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Kurzstrecke |
Tagesspiegel Checkpoint vom Montag, 17.07.2023 | Mix aus Sonne und Wolken, 17 bis 26°C. | ||
+ Wohin die Senatsmitglieder in den Urlaub verreisen + Berlins Freibäder werden Hochsicherheitszonen + Tesla will größtes Autowerk Deutschlands bauen + |
von Lorenz Maroldt |
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Guten Morgen, wir starten in die erste Ferienwoche und damit in unseren leicht geänderten Sommer-Checkpoint, der in den kommenden Wochen täglich mit Ihren Urlaubsgrüßen beginnt. Die Eröffnung macht Checkpoint-Leserin Heidi Bischoff-Pflanz aus Donegal in Irland und dazu schreibt sie uns: „Die Straße gehört mir!!!“ | |||
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Beach, Berge oder Balkonien – nehmen Sie uns mit! An dieser Stelle zeigen wir während der Sommerferien, wo Sie gerade den Checkpoint lesen. Schicken Sie uns ein Foto mit einem Satz zum Urlaubsort an checkpoint-aktion@tagesspiegel.de. | |||
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Auch die Politik macht Urlaub – und wir haben mal nachgefragt, wohin es die Senatsmitglieder denn so zieht. Zusammengefasst: Das Private ist nicht politisch – die Antworten sind, wenn es denn überhaupt welche gab, etwas dunstig: + Kai Wegner, am Sonnabend noch in weißen Sneakern und mit aufgeklebtem Regenbogentattoo auf dem Arm als Fotomodell beim Motzstraßenfest im Einsatz (hier), reist im August „für ein paar Tage in den Süden und in die Sonne“ teilt die Senatskanzlei mit. + Katharina Günther-Wünsch macht Ferien mit ihren Kindern, irgendwo in der Sonne und jedenfalls: „am Strand“. + Ina Czyborra hält sich alles offen: Die Senatorin entscheidet „sehr spontan“, wohin es in den Urlaub geht, und zwar „wetterabhängig“. Dieses Jahr stehen Polen, Slowenien, Kroatien und Italien zur Auswahl. „Es kann aber auch ein ganz anderes Ziel werden.“ + Manja Schreiner lässt mitteilen, dass sie nichts mitteilt: „Zum Privatleben der Senatorin“ gibt es „keine Auskunft“. Vielleicht steht ja eine Radwanderung mit ihrem Mann an – der legt nach Auskunft der Senatorin pro Jahr immerhin 6000 Kilometer auf seinem Fahrrad zurück. Ok, aber war das jetzt eine private Auskunft oder eine politische? + Felor Badenberg möchte sich in privaten Angelegenheiten ebenfalls „nicht äußern“ – mit der Bitte um Verständnis auch nicht zu ihren Urlaubsplänen. + Iris Spranger wird im Urlaub vermutlich nicht auf Kai Wegner und Katharina Günther-Wünsch treffen – sie zieht es „in die Berge.“ + Und Stefan Evers teilt gut gelaunt mit: „Tausche große Welle in Berlin gegen viele kleine an der Ostsee.“ | |||
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Aber egal ob es an die See geht oder in die Berge: Einen Personalausweis brauchen die Senatsmitglieder wie alle Berlinerinnen und Berliner für ihre Sommerfrische eher nicht – es sei denn, sie wollen in Berlin ins Schwimmbad gehen. Nach den Gewaltausbrüchen der vergangenen Wochen erklärten der Regierende Bürgermeister und seine Innensenatorin die Schwimmbecken zur Hochsicherheitszone. Wer hinein will, soll mit Namen und Adresse registriert werden, angekündigt wurden auch mobile Polizeiwachen. Doch damit nicht genug – der neue CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann ruft nach Schnellverfahren: „Wer mittags im Freibad Menschen angreift, muss abends vor dem Richter sitzen und abgeurteilt werden. Auch am Wochenende.