.10.): Bereits im Mai 2022 hat der Kriminalpolizeiliche Meldedienst dort einen Fall politisch motivierter Kriminalität – konkret: der Volksverhetzung – im Kontext einer Veranstaltung registriert. Gegenstand des staatsanwaltlichen Verfahrens war der Mitschnitt eines Events zum Thema „Palästinensische Stimmen in Deutschland. Wie kann die Unterdrückung enden?“. Das Verfahren richtete sich gegen drei Diskussionsteilnehmer, wurde am 17. Oktober 2023 jedoch eingestellt. In diesem Jahr förderte die Senatskanzlei noch mit Lottomitteln eine Veranstaltung in dem Kulturzentrum. Für 2024 und 2025 hatte der Senat jeweils 1 Mio. Euro für das Kulturzentrum vorgesehen, die jetzt aber nicht mehr ausgezahlt werden sollen. (Q: DS 19 /17295, MdA Manuela Schmidt). | |||
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