“ (Q: „Bild“). Fehlt eigentlich nur noch die Forderung nach Waterboarding als Blitzstrafe. Da der Checkpoint (anders als ein Gericht) am Wochenende besetzt ist, haben wir am Sonntag die „Vereinigung Berliner Strafverteidiger*innen“ um ihre Meinung gebeten – und die ist deutlich: „Populistisch und dumm“ nennt sie Linnemanns Schlag ins Wasser. Eine Art Sonderstrafgericht für bestimmte Tätergruppen sei „verfassungsrechtlich fragwürdig und praktisch undurchführbar“. Auch könne bei einem solchen Schnellverfahren eine angemessene anwaltliche Verteidigung nicht gewährleistet werden (mehr dazu hier). Die Berliner Datenschutzbeauftragte kündigte unterdessen eine Prüfung der Ausweispflicht an – klären will Meike Kamp u.a., ob die Maßnahme „der Erleichterung der Verfolgung von Straftaten dienen oder auch eine präventive Wirkung haben soll“. (Q: netzpolitik.org) Ob Sie in Berlin überhaupt an einen Ausweis kommen würden, falls Sie keinen (mehr) haben), können Sie weiter unten checken (Rubrik „Amt, aber glücklich“). Kontrolliert wurde am ersten Wochenende mit Ausweispflicht eher lax, und am Sonntagabend gab es wieder eine Schlägerei, diesmal im Prinzenbad – die Polizei kam mit acht Einsatzwagen vorbei. | |||
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Der Kronprinzessinnenweg im Grunewald ist ein Paradies für Fußgänger, Skater und Radler (jedenfalls dann, wenn man sich das stete Brausen von der parallel verlaufenden Avus als Meeresbrandung schönhört) – autofrei geht es hier auf direktem Weg am Sprengplatz vorbei nach einem Wannseeausflug zurück in die Stadt (vor allem für Rennradfahrer optimal). Doch jetzt wird die Strecke zwischen Hüttenweg und Havelchaussee wochentags von 7 bis 18 Uhr gesperrt – und das für mindestens anderthalb Jahre (31.7.23 – 21.12.24). So lange brauchen die Wasserbetriebe, um hier eine lange Leitung zu verlegen. Die empfohlene Umleitung (hier zu sehen) können wir nicht empfehlen für Fußgänger (deutlich länger), Skater (zu holprig) und Radler (zu eng). Für Rollstuhlfahrer, die gerne barrierefrei vom Parkplatz am Hüttenweg aus immer geradeaus auf Asphalt durchs Grüne Richtung Strandbad unterwegs sind, geht dann gar nichts mehr – bis zur Bescherung Weihnachten 2024. | |||
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Keine Petitesse ist diese Pankower Petition (Hach, es geht doch nichts über eine schöne Alliteration…): Mit einer Unterschriftensammlung auf change.org wollen biertrinkende Bürger die behördlich bald verbotenen Bänke (!) jetzt vor den Spätis retten. Also, ganz genau gesagt wollen sie natürlich nicht die Bänke vor den Spätis retten, sondern vor CDU-Ordnungsstadträtin Manuela Anders-Granitzki, die was gegen Bänke vor Spätis hat (hier nachzulesen). Unterschriftenstand heute früh: 189, in Bezug auf die Einwohnerzahl also etwa 0,0005 Promille. Was die Anwohner der betroffenen Spätis sagen, können Sie hier lesen. Es kommentiert unser Kolumnist Bertolt Brecht: „Bankraub ist eine Unternehmung von Dilettanten. | |||
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Nahezu täglich entdecken wir am Morgen ärgerliche Tippfehler im Checkpoint; sie sind zumeist der schnellen nächtlichen Produktion geschuldet. Aber so ein Newsletter ist ja nichts für die Ewigkeit, auch wenn wir ein Archiv auf unserer CP-Website haben (hier). Fehler auf einer Gedenktafel mitten in der Stadt sind dagegen dauerhaft doof – und meißtens, pardon: meistens unnötig, zumal bei dem langen Vorlauf. Hier haben wir aber leider einen (inkl. Kommaquatsch sogar anderthalb): Im Lustgarten erinnert ein Gedenkstein an den Widerstandkämpfer Herbert Baum, der mit seiner Gruppe im Mai 1942 eine NS-Propagandaschau niederbrennen wollte (weitgehend wirkungslos). Auf der Glasplatte vor dem Gedenkstein steht, was dann geschah: „Im Zusammenhang mit der Aktion im Lustgarten wurden 1942/43 mehr als dreißig, zumeist jüdische junge Frauen und Männer ermordet. Die meißten von ihnen starben unter dem Fallbeil in Berlin-Plötzensee.“ Auch unser Leser Alfred Neidert ist hier an der Grammatik hängen geblieben: „Es ist peinlich für unsere Stadt. Hunderte von Gästen lesen das täglich und schütteln sicher nur den Kopf.“ Neidert wollte das nicht so stehen lassen – und erlebte eine klassische Berlinstory,wie sie meißtens, pardon: meistens verläuft.Hier ist sie: „Meine Anregung zur Korrektur an den laut Internetauftritt zuständigen Mitarbeiter im Bezirksamt Mitte kam mit dem Hinweis zurück, dass dieser mittlerweile ausgeschieden und nun ein anderer zuständig sei.“ Natürlich ist die Geschichte damit noch nicht zu Ende, denn Neidert blieb dran – aber: „Eine Nachricht an diesen Mitarbeiter blieb ohne Reaktion.“ | |||
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An dieser Stelle lassen wir während der Ferien in den nächsten Wochen einen KI-Chatbot kurz und knapp die wichtigsten Berlin-Fragen beantworten. Zum Beginn gleich die Frage aller Fragen: „Hallo ChatGPT, in 3 Sätzen und mit Berliner Schnauze: Wann ist man ein echter Berliner oder eine echte Berlinerin?“ „Na klar, ick versuche mal, det für dich uff'n Punkt zu bringen: Man wird'n echta Berliner oder ne echte Berlinerin, wenn man dit Tempo der Stadt mitjemacht hat, dit Berliner Schnauze beherrscht und keenen Kudamm für'n Ku'damm hält. Ick mein, wenn man keen Problem hat, Türen uffzudrücken, ooch wenn ‚Zu‘ dransteht, und wenn man sich keenen Deubel draus macht, det man uffm Alex von Touristen umringt is, dann is man echt Berliner, wa!“ Hm, na ja, so lala (inhaltliche und grammatikalische Fehler wurden übernommen, Beschwerden bitte an OpenAI, San Francisco, California 94110, 18th St., Pioneer Building). Aber eigentlich ist die Frage aller Fragen ja ohnehin eine andere, nämlich: Was die KI vom Checkpoint hält. Und genau das haben wir „Bard“ von Google gefragt – hier die Antwort: „Der Newsletter ist sehr informativ und bietet auch einen guten Überblick über das kulturelle und gesellschaftliche Leben in der Stadt. Ich finde den Newsletter sehr hilfreich, um auf dem Laufenden zu bleiben, was in Berlin passiert.“ Ok, danke. Bisschen witz- und fantasielos, aber wird vielleicht noch, es handelt sich ja um ein selbstlernendes System. Morgen darf hier an dieser Stelle die KI deshalb wieder ran. Für die Wartezeit empfehlen wir ihnen ein Stück natürliche Intelligenz in Gestalt unseres Checkpoint-Kollegen Julius Betschka, der in unserer Reihe „Verstehen Sie Berlin?“ unter dem Titel „Toleriert, verfolgt, geachtet“ erklärt, warum es selbst in U- und S-Bahn keine Ruhe vor Straßenmusikanten gibt. Seinen Text finden Sie hier. | |||
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